Verantwortungsvoller Kapitalismus

Dieses Thema im Forum "Smalltalk" wurde erstellt von Zig-Maen, 26. Oktober 2017.

  1. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    moin,

    ich hab hier lang nicht mehr geschrieben, hab nicht mehr so viel Zeit wie früher, aber ich wollte mal wieder ein Thema teilen, das mir schon eine Weile am Herzen liegt und langsam richtig in Fahrt kommt.

    Gemeinwohlökonomie. Für mich eine reale Alternative zum bestehenden Kapitalismus, eine Perversion der menschlichen Bedürfnisse. Dazu gibt es mittlerweile lebendige Praxis, viele Unternehmen die sich diesem Konzept angeschlossen haben und wissenschaftliche Konzepte, die sich damit auseinandersetzen... Oder mittlerweile auch Beiträge:

    Wie auch diese Sendung
    https://www.swr.de/nachtcafe/sendun...198/did=20455920/nid=200198/p1fnh8/index.html


    oder diese Diskussion

    https://www.youtube.com/watch?v=wJH6ZrNJsJc


    Hier gibt es mehr zur Gemeinwohlökonomie :
    https://www.ecogood.org/de/


    Was mich immer wundert: ich habe so viel Unbehagen in unserer aktuellen Gesellschaft, so oft ein Unwohlsein mit bestimmten Situationen wie produktionsbedingungen, Plastikmüll, Ausbeutung usw. und ich habe das Gefühl, das geht vielen ganz ähnlich, aber oft wird darüber kaum gemeinsam diskutiert oder nach Lösungen gesucht sondern es heißt immer nur : ist halt so. Aber ich finde so ändert sich halt gar nichts. Und irgendwie hat man such verlernt, auf seine innere Stimme zu hören und sich darüber auszutauschen, vielleicht ja auch, weil man das Gefühl hat nichts ändern zu können. Dabei stimmt das gar nicht.
    Was denkt ihr. Habt ihr Modelle, die euch überzeugen das es Alternativen gibt? Habt ihr überhaupt den Bedarf?
     
  2. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Diese "Gemeinwohl"-Konzepte sind doch immer nur eine Ergänzung. Als alleiniges Wirtschaftssystem würden sie wohl nicht funktionieren.
    Für größere Unternehmen (Börsennotiert) sind solche Konzepte afaik sogar verpflichtend.

    Aber darauf baust du keine Ökonomie auf. Wie soll das funktionieren? Sowas ließe sich ja nur unter totaler Staatslenkung durchführen und wäre das bekannnte Konzept der Planwirtschaft mit anderen Bezeichnungen, aber keine neue Erfindung.

    Karl Marx gefällt das nicht :no:
     
  3. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Naja es geht schon darum mitzugestalten, welche Werte wichtig sind, was Gemeinwohl meint, was der Konsument wissen muss und wie man das transparent machen kann. Das führt zu einer Emanzipation des Käufers, das wäre schon ein wichtiger Schritt:)
     
  4. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Bitte anhand konkreter Vorschläge. Der durchschnittliche Konsument weiß im Zweifel nicht mal, dass seine örtliche Genossenschaftsbank demokratisch verfasst ist. :D
     
  5. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Also so wie ich GWÖ verstanden habe gibt es a) eine direkte Demokratie, in der Z.B. Unternehmen in regelmäßigen abstimmungsprozessen mit Vertretern der jeweiligen Gemeinschaft , ein bisschen wie bei rawls, gemeinsam aushandeln, in wie fern etwa das Produkt unter verantwortungsbewussten Bedingungen entsteht.

    Zu den Banken: da gibt es ja schon gute Beispiele (GLS Bank) die ein ethisches Geldwesen versuchen zu ermöglichen. Da hat der felber auch n neues spannendes Buch zu geschrieben das ethischer Welthandel heißt und er in diesem Rahmen versucht, globales Finanzwesen mit Verantwortungsbewusstsein zu versehen
     
  6. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Felber... Ohje.

    Also ich kenne das Thema und ich hab mir Felbers Ideen schon angetan.

    Allgemein sind einige wenige Aspekte für sich genommen ja überlegenswert, wenn auch keinesfalls neu, aber es taugt halt nicht als Weltwirtschaftsmodell.

    Ist allerdings ein sehr anstrengendes Thema und daher bin ich da jetzt aus dem aktiven Diskutieren raus. Aber ich beobachte mal passiv weiter. :)
     
  7. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Den Kunden?
     
  8. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Das musst du jetzt aber erklären. Und felber scheint mir immerhin mit alternativen Vorstellungen von Wirtschaft zu kommen die absolut tragfähig sind. Das führt er etwa in den Videos auch aus
     
  9. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Gegenüber den Kunden aber auch den an der Herstellung beteiligten Individuen
     
  10. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Felbers Vorschläge sind alles, aber sicher nicht "tragfähig". Im Kern sind sie autoritär, aber mit Wohlfühlkitsch. Eher würde ich das Land unter die Alleinherrschaft der Linkspartei stellen, als Felber an die Macht zu lassen. :D

    Edit: Der ist doch Österreicher, oder? Dort kann man es ja gerne versuchen :tdv:
    Klappt aber ja sowieso nur mit ner globalen Weltdiktatur. Bleibt also auch unseren Brüdern und Schwestern im Süden erspart.
     
