Eine der größten Überraschungen der 2019er E3 flog etwas unter dem Radar: Es kommt doch tatsächlich ein neuer Flight Simulator! 13 Jahre sind seit dem letzten Teil Flight Simulator X vergangen – und Microsoft hat uns nach Seattle eingeladen, um den virtuellen Traum vom Fliegen selbst anzuspielen.
Doch Halt! Bevor jetzt die Hälfte der Leserschaft einschläft, weil sie mit Flugsimulatoren nichts anfangen kann: Microsoft will hier ein technisches Mammutprojekt stemmen, das auch für Nicht-Sim-Fans zu den spannendsten Spielen der nächsten Jahre gehören könnte. Denn die Technologie dahinter ist schlichtweg faszinierend.
Im Folgenden findet ihr die fünf wichtigsten Erkenntnisse aus unserem Anspiel-Event. Ihr erfahrt mehr darüber, wie der Flight Simulator den gesamten Erdball als 3D-Open-World umsetzen will. Und warum bereits die Alpha-Version so unglaublich gut aussieht. Allerdings schweben natürlich noch einige Fragezeichen wie dunkle Wolken über dem Projekt – doch dazu gleich mehr.
Mehr bei GameStar Plus: Das Anspiel-Event zum Flight Simulator fand nicht ohne Grund in Seattle statt. Auf einem Flugfeld konnte Redakteur Markus ein echtes Flugzeug fliegen, um danach im Simulator den Simulationsgrad besser überprüfen zu können. Das gesamte Anspiel-Experiment können Plus-Nutzer in unserer großen Titelstory zum neuen Flight Simulator verfolgen. Und ja, vielleicht sind ein paar Redakteure hier neidisch auf den lieben Kollegen Markus.
Microsoft Flight Simulator gespielt: Riesen-Preview
1. Die ganze Welt wird simuliert, falls Bing mitspielt
Knapp 200 Leute sind am neuen Flight Simulator beteiligt. Mit einer so überschaubaren Mann- und Frauenpower lässt sich natürlich keine handgebaute Open World in Erdball-Größe umsetzen. Also wird um die Ecke gedacht. Der virtuelle Globus entsteht auf Basis von Satellitendaten, die der Microsoft-Service Bing bereitstellt. Also die Suchmaschine, die vielleicht ein paar von euch benutzen.
Aus diesen Daten macht das Spiel mit Hilfe von Microsofts sogenannter Azure AI, also eine künstlichen Intelligenz, dann eine 3D-Welt. Und die sieht bereits in der Alpha fantastisch aus! Es werden nicht nur Gebäude erstellt, sondern auch Wälder und Autos auf den Straßen. Nur an Brücken scheitert die KI aktuell noch. Mit weiteren Daten aus Open Street Map sollen auch Höhenwerte von Gebäuden korrekt widergespiegelt werden.
Klar, einige Abstriche in der Exaktheit muss man hinnehmen, doch was der Flight Simulator bereits jetzt aus der Erde stampft, lässt uns beim Fliegen die Kinnlade herunterklappen. Und darum soll's schließlich gehen: Der Blick aus dem Cockpit muss sich lohnen, damit das Starten von Heathrow sowie der anschließende Flug über London samt Themse und Big Ben maximale Freude bereiten.
2. Es weht ein rauer Wind
Der neue Flight Simulator will Wind und Wetter so realistisch wie möglich umsetzen. Der Himmel wird vom Spiel in 36 unterschiedliche atmosphärische Schichten unterteilt. Windphänomene wie Steig- und Fallwinde sowie Jetstream berechnet das Programm. Gut, Treibstoff per Jetstream zu sparen, gehört wohl eher zu den Expertenkenntnissen, doch auch Laien bekommen was zu sehen: Die Wolkenbildung wird im Flight Simulator tatsächlich simuliert.
Es soll einen großen Unterschied machen, ob ihr durch einen Sturm fliegt oder durch laue Lüftchen. Im alten Flugsimulator gab es pro Flugzeug bloß einen Angriffspunkt für all die physikalischen Kräfte, die auf die Maschine einwirken. Jetzt gibt es laut Entwickler bis zu 1.000 Oberflächen pro Flugzeug, für die Material, Reibung und alle möglichen Kräfte simuliert werden.
