Age of Empires 2: Definitive Edition im Test - Die Rückkehr des Königs

Microsoft tanzt den Remake-Reigen weiter und liefert die aufgehübschte Version eines der besten Strategiespiele aller Zeiten.

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Herbst 1999: Das epochale Age of Empires 2 schnappt sich nicht nur den Echtzeitstrategie-Thron, sondern setzt sich gleich an die Spitze unserer gesamten Strategie-Charts. StarCraft muss nach 15 Monaten maulend die Krone abgeben, und Command&Conquer 3 landet grummelnd hinter dem rundenbasiertem Alpha Centauri und dem dritten Auftritt der Wuselsiedler.

Herbst 2019: Ein neues Siedler ist in Arbeit, StarCraft hat ein Remaster hinter sich, und über C&C hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens, bevor wir uns wieder so aufregen. Und Age of Empires 2? Das kommt in einer Definitive Edition raus, Teil 3 wird ebenfalls generalüberholt, und Age of Empires 4 entsteht gerade bei Relic. Nie war der Spruch »Totgesagte leben länger« wahrer! Aber wie gut schlägt sich die Age of Empires 2 Definitive Edition heute im Test?

Viel mehr als nur 4K

Ein paar Infos vorweg, bevor wir im Detail auf das Spiel eingehen: Anders als Age of Empires 2 HD von 2013, das im Grunde nur das alte Spiel mit höherer Auflösung war, bringt die neue Definitive Edition (kurz: DE) zahlreiche große und kleine Neuerungen, zum Glück ohne das Spielprinzip selbst zu verändern. Neben Auflösungen von 1.267x712 bis 4K, die sich alle fluffig zoomen (!) lassen, sind vor allem die drei neuen Kampagnen spannend, die sich zu den 24 bisherigen gesellen.

Denn die DE enthält nicht nur die Kampagnen des Hauptspiels, sondern auch dessen erste Erweiterung The Conquerors (2001) und die Erweiterungen der HD-Fassung, nämlich The Forgotten (2013), The African Kingdoms (2015) und The Rise of the Rajas (2016). Macht insgesamt mal eben schlappe 27 historische Feldzüge. Und vier neue Zivilisationen treten neben den 31 bisherigen auch mit an. Einige durchdachte Interface- und Bedienungsverbesserungen sind ebenfalls mit an Bord. So viel zum dicken Inhalt - und jetzt gucken wir mal, wie sich das alles spielt, 20 Jahre nach dem Ur-Age 2.

Die Antwort: sehr gut! Anders als bei der Definitive Edition des ersten Age of Empires, die im Februar 2018 erschienen ist, kämpft die Age 2 DE zum Beispiel nicht mit Wegfindungs-Altlasten - schlicht deshalb, weil das Age 2 von 1999 hier schon viel besser war als sein Vorgänger. Anfangs hatten wir in der Testversion zwar arge Ruckler und Framerate-Einbrüche, vor allem beim Scrollen in 4K.

Doch das Problem ließ sich leicht lösen: In den Grafikeinstellungen war die »Vertikale Synchronisation« standardmäßig aktiviert, nach dem Ausschalten lief die DE ordentlich, wenn auch nicht immer butterweich. Vor allem direkt nach dem Start oder Laden einer Kampagnenmission brach die Framerate für ein paar Sekunden ein, erholte sich dann aber wieder.

Remaster Die Grafikelemente wurden neu gemacht, Gebäude wie dieses koreanische Weltwunder sind deutlich detaillierter.

Original Und hier die gleiche Szene im Original aus dem Jahr 2000 (The Conquerors-Erweiterung, 1.280x 1.024).

Wir haben das Spiel dann immer pausiert und kurz abgewartet. Auch auf der zweithöchsten Stufe mit 2.880x1.620 sieht das Spiel sehr gut aus, sie ist sogar der bessere Mittelweg zwischen guter Übersicht (rauszoomen, vor allem beim Basisbau und Arbeiterkommandieren) und taktischer Ansicht (reinzoomen, etwa beim Mikromanagement von Truppen). Das Interface skaliert bei jeder Auflösung übrigens auf Wunsch mit, bleibt also immer gleich groß und lesbar.