  11. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Felber ist Ökonom. Und leider sind 90% aller Ökonomen Unfähig, humanistische Bedürfnisse zu beachten oder über den Tellerrand einer völlig verfahrenen Wirtschaftswissenschaft zu werfen ...

    Und zu internationalen zusammenhängen:

    Man sieht ja wie gut das funktioniert. Absolut null. Man muss sich ja nur anschauen welchen Einfluss große Konzerne und Lobbies haben. Das kann man nur durch lokale Aktivitäten auflösen, über regional organisierte Nettwerke die sich loslösen von globalen Playern. Das das möglich ist zeigt ja der recht große Zuspruch der gwö :)
     
  12. dieMausss

    dieMausss
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    Also normalerweise bin ich nicht ganz so pessimistisch, aber ich erwarte in meiner Lebenszeit keine großen Änderungen. Solange es genug Länder gibt auf deren Kosten man selbst "aufsteigen" kann, solange wird sich nicht viel ändern imo.
    Und im Moment sieht es so aus als ob da noch Luft nach oben ist. Man muss halt einen Kontinent abschreiben, aber ansonsten werden wohl viele Länder aufholen (analog zu China).

    Sonst sehe ich es wie Blup, ohne gesetzliche Regulierung geht da wenig. Und für solche Regulierungen besteht international ob der großen Unterschiede der Länder nicht mal annähernd ein Konsens... (Verständlich, entweder verwehrt man einem Teil den Aufstieg oder der andere Teil muss zurückstecken, beides nicht sehr wahrscheinlich).
     
  13. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Wiki

    Also nein. Um Ökonom zu sein, sollte man schon was wirtschaftswissenschaftliches studiert haben.
     
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  14. Davon steht in seiner Wiki-Vita nichts.

    Edit: Oh, zu langsam... :ugly:
     
  15. Nachtrag:

    Ohne jetzt zu sehr darauf herumreiten zu wollen, aber woher kam denn jetzt diese Falschaussage bzgl. der Qualifikation dieses Mannes? Wusstest du nicht, dass er nicht vom Fach ist? Ich find sowas nämlich nicht witzig. In die gleiche Kerbe schlägt ein David Icke, der Ex-Fußballspieler und ungelernter Reporter ist und jetzt den Leuten seine Verschwörungstheorien über Eidechsenmenschen usw. verkauft.

    Ich zweifle ja nicht an, dass man sich als umfassend gebildeter Mensch nicht auch Fachwissen über bestimmte Themen auf einem sehr hohen Niveau selbst aneignen kann... Aber mir scheint jetzt nicht unbedingt, dass er der verkannte Vordenker einer besseren Welt ist.

    Inwiefern sind die Wirtschaftswissenschaften denn völlig verfahren?
     
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  16. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    :ugly:

    Felber hat lange genug Wirtschaft gelehrt am der Wirtschaftswissenschaft in Wien, aber schön das euch Wiki so wichtig ist und die damit verbundene Definitionsmacht. Ganz zu schweigen das Wirtschaftswissenschaft ein inzestuöses Gemansche ist, das, wie schon erwähnt, sich von humanitären Werten schon lange entfernt hat. Wirtschaft folgt einer inhärenten Logik einer Steigerung und Verwertung, die losgelöst ist von demokratischen Werten des Miteinanders. Und man sieht ja wie der freie Markt immer mehr Armut produziert, ausbeutet und für Privatisierung sorgt. Mir ist keine andere Wirtschaftsform bekannt, die humanistische wie nachhaltige Werte so in den Mittelpunkt setzt wie die GWÖ. :)
     
  17. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Siehe Post über diesem.

    Solange es nur um Steigerung, Wachstum und Profit geht, ordnet sie diejenigen, um die es eigtl geht unter und nicht, wie es sich gehört, die Wirtschaft sich den Individuen unter. Und da gibt es in den WiWi einfach keine Impulse. Die Neoliberalen Vorstellungen sind alle völlig fatal und das haben Soziologen, Philosophen und Wirtschaftswissenschaftler schon vor Jahren gesagt...
     
  18. Ok Jetzt wirds lächerlich. Der Mann hat als der Wirtschaftsuniversität Wien als Lektor gearbeitet und formell eine Lehrveranstaltung mit sozialwissenschaftlichem Hintergrund durchgeführt, die inhaltlich genau die Themen seiner Idee abgebacken hat. Daraus folgt erstens keine wirtschaftswissenschaftliche Qualifikation und zweitens sollte man eher die Wirtschaftsuni Wien mal fragen, warum sie jemanden ohne wirtschaftswissenschaftlichen Hintergrund eine wirtschaftswissenschaftliche Lehrveranstaltung durchführen lässt. Du zäumst das Pferd von hinten auf.
     
    legal, Scipio und Blup gefällt das.
  19. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    http://zukunftswerkstatt-soziale-arbeit.de/2015/11/22/907/
    Warum solltest du einen Soziologen zu Krebs befragen? :confused:
    Es ist aber interessant zu glauben, dass eine ausdifferenzierte Gesellschaft so funktioniert, dass nur Ökonomen über Ökonomie nachdenken dürften. In der Systemlogik wurde das auch bedeuten, das nur Soziologen über soziales nachdenken dürften. Wie sollen dann aber soziale Bedürfnisse in ökonomische Überlegungen einkehren :confused: ich glaube da fährst du einem fatalen Kategorienfehler auf.
    Und ich habe der WiWi nicht ihre wissenschaftlichkeit abgestritten, ich streite nur ab das sie nicht in der Lage ist, humane Lebensbedingungen zu entwickeln.

