Ash of Gods: Redemption im Test - Wunderschön – mit schlechten Manieren

Ash of Gods ist eine interaktive Erzählung mit wunderschönem, handgezeichneten Stil, die ein bisschen zu sehr eine knallharte Spielerfahrung sein möchte.

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Ash of Gods offenbart sich im Test als Hit für Story-Fans - zumindest, wenn der Permadeath nicht im Weg steht. Ash of Gods offenbart sich im Test als Hit für Story-Fans - zumindest, wenn der Permadeath nicht im Weg steht.

Ash of Gods: Redemption will in die Fußstapfen von The Banner Saga treten, aber noch eine Schippe drauf legen. Egal ob Spielwelt, Entscheidungen oder Kämpfe - im wunderschön handgezeichneten Rundentaktik-Spiel soll alles ein wenig härter und gnadenloser sein.

Stirbt eine Hauptfigur durch unser Versagen, bleibt sie tot, aber die Geschichte geht trotzdem weiter. Was wie eine gute und mutige Idee klingt, bringt allerdings Probleme mit sich. Denn wie gut funktioniert ein interaktives Story-Erlebnis noch, wenn plötzlich große Teile der Handlung einfach wegsterben?

Report: Faszination Permadeath - Spiel mir das Lied vom Tod

Wie viel Banner Saga steckt im Spiel?

Ash of Gods wurde vor dem Release oft mit The Banner Saga verglichen. Es verfügt über einen ähnlichen handgezeichneten Stil und ähnliche spielerische Grundlangen wie Rundentaktik-Kämpfe und schwere Entscheidungen. Diese Parallelen sind tatsächlich sehr präsent im Spiel, weshalb Fans von The Banner Saga sich sofort heimisch fühlen dürften.

Ash of Gods bemüht sich aber um eine unabhängige Erzählung und neue spielerische Elemente wie die Karten. Beim Spielen fühlt es sich damit eher wie eine Hommage mit eigenen Ideen als eine Kopie an. Wir behandeln das Thema noch ausführlicher in einem Report, in dem wir mit den Entwicklern von Ash of Gods und einem Anwalt konkret über Plagiatsvorwürfe sprechen, weshalb wir das Problem im Test größtenteils ausklammern.

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Schnitte was?

Zunächst werden wir in eine interessante, aber etwas überladene Spielwelt geworfen: Eine im Stil alter Zeichentrickfilme animierte mittelalterliche Schlacht als Intro-Sequenz zeigt uns die so genannte Ernte vor 700 Jahren: Die Menschen werden von den Schnittern heimgesucht, die sie zu Zombies machen - mit dem Ziel das Land zu erobern. Dem stellen sich die Curros entgegen. Sie sind Umbra, mächtige und unsterbliche Magier, die sich selbst opfern, um die Menschen zu retten.

Curros, Umbra, Schnitter, Ernte, ferne Königreiche und unzählige Namen sorgen schon am Anfang für Verwirrung. Hier hätten wir uns ein paar mehr Erklärungen gewünscht, gerade weil das Grundprinzip der Handlung eigentlich simpel ist: Die Ernte kehrt zurück und unsere Hauptfiguren müssen das verhindern. Wir begleiten Hopper, den einzigen Umbra, der die Schlacht vor 700 Jahren überlebte, den Leibwächter und Auftragskiller Lo Pheng und den Hauptmann Thorn Brenin, der ein Heilmittel für seine von der Ernte infizierte Tochter Gleda sucht.

Zum Glück müssen wir aber nicht alles verstehen, damit die Spielwelt uns in ihren Bann zieht. Ash of Gods schafft es wunderbar, eine glaubhaft sterbende Welt zu erschaffen. Alles wirkt düster, unbarmherzig und wehmütig, was der melancholische Soundtrack noch großartig unterstreicht. Der von alten Zeichentrickfilmen wie Der Herr der Ringe von Ralph Bakshi inspirierte Rotoskopie-Stil sorgt zudem für detaillierte handgezeichnete Figuren und Hintergründe, die dem Ganzen die Krone aufsetzen.

