GTA 5: Die australische Petition und die Medien

Dieses Thema im Forum "Spieleforum" wurde erstellt von meisterlampe1989, 5. Dezember 2014.

  1. meisterlampe1989

    meisterlampe1989
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    Hallo. Wie Ihr wahrscheinlich durch die Gamestar-News erfahren habt, haben mehrere australische Supermärkte aufgrund einer Petition GTA 5 aus dem Handel genommen.
    In der Petition stehen mehrere Behauptungen über GTA 5 aufgestellt, die absolut an den Haaren herbeigezogen sind. Beispielsweise, dass man für das gezielte Töten von Frauen Punkte bekommt.

    Natürlich ist genau das eingetreten, was ich befürchtet (aber leider auch erwartet) habe und zahlreiche Medien haben sich auf diese Meldung gestürzt und ohne jegliche kritische Begutachtung die Forderungen aus der Petition übernommen. Ausgerechnet die "Bild" hat an den Konjunktiv gedacht :-D.

    Besonders empört war ich von der FAZ, die ich eigentlich dem Qualitätsjournalismus zuordnen würde. Also habe ich denen einen Leserbrief geschickt, den ich mit euch teilen möchte. Ich würde gerne eure Meinung dazu hören. Den Link zum Artikel findet Ihr in meinem Zitat:

    "Sehr geehrte Damen und Herren.
    Auf Ihrer Homepage haben Sie einen Artikel veröffentlicht (http://www.faz.net/aktuell/wirtscha...piel-nach-proteststurm-verbannt-13302046.html), der sich mit der Verbannung von GTA 5 aus australischen Supermärkten aufgrund einer Petition befasst. Im Artikel haben Sie ohne jegliche journalistisch-kritische Überprüfung Behauptungen aus der Petition übernommen.
    Konkret geht es um folgende Textstelle: "Die Computerspielreihe „Grand Theft Auto“ (GTA) ist eine der erfolgreichsten überhaupt. Die Protagonisten sammeln dabei mit kriminellen Aktivitäten, auch mit Morden, Punkte. Wegen der drastischen Darstellung von Gewalt, Sex, Drogenhandel und Prostitution ist „GTA“ umstritten."
    Fakt ist jedoch: GTA, das gilt für alle Serienteile, ist eine satirische Auseinandersetzung mit der amerikanischen (Pop)Kultur und besonders dem Ideal des amerikanischen Traums. Im Spiel erhält man keinerlei Punkte. Lediglich für Aufträge, in denen man nie den Auftrag bekommt Zivilisten und Unbeteiligte zu ermorden, bekommt man Geld. Greift man Zivilisten bzw. Unbeteiligte an, bekommt man nicht nur keine Punkte, sondern wird sogar bestraft, indem man im Fahndungslevel der Polizei (dargestellt durch Sterne) steigt und durch die Polizei verfolgt wird. Zu keinem Zeitpunkt impliziert das Spiel gezielt Frauen anzugreifen.
    Missbrauch und Vergewaltigungen sind nicht möglich!
    Es gibt keine explizite Darstellung von Sex.
    Verbrechen und Gewalt werden zwar stilisiert und überzeichnet, aber niemals verherrlicht. Die Protagonisten führen alles andere als ein glückliches Leben.
    Die Darstellung von Gewalt und Drogen ist ohne Frage explizit, besonders wenn sie aus dem Kontext gerissen wird. Jedoch bitte ich Sie zu bedenken, dass dies auch für sehr viele andere Spiele und auch vor allem Filme gilt. Auch zu bedenken ist, dass in der Petition von "boys" also "Jungs" geschrieben wird, die angeblich zu Gewalttaten im realen Leben verführt werden. Das Spiel ist jedoch weltweit nur für Erwachsene erhältlich.
    Ebenso ist es wissenschaftlich höchst umstritten, ja sogar teilweise widerlegt, dass Spiele und auch Filme zu realen Gewalttaten führen, wie sie ironischerweise am selben Tag vermelden: http://www.faz.net/aktuell/feuillet...tgehalt-viel-geballer-um-nichts-13300635.html
    Ich und auch alle anderen Gamer haben Verständnis dafür, wenn sich Gewaltopfer von Videospielen wie GTA 5 abgestoßen fühlen, jedoch werden sie nicht dazu gezwungen, diese Spiele zu spielen. Da wir in einer freien Gesellschaft leben, in der man auch die Freiheit anderer aushalten muss, bin ich der Meinung, dass man anderen nicht etwas verbieten kann, nur weil man es selbst nicht mag. Oder auch nur, wie es jetzt geschehen ist, den Verkauf einzuschränken.
    Ebenso stellen sie nicht heraus, dass die Supermärkte hier ganz klar nur PR machen. GTA 5 ist seit knapp einem Jahr im Handel und hat bereits die Hauptverkaufsphase hinter sich. Die Rechnung ist ganz klar folgende: Das Geld, was man jetzt noch durch GTA 5 verdienen könnte ist weniger, als man durch eine PR-Aktion, in der man sich als moralisch überlegen darstellt, verdienen kann, da dies neue Kunden bringen könnte. Käme GTA 5 diesen Monat in die Läden, hätten wir nie etwas von dieser Petition gehört.
    Vor dem Hintergrund, dass Videospiele immer wieder als Sündenbock herhalten müssen und besonders von den etablierten Medien immer wieder tendenziell negativ und voreingenommen, sowie ohne jegliches Fachwissen behandelt werden, hätte ich mir von einer Zeitung, die sich dem Qualitätsjournalismus verschreibt, etwas besseres erwartet. Vielleicht sind Videospiele auch immer noch ein zu leichtes Opfer, das so verführend für Journalisten ist, dass sie ihre Sorgfaltspflicht vergessen.
    Ich bin zwar nicht in der Position von Ihnen etwas zu verlangen, aber eine Korrektur der Meldung ins Konjunktiv wäre angemessen. Wenn nicht sogar eine Gegendarstellung. Das mag Ihnen alles sehr kleinkariert vorkommen, aber die Gaming-Community hat es satt immer der Sündenbock zu sein. "
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Dezember 2014
  2. dyex