    Zum Neoliberalismus: ich würde sagen, da hast du dich eher disqualifiziert.

    http://zukunftswerkstatt-soziale-arbeit.de/2015/11/22/907/

    https://www.gew.de/aktuelles/detailseite/neuigkeiten/verheerende-bilanz-des-neoliberalismus/
     
  20. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Nein.

    Felber hatte soweit ich weis sogar eine Juniorprofessur in Wirtschaftswissenschaft, sein Bestreben ist zudem eine holistische Bildung und keine teilwissenschsftliche Ausbildung, warum ihn das jetzt als Fachmann disqualifiziert, solltest du erstmal darlegen, das tut auch nichts zur Sache solange er ein kohärentes System ablegt. Die Vorstellung, das man sich nur als Ökonom zu Ökonomie äußern dürfe ist doch komplett hanebüchend.
     
  21. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Weil er Sozialwissenschaftler und Wirtschaftsforscher ist? :confused: Weil er Journalist ist der jahrelang zu Ökonomie publiziert? :confused: Du kannst natürlich auch Soziologen befragen wenn sie sich mit Krebspatientenforscnung betreiben, sonst sehe ich da aber wenig Mehrwert
     
  22. Das ist auch nicht ihre Aufgabe.

    Wir hatten bis vor einigen Jahren ein ziemlich gut funktionierendes Wirtschaftssystem, das da heisst "Soziale Marktwirtschaft". Das hat in seiner Anfangszeit genau das getan, was es tun sollte, und das hat es sogar sehr gut getan. Jegliche Kritik am derzeitigen Zustand bestimmter Aspekte von Politik, Gesellschaft und Wirtschaft ist vollkommen richtig, aber die Lösung ist eher die Rückbesinnung auf die Stärken unseres Systems und die Frage, wann welche Schrauben falsch gestellt wurden und wie man das wieder auffangen kann. Dann kommen wir nämlich wieder an den Punkt zurück, an dem Unternehmen in der Marktwirtschaft konkurrieren, Fortschritt voran- und Wertschöpfung betreiben, während Politik und Verwaltung den sozialen Ausgleich sowie eine sinnvolle Verwendung der öffentlichen Ausgaben managen.

    Nicht die Lösung ist eine Idee, die in wichtigen Aspekten lediglich bereits vorhandene Praktiken mit einem anderen Label versieht und diese dann als großes Novum verkauft, in anderen Aspekten jedoch die Funktionsweise freien Wirtschaftens negiert. Beispiel:

    "Die Gemeinwohl-Ökonomie orientiert sich am eigentlichen Zweck des Wirtschaftens – der Erfüllung unserer menschlichen Bedürfnisse. Dabei geht es vor allem um gelingende Beziehungen: Sie sind die Voraussetzung, um glücklich zu sein – sie sind Voraussetzung für das Gemeinwohl.
    Das Geld ist hingegen nur ein Mittel des Wirtschaftens: Die Wirtschaftsleistung, in Geld gemessen, sagt nichts darüber aus, ob das Gemeinwohl steigt oder sinkt. Um zu messen, ob der Zweck erfüllt wird, sind andere Messgrößen gefragt." - Quelle

    Das ist nur bedingt richtig. Ein Unternehmen wirtschaftet anders als ein Privatmann wirtschaftet anders als der Staat wirtschaftet anders als ein Unternehmen. Grundsätzlich zu unterstellen, dass das Primärziel von Unternehmen die Befriedigung menschlicher Bedürfnisse sein soll, weil das einer der Kernaspekte menschlichen Lebens ist, ist wie das mit den Äpfeln und den Birnen. Das Unternehmen als solches strebt in erster Linie nach Gewinnmaximierung, weil es nur so dauerhaft auch dann überleben kann, wenn die Konjunktur mal nicht so zieht.
    Allerdings befassen sich heute schon zunehmend Bereiche wie das Marketing mit genau solchen Fragestellungen, wie diese GWÖ. Sie tun das aber auf Grundlage eines veränderten Konsumentenverhaltens: Marketing ist nämlich nicht nur das Erstellen schicker Werbung für ein Produkt, sondern die konsequente Ausrichtung aller Unternehmensbereiche auf den Kunden und seine Bedürfnisse. Schon heute merkt man zumindest die Anfänge eines Konsumbewusstseins, das keineswegs fertig ausgebildet ist, aber zumindest schon mal hin und wieder fragt, woher bestimmte Produkte herkommen, wie sie hergestellt wurden usw. An diesem Bewusstsein zu arbeiten ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Wenn dieses Bewusstsein jedoch weiter ausgeprägt wird und Unternehmen dazu übergehen, ihr Marketing sauber aufzustellen und konsequent umzusetzen, dann werden sie automatisch auf Aspekte wie Nachhaltigkeit, Stakeholdermanagement, Beitrag zum Gemeinwohl usw. eingehen und diese mit einer sehr hohen Priorität versehen. Denn sie werden erkennen, dass konsumbewusste Kunden dann bei ihnen einkaufen, wenn "gemeinwohlspezifische Kriterien" erfüllt werden. Der Knackpunkt ist nur: Sie werden das weiterhin tun, um das Primärziel unternehmerischen Handelns zu erfüllen, nämlich die Gewinnmaximierung. Diese Berücksichtigung des Gemeinwohls zum Zwecke der Gewinnmaximierung wiederum stellt sicher, dass die Unternehmen langfristig überlebens- und durchsetzungsfähig bleiben.
    Wenn hingegen das oberste Ziel der Unternehmen, wie von der GWÖ gefordert, sein wird, sich mit allen möglichst gut zu verstehen, dann sehe ich darin keine Grundlage für ein erfolgreiches Geschäft => Stagnation der Wirtschaft => Sinken des Gemeinwohls => Schlechtere Befriedigung aller Individual- und Kollektivbedürfnisse.

