Watch Dogs - Assassin's Dogs?

Was Watch Dogs auf keinen Fall sein will: Assassin's Creed in Chicago. Woran uns Watch Dogs trotzdem erinnert: Assassin's Creed in Chicago. Aber das muss ja kein Nachteil sein - oder?

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Ein bisschen schmunzeln müssen wir schon: Gerade hat Aiden Pearce ein potenzielles Verbrechen vereitelt, aus einem harmlosen Streit drohte handfester Baseballschläger-Ernst zu werden, da fährt er auf der anschließenden Verfolgungsjagd prompt einen unschuldigen Zivilisten über den Haufen. »Hoppla«, kommentiert Jonathan Morin dieses Missgeschick, »das dürfte seinem Ruf jetzt nicht unbedingt zuträglich gewesen sein«. Und eine Texteinblendung tadelt zustimmend: »Tötungsdelikt: minus 15«.

Wo gehobelt wird, wollen wir gerade denken, als Aiden nicht nur einen beeindruckenden Auffahrunfall produziert, sondern danach auch bei dem Versuch scheitert, die Reifen des vorausfahrenden Baseballschläger-Schwingers zu zerschießen. Zivilcourage kann ganz schön gemeingefährlich sein.

Jonathan Morin ist übrigens der Creative Director von Watch Dogs, und er führt uns beim Vor-Ort-Termin in Paris durch eine Demo-Version des Spiels. Selbst Hand anlegen dürfen wir leider nicht; auch Story-Missionen gibt's keine zu sehen, obwohl laut Morin mehr als 100 geplant seien. Stattdessen erleben wir eine rund halbstündige Präsentation der Open-World-Aspekte, das sogenannte »Free Roaming«, immerhin live gespielt von Chef-Designer Danny Belanger - ein Name, vor dem sich Fußgänger in Acht nehmen sollten.

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»Vergewaltiger kümmern mich einen Scheiß«

Entwickler Ubisoft Montréal stellt dieses »Free Roaming« nicht ganz zufällig in den Mittelpunkt der ersten großen Pressetour, denn Jonathan Morin ist erkennbar stolz auf seine dynamische Welt. Wo wir in anderen Open-World-Spielen von einem Hotspot zum nächsten hetzen, sollen die Spielelemente von Watch Dogs organisch aus dem simulierten Chicago wachsen.

Wenn Aiden die Pistole zückt, dann hat das Konsequenzen: Die fliehenden Passanten rufen gleich die Polizei. Die haben schließlich auch Handys. Wenn Aiden die Pistole zückt, dann hat das Konsequenzen: Die fliehenden Passanten rufen gleich die Polizei. Die haben schließlich auch Handys.

Ein Beispiel: Beim gemütlichen Schlendern durch die Straßen hackt sich Protagonist Aiden Pearce in die SMS-Unterhaltung eines Drogendealers - und erfährt buchstäblich im Vorbeigehen, dass der Kumpel dieses Dealers einen Mord plant, weil jemand seine Frau vergewaltigt habe. Erst jetzt wird der »Missionsort« auf der Karte markiert und Aiden kann entsprechend eingreifen. Oder es kurzerhand bleiben lassen: »Ich weiß ja nicht, wie es euch geht«, sagt Jonathan Morin, während der von Danny Belanger gespielte Aiden teilnahmslos eine durchaus vermeidbare Exekution beobachtet, »aber Vergewaltiger kümmern mich einen Scheiß«.

Im Gegensatz zur überfahrenen Passantin nimmt ihm das keiner krumm, auch nicht die Spielmechanik, die bestimmte Handlungen des Spielers entsprechend belohnt und bestraft - schließlich hat Aiden ja im wahrsten Sinne des Wortes nichts getan und wurde beim Nichtstun auch von niemandem gesehen. Das Reputationssystem von Watch Dogs basiert also fundamental darauf, dass Verbrechen (oder gute Taten, was das betrifft) auch wirklich wahrgenommen werden. Würde Aiden beispielsweise unentdeckt das Bankkonto einer jungen, alleinerziehenden Mutter restlos ausräumen, dann bestrafte ihn das Spiel dafür nicht; es wüsste ja keiner, dass er dahintersteckt.

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Mehr zur Story? Fehlanzeige.

Aber wer ist dieser Aiden Pearce eigentlich? Die Kurzfassung: Aiden ist besessen von den technischen Überwachungsmöglichkeiten der schönen neuen Watch Dogs-Welt, nachdem seiner Familie in der Vergangenheit ein schreckliches Unglück passierte und er nun sicherstellen will, dass so etwas nie wieder passiert - natürlich vergeblich. Klingt schwammig? Finden wir auch, aber Ubisoft Montréal rückt trotz expliziter Nachfrage nicht mit Details zur Story heraus. »Das sollen die Spieler selbst erleben«, sagt Morin. Was übersetzt wohl so viel heißt wie: »Darüber sprechen wir dann bei einem anderen Termin«.

Um wen es sich bei dieser Dame handelt? Ist noch ein Geheimnis - genau wie die eigentliche Handlung. Um wen es sich bei dieser Dame handelt? Ist noch ein Geheimnis - genau wie die eigentliche Handlung.

Diese andeutungsschwangere Geheimniskrämerei ist bedauerlich, denn Aiden fehlt spürbar das Profil. Ein moderner »Vigilante«, ein Rächer sozusagen, soll er sein, bloß kommt das einfach (noch?) nicht rüber, weil sein Charakter und seine Motivation bestenfalls grob umrissen werden und in den bislang gezeigten Spielszenen überhaupt keine greifbare Rolle spielen. Gerne hätten wir in Paris mehr erfahren als die ohnehin schon längst bekannten Story-Häppchen, aber der Wunsch blieb Vater des Gedankens. Trotz all der schon oft gelobten Highlights dieses potentiell sehr spannenden Spiels muss die Frage erlaubt sein: Gibt's überhaupt mehr zu erfahren? Steckt in Watch Dogs eine spannende Geschichte mit glaubhaften Figuren? Oder schweigen die Entwickler, weil sie nichts zu sagen haben?

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