Anthem - Meinung: The Division 2 ist das Beste, was Anthem gerade passieren kann

The Division 2 und Anthem fischen eigentlich als Konkurrenten im selben Gewässer. Doch dadurch könnte Ubisoft dem Loot-Shooter von Bioware sogar helfen, findet Dimi.

Anthem und The Division 2 kämpfen um die Loot-Krone. Aber ist der Thron am Ende vielleicht groß genug für zwei Könige? Anthem und The Division 2 kämpfen um die Loot-Krone. Aber ist der Thron am Ende vielleicht groß genug für zwei Könige?

Als Anthem erschien, wurde es im Internet ganz schön hitzig. Zig enttäuschte Spieler zogen mit Fackel und Kotklümpchen in der Hand durch die Kommentarbereiche des Internets, um jeden zu torpedieren, der mit Anthem trotz aller Probleme Spaß hat. Für sie lag der Fall auf der Hand. So einen Murks wie Biowares neues Spiel darf man einfach nicht toll finden - sonst ist man kein echter Zocker!

Doch wer das bei welchem Spiel auch immer tut - bei Anthem, FIFA, Fallout 76, Battlefield 5 - übersieht ein wichtiges Detail: Die Liebhaber da draußen sind zahlreicher als man denkt. Und man selbst hat kein Monopol auf die einzig wahre Meinung.

Sehr viele Loot-Shooter-Fans ticken gänzlich anders als alteingesessene Zocker, die ein ganz bestimmtes Gesamtprodukt für ihre 50, 60 oder 70 Euro erwarten. Unsere Schwesterseite Mein-MMO kann ein Lied davon singen, denn dort sammelten sich nach dem holprigen Launch von Fallout 76 zahlreiche Liebhaber, die dem Spiel seine Fehler verzeihen. Die am Ball bleiben. Und die ein strauchelndes Spiel im Zweifelsfall vor dem Untergang bewahren können.

Genau diese Spieler könnten Anthem das Überleben sichern. Und The Division 2 könnte ihnen massiv dabei helfen.

So absurd läuft Anthem momentan:
Der Mann mit dem perfekten Hintern ist ein Kühlschrank

Der Autor: Dimi steht in dem ganzen Loot-Enthusiasmus irgendwo in der Mitte. Als Rollenspiel-Fan lässt er sich die Beute-Karotte eigentlich gerne vor den Kopf spannen, solange es sich nicht wie Zeitverschwendung anfühlt. Für ihn gibt es einen schmalen Grat zwischen einem netten, gleichförmigen Zeitvertreib, bei dem man mit Freunden quasseln kann, und einem reinen Zeitfresser, der bloß fehlenden Content kaschiert.
In Anthem hat er persönlich nicht das gefunden, was er suchte - doch umso neugieriger schielt er in Richtung von The Division 2.

Der spannende Blick über den Tellerrand

Natürlich ist nicht jeder Anthem-Kritiker ein Troll. Und bevor jemand meckert, dass ich Leuten ihre Kritik an Anthem absprechen will: Darum geht's mit überhaupt nicht. Wir haben auf GameStar breit und ausführlich auf all die Probleme hingewiesen, die Biowares Projekt gerade plagen. Wer deshalb keine Lust aufs Spiel hat, kann diese Position natürlich mit Fug und Recht vertreten.

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Doch wer sich nur auf diese Ablehnung konzentriert, verpasst ein paar spannende Einblicke, wie divers die Gaming-Landschaft jenseits des Tellerrands aussieht. Viele Loot-Shooter-Fans begreifen Spiele wie Anthem, Destiny 2 oder auch The Division 2 nämlich als Service, in den sie sich einmalig (oder via Origin Access Premier monatlich) einkaufen. Und diesen Gaming-Dienst wollen sie idealerweise mit ihren Kumpels Abend für Abend nutzen.

Anthem muss für diese Leute keine fesselnde Story-Kampagne bieten, sondern schlicht Looting-Ziele und -Herausforderungen, die man gemeinsam abgrasen kann. Wer mal bis 5 Uhr morgens in Diablo-Dungeons verzockt hat, kennt den meditativen Reiz solcher Gameplay-Loops. Diese Loot-Gemeinden verzeihen Anthem deutlich mehr Patzer als all die Leute, die sich aktuell (oft zurecht) beschweren. Doch auch für sie hat Anthem ein Problem: zu wenig Content.