    Deshalb gilt für mich: Erziehung und Bildung der Menschen zu mündigen Konsumenten wird automatisch dafür sorgen, dass Unternehmen sich diesem Konsumverhalten anpassen. Wenn sich dann noch der Staat darum kümmert, dass auf der sozialen Seite alles passt, dann haben wir nicht nur ein funktionierendes wirtschaftspolitisches System, sondern auch noch eine gewohnt leistungsstarke Wirtschaft.

    Von einer Juniorprofessur steht nichts in seinem CV. Lass es doch bitte einfach damit bewenden, dass er sich nicht vor dem Hintergrund seines fachlichen Backgrounds bewegt, ja?

    Dass er ein kohärentes System vorgelegt hat, wurde ja scheinbar von namhaften Ökonomen bestritten und argumentativ hinterfragt.

    Man kann sich gerade in der heutigen Zeit als alles zu allem äussern. Gerade wir im GSPB machen davon auch gerne exzessiven Gebrauch. :ugly: Das macht aber weder all unsere Theorien richtig, noch bewirkt es, dass fachliche Argumente gegen die eigene Laienmeinung ihre Relevanz verlieren.

    Ich sags auch gerne nochmal: Ich weiss nicht, woher genau der Kerl seinen ökonomischen Background zieht. Vielleicht hat er sich ja tatsächlich derart intensiv, lange und mit so viel Herzblut mit der Volkswirtschaftslehre befasst, dass sein "Laienwissen" das jedes VWL Masters, der fünf Jahre lang Bulimielernen betrieben hat, um ein Mehrfaches übersteigt. Ich würde dieser Möglichkeit sogar ein relativ hohe Wahrscheinlichkeit einräumen, denn er scheint sich ja durchaus nen Kopf über sein System gemacht zu haben.
    Was aber trotzdem gar nicht geht - und das war eben der Kern dieser Teilfrage - ist, dass seine Fanboys hier herumlaufen und ihn fälschlicherweise als Ökonomen bezeichnen und ihm gar eine ökonomische Professur andichten, die es scheinbar auch nie gegeben hat, weil sie ganz genau wissen, dass das seinen Ideen fälschlicherweise mehr gravitas verleiht.

    Gute Nacht. :ugly:
     
    Zuletzt von einem Moderator bearbeitet: 27. Oktober 2017
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  23. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Solange keine Bildung für mündige Konsumenten gefördert oder gestärkt wird, wird das nur leider nicht passieren. In der Regel werden die meisten sich selbst überlassen und damit auch dem Marketing von raffgierigen, auf Wachstum angelegte Unternehmen, die weder das Ziel haben, nachhaltig zu sein (statt nachhaltig zu werden betreibt ein großer Teil lieber Greenwashing, bestes Beispiel wäre VW, Porsche, Audi usw., und selbst nachdem es aufgeflogen ist gibt es noch immer keine Konsequenzen) noch irgendwie verantwortungsbewusst. Das iwrd auch nicht durch die Politik erfolgen, solange diese umgetrieben von Lobbiisten und Raffgier sind. So schnell passiert da leider nichts. Die Gemeinwohlökonomie geht da viel eher von einem direkten Ansatz an menschlichen Bedürfnissen sowie einer Verantwortung gegenüüber der Welt aus. Mag idealistisch klingen, aber das ist mir tausend Mal lieber als Materialismus und Konsumwahn.

    Und es ist ein Irrglaube, dass Stagnation etwas schlechtes wäre oder besser noch, das Wachstum die Antwort auf alle Probleme unserer Gesellschaft sind. Vgl. etwa http://www.postwachstum.de oder http://www.kolleg-postwachstum.de oder http://www.postwachstumsoekonomie.de
     
  24. Ich: "Wenn die Bürger zu mündigen Konsumenten erzogen und gebildet werden, lösen sich diese Probleme von alleine."

    Du: "Solange das aber nicht passiert, werden sich diese Probleme nicht lösen".

    Pulitzerpreisverdächtiger Beitrag. :ugly: Aber im Ernst...

    Schwieriges Thema. Mein letzter Kenntnisstand lautet, dass die Autohersteller mit dieser ganzen Abgasscheisse angefangen haben, als seitens der Politik für damalige Verhältnisse unrealistische Forderungen für die Abgaswerte aufgestellt wurden. Der Punkt ist aber, sobald einer bescheisst, um die Normen zu erfüllen, können die anderen entweder mitziehen oder langsam dabei zusehen, wie sie selbst untergehen. Und an dieser Stelle krankt dieses GWÖ-Modell auch schon wieder: Es negiert natürliche menschliche Verhaltensweisen und versucht stattdessen, einen utopischen Idealtypus per Definition zu etablieren. Dass das nicht funktionieren wird, sollte doch glasklar sein.