Einstürzende Altbauten

Dank der höheren Auflösungen und der neu aufgesetzten Grafik (die Entwickler mussten alles neu machen, weil's durch die Schließung der Ensemble Studios 2009 die alten Assets nicht mehr gab), bekommt ihr viele nette Details zu sehen: Einheiten hinterlassen zum Beispiel Fußabdrücke im Schnee, die kurz darauf verschwinden. Gebäude stürzen jetzt schick in sich zusammen. Es gibt zwar keine Physikeffekte wie in Age of Empires 3 (2005) mit seinen titschenden Kanonenkugeln und nach Beschuss unwuchtig rotierenden Windmühlenflügeln. Trotzdem tragen die dezenten neuen Effekte viel zur klassischen Age-Wohlfühlatmosphäre bei, ohne aufgesetzt zu wirken.

Auch beim Sound hat sich viel getan, vor allem die guten Sprecher bei Missionsbriefings und Ereignissen in einem Szenario sind echte Stimmungsmacher. Die neue Musik ist uns fast einen Tacken zu modern, greift aber die alten Scores gut wieder auf. Und natürlich sind die guten alten Soundeffekte wieder drin, die uns schlagartig wieder nach 1999 verfrachten, allen voran das vertraut-verhasste Fanfarensignal, wenn der Feind angreift.

Belagerungsschlachten sind in den neuen Kampagnen seltener, hier zerlegen wir mit unseren Tataren eine der fünf Burgen von Delhi. Belagerungsschlachten sind in den neuen Kampagnen seltener, hier zerlegen wir mit unseren Tataren eine der fünf Burgen von Delhi.

Heute Schweinehirt, morgen Zar

Die drei neuen Kampagnen, die ihr wie gehabt in beliebiger Reihenfolge spielen könnt, sind unter dem Namen »The Last Khans« zusammengefasst und konzentrieren sich auf den Eurasischen Raum und die Zeit der Mongolen. Mit Khan Kotjan (1202 bis 1241) versammelt ihr das Volk der Kumanen, um vor den anstürmenden Mongolen gen Westen zu fliehen. Schon die erste Mission bringt dieses Fluchtgefühl gut rüber, denn ihr müsst unterschiedliche Stämme überzeugen, mit euch zu kommen - seid ihr zu langsam, unterwerfen sie sich den Mongolen.

In Kampagne Nummer Zwei übernehmt ihr die Rolle des jungen Iwajlo, einen mächtigen … Schweinehirten. Der schafft es 1277, die bulgarischen Bauern gegen die anrückenden Tataren zu vereinen. Doch fieserweise bekämpfen die bulgarischen Adeligen den Emporkömmling und seine »Bauerntrampel« bis aufs Blut, sodass ihr ständig zwischen zwei Fronten steckt - bis ihr selbst zum Zar werdet. In der dritten neuen Kampagne spielt ihr schließlich die Feldzüge des Eroberers Timur Lenk (1336 bis 1405) nach, der sich zum Herrscher über ein neues Mongolenreich aufschwingt, trotz eines lahmen Beines, einer Schussverletzung an der Hand und einer verwachsenen Schulter. Fehlt nur noch der berüchtigte Pfeil ins Knie.

Die vier Zivilisationen Bulgarien, Litauen, Kumanen und Tataren haben in der Age of Empires 2 DE Premiere. Bei allen ist Reiterei Trumpf, die Bulgaren können in ihrer Burg zum Beispiel morgensternschwingende Konnik-Reiter ausheben, die bei null Hitpoints nicht sterben, sondern abgesessen weiterkämpfen. Die Keshig-Spezialeinheit der Tataren hingegen heimst für jeden erledigten Gegner Gold ein. Und jede neue Zivilisation hat wieder generelle Boni, bei den Litauern beispielsweise macht jedes Artefakt in einer eigenen Kirche alle Kavallerieeinheiten um +1 stärker.

Die drei neuen, guten Kampagnen sind sehr Kavallerie-fokussiert. Hier fliehen wir mit Kotjan Khan und ein paar Männern (links oben) vor den anstürmenden Mongolen. Die gute Sprachausgabe trägt viel zur Stimmung bei. Die drei neuen, guten Kampagnen sind sehr Kavallerie-fokussiert. Hier fliehen wir mit Kotjan Khan und ein paar Männern (links oben) vor den anstürmenden Mongolen. Die gute Sprachausgabe trägt viel zur Stimmung bei.

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