Zum ersten Mal fragte ich mich, wie viele Gehirnzellen man sich eigentlich entfernen lassen muss, bis man auf die Idee kommt, die Ware unter einen klapprigen Verkaufstresen zu legen, statt vorsichtig für Nachschub zu sorgen. Aber gut, Logistik ist nicht jedermanns Fach. Dass man allerdings nicht in der Lage war, in einem Media Markt (!) eine Lautsprecheranlage zu installieren und den Leuten per Mikrofon mitzuteilen, dass man doch bitte weiter zurückgehen müsse, das verdient meinen ganzen nichtvorhandenen Respekt. Während dieser verschwitzten Wartezeit gewinnt man Klarheit. Schon im beliebten Online-Rollenspiel selber und hier im Media Markt erst Recht spiegelt sich die gesamte Palette menschlicher Verhaltensweisen wieder: Zunächst Freude (»Heut geh ich in den Media Markt und hole mein Spiel!«), dann Hetze (»Da, der Stand, ich renne direkt darauf zu«), ungebändigte Euphorie (»Ich hab ein Spiel…oder auch fünf, wheeeha!«), Leid und Trauer (»Ich hab keins bekommen…«), Zorn.
Bei Zorn schließt diese Geschichte schon fast. Als man die Meute, die immerhin noch aus rund 800 Wartenden bestand, nach zwanzigminütiger Wartezeit damit aus dem Laden vertreiben wollte, dass man sagte, jetzt gäbe es -- Achtung! -- nur noch Spiele für Vorbesteller, war die Entgeisterung groß. Mir als erwachsenen Menschen wollte sich der Glaube nicht recht einstellen, dass jetzt bürokratisch korrekt Vorbesteller abgewickelt werden, aber einige zogen unter lautem Schimpfen von dannen. Bis es plötzlich hieß: »Hier is noch’n Karton.« Da wurde es dann hektisch. Körper knallten aneinander, Menschen sprangen über ausgestellte Staubsauger und griffen in die Kiste, als hinge ihr Leben davon ab. Ich stand leider strategisch ungünstig, ich hätte meinen Körper durch eine massive Holzpalette drücken müssen, und glücklicherweise erinnerte ich mich zügig daran, im echten Leben kein Taurenkrieger zu sein.
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