    Lobbyismus ist ein schwieriges Thema, das aber für meinen Geschmack ne viel zu negative Konnotation hat. Lobbyarbeit hat seine Daseinsberechtigung und ist sogar zwingend notwendig, solange sie sich in einem fachlich und moralisch vertretbaren Rahmen bewegt und zuverlässig überwacht wird. Weder Politik, noch Verwaltung haben das Know-How und die Kapazitäten, um sämtliche regelungsbedürftige Themen sauber und selbstständig zu bearbeiten. Die sind darauf angewiesen, engen Kontakt in die Industrie zu halten. Gleichzeitig haben die Unternehmen ein berechtigtes Interesse daran, der Politik aufzuzeigen, in welche Richtung die Gesetzgebung gehen muss, um ihnen ein erfolgreiches Geschäft zu ermöglichen. An sich ist das auch vollkommen in Ordnung, solange die Politik hier unbestechlich bleibt, Transparenz gegeben ist und gemeinwohlspezifische Aufgaben des Staates (z.B. Nachhaltigkeit in der Natur) berücksichtigt werden.
    Leider merkt man halt gerade bei dir, dass dir der Sinn für diese Zusammenhänge komplett fehlt. Deshalb spuckst du das Wort "Lobbyismus" auch raus, als wäre es eine Beleidigung.
     
  25. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Na moment. DU forderst was, was nicht passierst und willst damit ein System deligitimieren, dass man deiner Meinung nach nicht braucht wenns wer anderes nicht macht, was defacto nicht passiert. Also bringt deine Argumentation doch nichts... :ugly:

    Die Werte waren nicht unrealistisch, sie waren nur für die Unternehmen nicht tragend. Das ist das Problem an einer profitorientierten neoliberalen Markttheorie, und genau deswegen muss sich was ändern. Die GWÖ hat nichts mit Utopie zu tun, sie gründet in Konsens und Diskurs, das ist realistischer und sozialer als alles, was der neoliberale Markt predigt.

    Lobbyismus passiert nur leider nicht fachlich oder gar moralisch, er funktioniert aus Raffgier und der inhärenten Logik der Verwertung und Einnahmenmaximierung. Solange da eigene Interessen über die Bedürfnisse der Mehrheit gestellt werden produziert das Ungerechtigkeit auf Kosten derer, die überhaupt nichts dafür können. Und gerade deswegen sind sie auch nicht in der Lage, politische Empfehlungen geben zu können. Unbestechlichkeit ist die eigentliche Utopie hier.

    Und sorry, ich hab durchaus Ahnung in diesem Bereich, ich bin breit aufgestellt was die Motivation von Unternehmen angeht, und auch wie Politik agiert. Das einzige was ich von dir lese ist die Vorstellung, dass "wenn man ja moralisch handeln würde nud wenn man unbestechlich wäre, ja DANN wäre das System toll". Dann schlag doch mal vor wie man das regulieren und kontrollieren möchte.
     
  26. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Abgesehen von dem, was Tommy schon sagte: Nebendem Bereitstellen von Möglichkeiten, sich als Bürger bzgl. des Konsums mündig zu entwickeln oder generell mündig zu entwickeln, unabhängig von dieser Thematik, gilt es auch, dass man Selbstverantwortung übernimmt. Alle bereitgestellte Bildung oder Möglichkeiten bringen nichts, wenn man nicht selbst die Gelegenheit wahrnimmt und sich damit auseinandersetzt.

    Und des Weiteren: Du hast nie im Marketing gearbeitet oder dich mit den verschiedenen Aspekten des Marketing auseinandergesetzt, oder? Ich schon und kann daher sagen, dass solche Behauptungen von Nichtwissen zeugen. Bitte informieren, bevor so etwas geäußert wird.

    Du verschwendest wieder die klassischen Klischees, die eine Diskussion so ermüdend machen.

    ++++ zudem ist Lobbyismus nichts anderes als die Vertretung von Partikularinteressen, was in einer pluralistischen Gesellschaft inhärent ist. Nicht nur Unternehmen betreiben "Lobbyismus", sondern auch Gewerkschaften, Umweltverbände, NGOS, etc.
     
    Blup, Gelöscht 040319 und legal gefällt das.
  27. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Zu der Verantwortung: genau dazu braucht es aber dennoch Bildung, sei es Verbraucherbildung, Anzeigemöglichkeiten von Konsumgütern wogegen sich ja ein großer Teil der Akteure verwehrt (man denke an das vorgeschlagene Ampelsystem) oder eben auch eine mündige Bildung im Unterricht. Aber das passiert leider nicht, weil durch die Bank weg niemand das Bedürfnis hat, (Selbst-)Verantwortung ovn sich aus zu übernehmen, das passiert nur im Diskurs, wo man wechselseitiges Einfühlvermögen verlangt, wo die Konsequenzen des eigenen Handelns sich an gemeinschaftlichen Werten reibt usw. Das wird aber momentan in unserer Gesellschaft so gut wie gar nicht kultiviert. Die GWÖ würde das in ihrem Konzept schon allein bereitstellen aber auch einfordern.