Stichwort Diablo: Wir erinnern uns an die gute alte Zeit

The Division 2 überbrückt Anthems Flaute

Wie schon bei Destiny 2 gilt: Loot-Shooter-Fans verzeihen viel, sie brauchen aber was zu zocken. Wenn nach drei, vier Wochen nur noch Weekly-Challenges übrig bleiben, die man an einem Abend abhaken kann, dann wandern sie zum nächsten Loot-Projekt weiter. Das geschah bei Destiny, und so eine Völkerwanderung könnte auch Anthem erleben. Nachdem Enthusiasten jetzt 30, 40, 50 Stunden jenseits von Fort Tarsis verballert haben, lockt The Division 2 mit mehr Abwechslung.

Doch hey, Zeit ist genau das, was Bioware gerade braucht. Die erste wirklich große neue Ladung Content für Anthem kommt im Mai 2019. Bis dahin wird's im Spiel zwar immer mal wieder kleinere Updates geben, die dürften Dauerzocker jedoch nur kurzfristig bei der Stange halten. Und zur Rückkehr vergraulter Spieler taugen Freeplay-Events ebenso wenig. Vorhang auf für The Division 2.

So kann Bioware Anthem noch retten - Video: Ausblick auf Roadmap + Patches Video starten 16:25 So kann Bioware Anthem noch retten - Video: Ausblick auf Roadmap & Patches

Das erscheint nämlich genau zwischen dem Release von Anthem und dessen erster großer Cataclysm-Erweiterung. Was Bioware und EA hier bekommen, ist eine Brücke, die die Leute über Wasser hält.

Es mildert den Frust gegenüber Anthem, weil sich der Blick zum neuen Loot-Shooter wendet. Diese Zeit muss Bioware nutzen. Klar, sollte The Division 2 seinem Endgame-Versprechen ab Tag 1 gerecht werden, dann bleiben viele Loot-Fans einfach gleich in Washington.

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Raum für zwei Rivalen?

Doch unsere eigenen Einblicke in die Zielgruppen von Loot-Shootern zeigen, dass Enthusiasten gerne zwischen unterschiedlichen Beutejagden springen. Mit ihren Gruppen zocken sie mal Anthem, mal The Division, mal Warframe oder sogar Monster Hunter World!

Wenn ein Spiel gerade absackt, hüpft man zum anderen. Sollte Anthem in puncto Content die Kurve kriegen, könnte es also genau dann Gas geben, wenn sich der Launch-Wirbel von Ubisofts Konkurrenzprodukt im Mai gerade gelegt hat.

Klar, die Idealvorstellung von Ubisoft und EA sieht anders aus. Große Publisher wollen, dass sich die Spieler in Gänze ihrem Service-Spiel verschreiben. Die Vergangenheit hat jedoch immer wieder unter Beweis gestellt, dass das zum einen fast nie klappt, zum anderen aber gar nicht sein muss.

Die Gaming-Welt ist groß genug für zwei Service-Spiele, die Loot-Enthusiasten mit ihren Freunden abgrasen können. Anthem ist aktuell genauso wenig über den Berg wie es Destiny 2 nach Release war. Doch auch dort konnte das Addon Forsaken nach langer Abstinenz viele Fans zurück ins Spiel locken (sie jedoch wieder nicht halten). Schon da hat sich gezeigt, wie versöhnlich sich die Community zeigt, wenn man ihnen ein lukratives Paket schnürt.

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Keine Frage, der problematische Start von Anthem dürfte viele Fans auf Nimmerwiedersehen vergrault haben. Aber ich halte es für verfrüht, das Spiel wegen all des negativen Feedbacks für tot zu erklären. Bioware hat bis Mai 2019 Zeit, ein pralles Paket für die eigene Community zu schnüren. Bis dahin kann The Division 2 den eigenen Hut in den Ring werfen. Und dann sehen wir weiter.

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