Virtual Reality fehlt es spätestens seit dem Erscheinen von Oculus Rift S und Valve Index nicht mehr an technisch überzeugender Hardware mit guter Bildqualität, sondern an Software, die den Kauf rechtfertigen kann. Zwar sind in den letzten Jahren hochwertige Umsetzungen bekannter Spiele wie Skyrim VR, No Man's Sky oder Borderlands 2 VR erschienen, teure Produktionen allein für VR rechnen sich allerdings noch nicht für die etablierten Publisher und Entwickler.
Abhilfe schaffen hier Exklusivtitel, produziert von Headset-Herstellern und damit natürlich primär als Aushängeschild für den eigenen Store und die eigene Hardware. Mit Lone Echo bewies Oculus bereits ein gutes Händchen, das von Sanzaru entwickelte Marvel Powers United hingegen fiel qualitativ etwas ab.
Nun folgt mit Asgard's Wrath der nächste Titel von Sanzaru für den Oculus Store, und glücklicherweise haben die Entwickler nicht nur Superhelden gegen nordische Mythologie getauscht, sondern ein nach AAA-Maßstäben produziertes Action-Adventure mit gut 40 Stunden Spielzeit geschaffen. Wir haben uns mit Loki ein paar Hörner Honigwein geteilt, die VR-Brille aufgesetzt und das Spiel bezwungen. Nicht unbedingt in dieser Reihenfolge allerdings.
Endlich einmal Gott sein
Eine der Stärken von VR liegt in der Immersion: In der virtuellen Realität nehmt ihr Größenverhältnisse real wahr, ihr befindet euch mitten in der Spielwelt, statt nur von außen darauf zu schauen. Um uns den Effekt so richtig ins Gesicht zu drücken, startet Asgard's Wrath mit einer Seeschlacht, in der wir Loki gegen monströse Meeresfrüchte beistehen.
Fortan nimmt uns Loki ein wenig bei der Hand und zeigt, uns, dem noch unbekannten Götteranwärter in eingestreuten Tutorials das Kampfsystem und die Bedienung. Nicht unpraktisch, denn nun warten gut 40 Stunden VR-Action-Adventure mit zahlreichen Kämpfen sowie eingestreuten Rätseln auf uns, in denen wir die Prüfungen meistern, um selbst zu einem vollwertigen Gott zu werden.
Die Spielwelt orientiert sich folglich an der nordischen Mythologie rund um Thor, Totengöttin Hel und natürlich unseren neuen Kumpel Loki. Die Ladebildschirme erklären auch im nordischem Sagenwesen wenig belesenen Spielern die Hintergründe.
Nicht nur mit Oculus!
Asgard's Wrath ist exklusiv im Oculus Store für Oculus Rift CV1 und Oculus Rift S erschienen. Mit dem kostenlosen und von Oculus geduldeten Programm Revive lässt es sich aber auch mit anderen Headsets wie Valve Index, Windows Mixed Reality oder HTC Vive spielen. Pimax startet Oculus-Spiele sogar ohne Revive und auch hier funktioniert Asgard's Wrath, wie wir testen konnten.
Seine Geschichte erzählt das Spiel augenzwinkernd mit ein wenig Slapstick-Humor, was aber nie störend oder albern wirkt, sondern gut zur Atmosphäre passt. Große zwischengöttliche Dramen bieten die eher flach gehaltenen Charaktere zwar nicht, Asgard's Wrath macht aber auch keinen Hehl daraus, unterhalten zu wollen, statt uns auf ein Studium der nordischen Götterwelt vorzubereiten.
Tierische Kämpfe
Im Laufe des Spieles nehmen wir verschiedene menschliche Körper in Besitz, mit deren Hilfe wir irdische Rätsel lösen und Kämpfe bestreiten. In den Levelabschnitten gilt es zudem, Runensteine zu finden, mit denen wir uns in unsere göttliche Gestalt verwandeln können.
In dieser bietet sich eine sehr gute Übersicht über den jeweiligen Spielbereich, außerdem können wir so auch Tiere in praktische Helfer mutieren lassen. Als Gott nehmen wir das Geschehen eher als Diorama wahr, was ein gutes Gefühl für die erhöhte Perspektive unserer spirituellen Form bietet.
Die Tierbegleiter lassen sich befehligen: So dient uns ein in halbmenschliche Gestalt verwandelter Hai als Kampfgefährte - und schaut dabei auch noch sehr cool aus. Eine Schildkröte blockiert hingegen Feuerfallen, später im Spiel kommen noch weitere Tiere mit zusätzlichen Fähigkeiten hinzu.
In Asgard's Wrath wechseln sich Kämpfe und Puzzles ab. Das Kampfsystem basiert auf Timing: Zwar lassen sich einige Gegner mit wenigen Schwertschlägen im wahrsten Sinne des Wortes zerteilen, viele Kontrahenten erweisen sich aber als zäher. Hier gilt es, im richtigen Moment zuzuschlagen, um erst die Rüstung und dann den Gegner selbst zu vernichten. Das Spiel hilft dabei mit farblichen Markierungen am Gegner, im leichtesten von drei Schwierigkeitsgraden müssen wir uns aber auch darüber keine Gedanken machen.
Als Kontrahenten stehen zahlreiche menschenähnliche Wesen aus der nordischen Sagenwelt parat, vom an Zombies erinnernden Standardgegner bis zu Zwischenbossen wie einer ebenso unfreundlichen wie fülligen Dame mit erstaunlicher Schlagkraft.
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Besonders beeindruckend sind aber die Endbosse am Ende der jeweiligen Spielabschnitte: Hier kämpfen wir auch einmal in Götterform gegen andere Götter, über einer aus der Höhe wie eine Puppenwelt aussehenden Landschaft - das fühlt sich angemessen episch an.
In der Göttertaverne von Asgard tauschen wir Loot gegen Waffenmodifikationen und machtvollere Ausrüstung, trinken mit anderen Göttern alkoholische Getränke und genießen die beeindruckende Grafik- und Soundkulisse. Eine schöne Auflockerung - allerdings ohne dass eine Ausrüstungsspirale wirklich greifen würde. Blöd.
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