    Und doch: auch ich habe mich mit Marketing und Öffentlichkeitsarbeit auseinandergesetzt. Hängt vielleicht vom Kontext ab aber in der Regel folgt auch das der Eigenlogik, und solange man noch blendet und sich eher darum kümmert gut dazustehen statt selbst Verantwortung zu übernehmen kann man auch keinen realistischen Diskurs über Verantwortung führen, schließlich sind nicht alle Fakten auf dem Tisch.. Schau dir doch die Greenwashing-Debatte an. http://www.spree.net.au/greenwashing-the-marketing-strategy-feeding-off-our-environmental-anxiety
     
  28. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Noch ein schönes Beispiel: ich habe schon viele Unternehmen besucht, die vermeintlich nachhaltig handeln und ihre Strategien und Maßnahmen vorstellen sollten. Und 2 von 3 Unternehmen stellen dann fest, dass sie das, was sie schon nach außen kommunizieren, nicht oder noch nicht machen. Und das sind große Unternehmen, die viel Verantwortung haben. Aber die haben halt ganz andere Baustellen, nämlich Wirtschaftlichkeit. Und man sieht, wie dann deren vermeintlich wichtigen verantwortungsbewussten Strategien links liegen gelassen werden bis man "mal Zeit hat, sich darum zu kümmern". Was sich dann halt ewig hinzieht. Da ist die GWÖ immerhin ein interessantes Konzept mit genügend Druck, endlich zu handeln, zumal es durch die Subventionen, die bereitgestellt würden für solche Strategien, einen höheren ANreiz darstellen würde, sich damit auseinanderzusetzen.
     
  29. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Ich meine mit fachlichen Artikeln, Analysen, Studien, etc. Ich studiere diese Thematik unter anderem und kam daher damit in Berührung. Das ist was ganz ähnlich anderes als "Laien"wissen. Man fordert ja auch in anderen Bereichen, sich ausführlich zu informieren und die Populärwissenschaft nicht für bare Münze zu nehmen. Warum auch nicht hier? ;)

    Und du liegst einem großem Fehlschluss auf: Die GWÖ würde das einfordern, aber so viele Initativen und Agenden haben versucht, den Menschen selbstverantwortlicher agieren zu lassen. Hat es geklappt? Nein. Das wirst du auch nicht mit "Zwang" erreichen. Das betrifft jegliche Thematik, ob Politik, etc
     
  30. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    All diese Initiativen haben aber auch das Problem, dass sie a) keinem einheitlichen Muster, einer gemeinsamen Leitidee folgen, und zwar eine höchst individuelle, die aber leicht übertragbar auf das Gemeinwesen ist und b) die schon sehr konkrete und vor allem praxisnahe Handlungsmöglichkeiten anbietet... Das funktioniert hier durchaus gut.

    Zu der Fachlichkeit: da bin ich skeptisch. In meinem Studium habe ich viele unterschiedliche Fächer studiert und Erfahrung gesammelt, viel über idealtypische wie auch gute Praxisbeispiele nachgedacht usw. Und dennoch sieht und sah die Realität und die dortgelebte Praxis anders aus. Man kann ja gerne darüber forschen, aber die reellen Herausforderungen und Fehlentwicklungen können Wissenschaften ja immer auch erst rekursiv abbilden. Die gelebte Praxis, zumindest in meinem Bundesland, sieht jedenfalls nicht so rosig aus wie ihr es beschreibt...
     
  31. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Von was reden wir denn überhaupt? Felbers Ideen scheitern doch schon daran, dass er so tut, als sei "Gemeinwohl" ein unzweifelhaft feststellbarer und unteilbarer Wert. Aber was Gemeinwohl ist und was nicht, da gibt es in den Details ja durchaus gegensätzliche Ansichten und widerstreitende Interessen. Seine Grundannahme fußt daher letztendlich auf der Idee einer "Volksgemeinschaft" oder meinetwegen auch "Weltgemeinschaft" als homogene Gruppe. Das finden wir aber schlicht in der Realität nicht vor.

    Ferner kritisiert Felber zwar die Marktwirtschaft, sagt aber, dass die bisherigen Alternativen nicht "funktionierten." Da gehe ich nicht drauf ein, aber Fakt ist, dass sein Modell ebenso jeglichen Praxistest schuldig bleibt. In den 70ern gab es ja durchaus Ansätze der so genannten "Alternativbetriebe". Davon hört man - oh Wunder - heute nichts mehr, von Genossenschaftsbanken etc. abgesehen. Und auch dort ist man sich bewusst, dass Beschlüsse der Genossenschaft keine marktwirtschaftlichen Mechanismen brechen können.

    Im Kleinen klappt Felber nicht, weil es äußere Zwänge gibt die seine Ideen scheitern lassen. Im Großen, also beispielsweise weltweit, wird man das niemals durchsetzen können, sofern man keinen Todesstern im Orbit hat. Überhaupt versuchen könnte man es nur, wenn Diktator Felber sich ein Land schnappt und ne hohe Mauer drumrum baut. Ohne jeglichen Kontakt zur restlichen Welt. "Funktioniert" in Nordkorea leidlich schlecht.

    Das ganze will er dann mit einem bürokratischem Apparat aufbauen, bei dem einem echt die Spucke wegbleibt. Denn alle Unternehmen sollen bepunktet werden für ihre "Gemeinwohlbilanz". Das muss natürlich, so Felber, scharf kontrolliert werden. Wir sprechen davon, tausende von Unternehmen eines Landes permanent aufs Gemeinwohl hin zu auditieren. Das ist eine staatliche Überwachungsapparatur sondersgleichen. Wenn sie (die Unternehmen) nicht gleich verstaatlicht werden, was Felber für größere Unternehmen vorschwebt.