Der Stil von Ash of Gods ist düster, aber auch wunderschön und detailliert. Inspiriert ist er von alten sowietischen Zeichentrickfilmen und dem Herr-Der-Ringe-Animationsfilm. Der Stil von Ash of Gods ist düster, aber auch wunderschön und detailliert. Inspiriert ist er von alten sowietischen Zeichentrickfilmen und dem Herr-Der-Ringe-Animationsfilm.

Für Leseratten

Die Geschichte mit ihren vielseitigen Charakteren, die alle unterschiedliche Ziele verfolgen, fesselt durchaus. Zumindest, wenn man sich auf Unmengen an Text einlassen kann. Der ist insgesamt gut geschrieben, wirkt stellenweise aber auch etwas holprig und steif. Hinzu kommt, dass das Spiel immer wieder mit Schimpfworten um sich wirft. Das soll wohl die düstere und erwachsene Stimmung unterstützen, kommt uns aber oft aufgesetzt vor, da viele Figuren ohne Grund in wüste Flüche und Beschimpfungen ausbrechen.

Ohne Vertonung muss man als Spieler - wie schon gesagt - extrem viel lesen, wird aber mit interessanten Informationen belohnt. Gerade, wenn man sich die Zeit für optionale Gespräche mit der eigenen Party nimmt, denn jede Hauptfigur scharrt eine kleine Sippe an Kämpfern um sich.

Damit wird auch mit jedem Protagonisten ein Teil der Handlung abgedeckt. Wir lernen wichtige Figuren kennen und erfahren Hintergründe, die uns spätere Ereignisse logisch erklären. Genau hier wird der Permadeath zum Problem. In der Theorie ist er eine spannende Idee, die unseren Entscheidungen Gewicht verleiht. In der Praxis funktioniert diese Idee aber nicht ganz so gut. Wenn beispielsweise Thorn stirbt, verschwinden auch seine Kämpfer.

Ash of Gods ist ein sehr textlastiges Spiel, das sich zudem manchmal holprig liest. Wer darüber hinwegsehen kann, erhält aber eine fesselnde Geschichte. Ash of Gods ist ein sehr textlastiges Spiel, das sich zudem manchmal holprig liest. Wer darüber hinwegsehen kann, erhält aber eine fesselnde Geschichte.

Aus Spoilergründen wollen wir nicht zu viel von den inhaltlichen Auswirkungen vorwegnehmen. Aber ein gutes Beispiel wäre die Seherin Chila, die im Laufe der Geschichte eine wichtige Rolle spielt, aber nur über Thorn richtig als Charakter eingeführt wird. Ist Thorn tot, taucht sie am Ende einfach aus dem Nichts auf und wir haben keine Ahnung wer sie ist oder woher sie kommt. Zwar kann man manche Informationen auf der Reise immer noch verpassen, weil man nicht jeden Ort ansteuern muss, durch den Permadeath fällt gleich aber ein enormer Teil an Wissen weg.

Das fühlt sich dann an, als würde man ein Buch nehmen und einfach ein Drittel der Seiten herausreißen. Es wird nicht einfach nur eine Figur aus dem Spiel genommen, uns fehlt eben ein ganzer Brocken an Geschichte und Hintergründen. Damit sind wir die meiste Zeit über nicht emotional betroffen durch das Schicksal des Charakters, sondern verwirrt und frustriert, weil wir spätestens beim Finale überhaupt nicht mehr wissen, worum es eigentlich geht.

Ash of Gods: Redemption - Trailer: Ein Spiel ohne Game-Over-Bildschirm? Video starten 1:59 Ash of Gods: Redemption - Trailer: Ein Spiel ohne Game-Over-Bildschirm?

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