    dyex
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    Die ganze Sache erinnert mich einfach so stark an Sarkeesian und vorallem ihren Hitmanbeitrag.

    Zum Brief, ich würd da mal den Untertitel inhaltlich einfügen :

    "Ein Videospiel, das Punkte für sexuelle Gewalt gegen Frauen vergibt, hat in Australien einen Proteststurm ausgelöst. .... "

    Da ist eigentlich die Aussage drin, die halt einfach nicht stimmt.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Dezember 2014
  3. meisterlampe1989

    meisterlampe1989
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    Das geht ja nicht mehr, die E-Mail ist schon weg :-D. Aber das wird ja auch aus dem Beitrag ersichtlich.

    Schon interessant wie undifferenziert einfach Agenturmeldungen übernommen werden. Dieselbe Formulierung, die ich zitiert habe, haben noch sehr viele andere Seiten übernommen.

    Wahrscheinlich alles mit der Attitüde "Es sind ja eh nur Spiele" im Unterbewusstsein.

    Allerdings muss man auch mal die Supermärkte hinterfragen. Die behaupten ja die Inhalte des Spiels überprüft zu haben. Denen ist nicht zufällig aufgefallen, dass alles in der Petition erfunden ist? Ein Beweis für meine PR-These.
     
    Zuletzt bearbeitet: 5. Dezember 2014
  4. Forsti 13 gesperrter Benutzer

    Forsti 13
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    Am Besten finde ich in der Sache ja schon die Fans von Anita und Co. die einerseits sagen "Ja, wir haben mit dem überhaupt nichts zu tun." aber andererseits es auch verteidigen und sagen "Ja, aber es wurde schon zurecht wegenommen" oder noch besser, wenn sie sich verstecken hinter der Phrase "Ja, das ist doch die freie Entscheidung eines Marktes ob er das anbietet oder nicht."
    Und das sich darunter auch selbsternannte "Spielejournalisten" befinden zeigt schön wo der Fisch zuerst zu stinken beginnt. :uff:
     
  5. meisterlampe1989

    meisterlampe1989
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    Nach einer Woche kann man übrigens langsam mal das Fazit ziehen und sagen, dass die FAZ es nicht für nötig hält mir zur antworten.
     
  6. Jay Down

    Jay Down
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    Willkommen im Deutschen Qualitätsjournalismus! Das machen die alle, durch die Bank! Normalerweise geht es um politische Propaganda, in diesem Fall würde es mich aber nichtmal wundern, wenn man einfach nur aus Gewohnheit zu faul war, irgendetwas zu überprüfen. :D
     
  7. LoveQT

    LoveQT
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    Klar ist GTA5 schon krass, aber es gibt noch viele andere Spiele, deren Inhalte überdacht werden sollten. Das Traurige ist, dass wohl wirklich viele Kinder und Jugendliche - die ja auch irgendwann mal volljährig werden - den Bezug zur Realität verloren haben und sich in ihre Online-Welten flüchten. DA sollte man mal ansetzen! Wehret den Anfängen.
     
  8. Ludwig

    Ludwig
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