    In Summe nimmt Felber das Schlechte aus Planwirtschaft und Kapitalismus und rührt es zusammen.

    Zur Frage ob Felber zum Kreise der Ökonomen zählt, haben diese übrigens eine eigene Konsensmeinung: Letztes Jahr forderten über 100 Ökonomen in Österreich, Felbers Ideen aus einem Schulbuch zu entfernen, in das sie erschreckenderweise aufgenommen wurden.

    Wie gesagt, er kann ja ne Felber-Partei gründen und versuchen das in Österreich durch zu setzen, heraus käme im Zweifel ein abgeschottetes und totalüberwachtes Österreich.
     
    Blup und Gelöscht 040319 gefällt das.
  32. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Wo steht, dass der Gemeinwohlbegriff ein fester Wert ist? Er sagt doch gerade, dass das ein dynamischer Prozess ist, der über Konsens funktioniert. Und das ermöglicht etwa auch sein Bilanzsystem.

    Und zum Praxistest :confused: ich finde an die 500 Unternehmen die sich nach der GWÖ ausrichten durchaus als einen Praxistest, der offensichtlich auch zu funktionieren scheint.
    Und diese auditierung passiert doch nicht durch den Staat, sondern durch diejenigen, die darin involviert sind. So ein Gremium, dass diese Bilanz festlegt kann eine Kommune sein, ein Querschnitt aus Mitarbeitern, Konsumenten und Vertretern der Politik. Insgesamt zeichnet er lokal agierende und dadurch dynamisch agierende kleine Einheiten statt einer Diktatur (die du so gern polemisch aber leider völlig falsch) bemühst.

    Und ja : Felber wurde neben Marx, Keynes usw. genannt und wer bekommt auf einmal Angst? Ökonomen, die seit Jahren nichts anderes machen als inzestuöse Ideen zu kultivieren, die letztendlich dennoch nichts machen gegenüber Korruption oder Marktregulation.
     
  33. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    So einen Konsens erreichst du aber eben grade nicht, sondern es sind immer tausende und abertausende von Gemeinwohlbegriffen im Widerstreit. Das kannst du nicht mit Punkten belohnen.

    Dieses Konzept mag in vielen Teilen (lange nicht in allen) für ne Dorfbäckerei in den Tiroler Bergen grade noch funktionieren, sobald es größer wird, kommen die Zwänge der Marktwirtschaft hinzu. Das schließt Handeln für ein Gemeinwohl nicht aus, aber es kann nicht der Maßstab für ein Wirtschaftsunternehmen sein. Wirtschaftliches Handeln soll auch dem Gemeinwohl dienen, muss sich aber zuvorderst an die Regeln des Wirtschaftens halten, aus denen es erst die Kraft (das Kapital) bezieht um etwas an die Gesellschaft zurück geben zu können.

    Das Ganze "System Felber" bewegt sich einfach ein bissel auf der Ebene von Sciontology. Und wer mit einem von denen schon mal diskutiert hat, der weiß um die Unmöglichkeit da auf einen grünen Zweig zu kommen.
     
  34. Ne, ich hab explizit gesagt, dass es bereits in Ansätzen passiert und immer mehr wird.

    Ist sie mitnichten! Du stellst dich hier hin und behauptest, dass eine neue Wirtschaftsordnung wie von Zauberhand sämtliche Akteure wie Apostel handeln lässt, aber gleichzeitig ist sauberer Lobbyismus ausgeschlossen und kann nicht durch interne/externe Audits, codes of conduct etc. erreicht werden?

    Ja erzähl doch mal, wie du da aufgestellt bist.

    Ganz grobes Beispiel im Finanzsektor: Die primäre Wertschöpfung von Banken sollte nicht mehr über Zinsen generiert werden, was zu Spekulation etc. animiert, sondern über Gebührensysteme. Man kann sich da am islamic banking orientieren... darf es halt nur nicht so nennen, sonst haben alle Angst davor. :ugly:

    Zum Rest:
    - Konsequente strafrechtliche Verfolgung von Individuen, die bescheissen
    - Flächendeckende Umsetzung des Marketing
    - Rückbau der Billigjobs
    - Ausbau der Umweltbilanzen
    ..............
    Wärst du jetzt glücklich, wenn ich so weiter machen würde?!
     
  35. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Sehr gerne. Denn dazu kommt eine Frage die ich absolut ernst meine und die das leider alles, so gut ich das ja finde, enthebelt: Wenn es so klar ist und so wahr und richtig (und ich finde, alles was du sagst ist richtig und wichtig), warum passiert es nicht? Wer ist der Entscheider und warum entscheidet der/die jenige nicht? Ganz einfach: weil es Systemzusammenhänge sind, die nicht in eine Hand genommen werden und nicht einfach passieren.