3. Das Fliegen fühlt sich toll an
Das sind natürlich alles tolle Konzepte, doch wie fliegt sich eine Maschine denn nun? Redakteur Markus klemmte sich hinter das Steuer einer Cessna 172, also ein Leichtflugzeug, um im echten wie im virtuellen Leben das Fluggefühl auszutesten. Sein Fazit aus unserer Titelstory:
"Das Flugzeug verhält sich exakt wie sein großes Pendant, das Ruder spricht so unmittelbar an wie in echt, und an Hügeln hebt leichter Aufwind die Cessna nach oben. Wir spüren förmlich, wie der Wind am Flieger rüttelt und finden die Wasserfälle im Spiel genau so romantisch wie das echte Vorbild. Kurz: Die Umsetzung scheint schon jetzt nahezu perfekt."
4. Für Einsteiger und Profis
Alleine der Begriff »Simulator« dürfte viele Neulinge im ersten Moment abschrecken. Doch trotz aller Komplexität will der neue Flight Simulator auch Einsteiger ansprechen. Im Spiel wählt ihr aus drei groben Schwierigkeitsgraden und fast 30 Parametern, mit denen ihr euren Anspruch individuell justieren könnt.
Auf der Newbie-Stufe lassen sich optische Hilfsmittel aktivieren. Dann leuchtet beispielsweise der entsprechende Knopf blau auf, wenn wir die Handbremse lösen oder das Fahrwerk ausfahren sollen. Auch ein KI-Copilot lässt sich jederzeit hinzuschalten, damit wir nicht jeden Handgriff selbst ausführen müssen.
5. Das Spiel soll viele Jahre weiterentwickelt werden
Obwohl der letzte Microsoft Flight Simulator bereits vor 13 Jahren erschien, wurde das Projekt über die gesamte Zeitspanne von fleißigen Community- und Drittanbietern am Leben gehalten. Eigene Entwicklerfirmen verkaufen Addons in Form vom besonders detaillierten Flugzeugen, Flughäfen und Landschaften, die man als Plugin in den Flugsimulator packen kann. Der neue Flight Simulator will genau das wieder möglich machen.
Aktuell verneinen die Entwickler einen eigenen DLC-Shop, der diesen Community-Inhalten Konkurrenz machen soll. Über 10 Jahre will man den Flight Simulator stattdessen als Plattform weiterentwickeln, für die Interessierte eigene Kampagnen, Flugzeuge oder Mini-Skripte entwerfen können. Übrigens erscheint der Flight Simulator 2020 auch im Rahmen des Xbox Game Pass für PC und etwas später auch für Xbox One.
Offene Fragen, die sich erst in Zukunft klären
Falls ihr es noch nicht bemerkt habt: Unser erster Eindruck vom neuen Flight Simulator fällt sehr, sehr positiv aus. Was wir gesehen haben, macht extrem neugierig auf mehr, doch trotzdem verbleiben noch viele ungeklärte Fragen. Allem voran natürlich auf spielmechanischer Ebene: In unser anspielbaren Version waren nur drei Kleinflugzeuge testbar – wir können also noch lange nicht die Komplexität und Bandbreite der gesamten Flugsimulation einschätzen.
Außerdem stellt sich natürlich die Frage nach der Performance. Aktuell befindet sich das Spiel in einer frühen Alpha, die auf den Testrechnern mit einigen Pop-Ups bereits recht flüssig lief. Allerdings ist das Projekt aus technischer Sicht eben sehr, sehr ambitioniert, also sollte man unbedingt erste Hardware-Tests abwarten.
Und »last but not least« warten wir noch auf weitere Infos zur Finanzierung: 200 Leute leben schließlich nicht nur von Luft und Liebe, sondern müssen eine zehnjährige Weiterentwicklung irgendwie bezahlen. Inwieweit der Flight Simulator also irgendwelche Services, Inhalte oder DLCs monetarisiert, steht derzeit noch nicht fest. Spätestens bis zum Release irgendwann 2020 erfahren wir mehr - und bei GameStar Plus lest ihr schon jetzt weitere wichtige Fakten zum MS Flight Simulator.
Microsoft Flight Simulator gespielt: Riesen-Preview
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