    Darum mag ich die GWÖ. Sie ist nicht (ausschließlich) ein staatliches Ökonomiesystem, sie ist abhängig von dem Handeln von einer breiten Masse, von den NutzerInnen, den AkteurInnen, den EntscheiderInnen. Aber die GWÖ bietet an, als einzelner zu handeln, als verantwortungsbewusstes Unternehmen, in der Politik... Es bietet eine breite Vision an, all das, was deine Punkte leider nicht offenbahrt und was all diese tollen Ideen in Lethargie und Ohnmacht gegenüber dem System erstickt. Und das stört mich. Ich hab schon lange darüber nachgedacht, schon als ich ein Wirtschaftsgymnasium besucht habe, dann über meine sozialwissenschaftliches Studium und auch jetzt n meiner Arbeit im Stiftungswesen in Kooperation mit Unternehmen aber auch Schulen. Das größte Problem ist doch, dass man merkt, dass etwas in unserer Gesellschaft nicht funktioniert, etwas krankt, man kann es nur nicht exakt benennen und durch die diffuse Masse genannt System ersticken jegliche Bestrebungen, daran etwas zu ändern. Ich habe bisher noch keinen praktischen Entwurf kennengelernt, der so weitreichend und dennoch kleinteilig und vor allem konkret ist, der so viel bewegen kann wie dieser Vorschlag. Das der nicht über Nacht gleich funktionieren wird und viel ausprobieren beinhaltet, ja gewiss, aber ich sehe hier wesentlich mehr realistisches Potenzial als in den von dir genannten Punkten, die ja oft schon im Entscheidungsprozess erstickt werden :/
     
  36. Zig-Maen Bat-Buchstabennudelsuppe

    Zig-Maen
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    Offensichtlich können auch Banken so agieren, ganz zu schweigen von Architekten, kleinen und mittelständischen Unternehmen usw. Und es nehmen ja (zum Glück) auch konkrete politische Diskussionen darum fahrt auf, auch bei uns etwa. Dort wird es wohl bald einen Kongress dazu geben und es gibt schon viele Unternehmen, die sich daran interessieren.

    Schau mal hier: https://www.ecogood.org/de/community/pionier-unternehmen/
     
  37. legal Der Zufall und die Zeit Moderator

    legal
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    Es ist etwas anderes eine "Gemeinwohl-Bilanz" quasi als PR-Gag zu erstellen, oder die ganze Staats-, Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung um zu stellen, wie Felber das plant.

    Dass Unternehmen über ihre CSR reporten, ist keine Erfindung von Felber, sondern schon lange erprobt und etabliert.

    Entscheide dich mal bitte, worüber du hier diskutieren willst. Konzepte der Corporated Social Responsibility zu besprechen, oder über einen radikalen Umbruch des ganzen Systems, a la Felber.
     
  38. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Puh. Prinzipiell würde ich das sofort unterschreiben und auch sagen, dass jeder Mensch seinen Konsum allein selbst zu verantworten hat, aber praktisch ist das sehr schwierig. Aktuell ist der Aufwand für eine halbwegs sinnvolle Recherche der Produkte viel zu groß. Ich kann im Supermarkt nicht nachvollziehen, woher genau die Lebensmittel gekommen sind, wie sie exakt verarbeitet wurden, wie die Betriebe zahlen, wie nachhaltig sie arbeiten, und und und. Selbiges gilt für Kleidung, Elektroartikel, etc. Hier müsste also nachgebessert werden: Die Möglichkeiten sind da, im digitalen Zeitalter ist es prinzipiell kein Problem die Hersteller zu verpflichten, solche Informationen digital bereitzustellen. Dass die Richtigkeit der Angaben von staatlicher Stelle mit den aktuellen Mitteln kaum überprüft werden kann ist dann ein anderer Punkt, den können wir aber erstmal ausklammern.
    Aber selbst wenn alle Infos bereitgestellt sind glaube ich noch immer nicht, dass die meisten Menschen darauf genau schauen würden, weil es noch immer mit viel Aufwand verbunden ist und weil eine Bewertung nicht sehr einfach ist. Zumal viele Dinge dann noch immer abstrakt wären: Das Leid der Tiere in der Massentierhaltung kann man schlecht in Zahlen rüberbringen, dazu müsste man den Menschen die Zustände am besten live vorführen und das geht halt nicht. Daher hat man in meinen Augen auch hier eine relativ große Diskrepanz: Ich glaube, die wenigsten Menschen wollen explizit eine Massentierhaltung und die damit verbundenen Konsequenzen für die Tiere. Daher ist das für mich eine Aufgabe für die Politik: Ich könnte mir gut vorstellen, dass wir uns in einem demokratischen Diskurs für deutlich strengere Regeln in der Massentierhaltung einigen könnten. Daher ist das für mich so eine Aufgabe, die die Politik dem Individuum abnehmen sollte.
     
  39. Scipio Neoliberal

    Scipio
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    Du sagst ein Punkt richtig. Die bereitgestellten Informationen müssen genutzt werden. Teilweise gibt es die bereits (Berichte und Erläuterungen im Internet, etc.), werden aber nicht angesehen oder ignoriert. Da kann auch der Staat so viel er will verpflichten. Das wird sich nicht ändern.
     
  40. abelian grape Normalteiler

    abelian grape
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    Deswegen muss der Staat die Rahmenbedingungen schaffen. Wenn wir in einem politischen, demokratischen Diskurs die Abschaffung der Massentierhaltung beschlössen, dann sollte diese auch umgesetzt werden - politisch. Das sollte in meinen Augen nicht daran scheitern, dass der einzelne Konsument keine Lust hat, zwei Stunden zu dem Fleisch zu recherchieren, welches er beim Metzger um die Ecke bezieht.
     
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