Blacksad: Under the Skin ist die ideale Telltale-Alternative

Blacksad ist ein fesselndes Detektiv-Adventure mit spielerischen Schwächen. Telltale-Fans dürften aber trotzdem auf ihre Kosten kommen.

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Blacksad tritt im Test das Erbe von Telltale an. Blacksad tritt im Test das Erbe von Telltale an.

Vorsicht, schwarze Katze! Unglück bringt der feline Detektiv John Blacksad aber zum Glück nur Verbrechern. Zumindest, wenn er nicht gerade versucht, einem Nashorn eine Kopfnuss zu geben, weil wir uns bei den Auswahlmöglichkeiten im Spiel verklickt haben - aua.

Oder wenn wir aus Versehen unseren Freund vom Dach fallen lassen, weil wir nicht schnell genug die vom Quicktime-Event gewünschte Taste drücken. Praktischerweise ist das Spiel gnädig und lässt uns das Ganze nach dem Malheur noch einmal versuchen, damit unser Detektiv nicht allzu dumm dasteht.

Falls ihr euch bei dieser Beschreibung wundert: Nein, Telltale ist nicht zurück. Das Adventure Blacksad: Under the Skin klingt zwar so, als wäre es wie für das Telltale-Portfolio gemacht, es stammt aber von Pendulo Studios, den Entwicklern der Runaway-Adventures.

Eine Lizenz hat sich der Entwickler aber ebenfalls geschnappt: Während Telltale Serien-Giganten wie Game of Thrones oder The Walking Dead bedient hat, nimmt sich Blacksad die gleichnamigen Graphic Novels von Juan Diaz Canales und Juanjo Guarnido zum Vorbild. Und wie nah das Spiel an die Comic-Vorlage rankommt, seht ihr in den Screenshots:

Blacksad: Under the Skin - Screenshots ansehen

Atmosphärisch und auch erzählerisch macht das Adventure eine gute Figur: Blacksad entführt uns wie die gleichnamige Comic-Vorlage in eine fiktive Version des New Yorks der 50er-Jahre, das von anthropomorphen Tieren bevölkert wird. Die trinken Whiskey, lauschen Jazz-Musik und sind immer noch von den Nachwehen des Krieges geplagt. Als Katzendetektiv Blacksad sind wir dort in bester Krimi-Noir-Manier dem Verbrechen auf der Spur. Das klingt doch erstmal hervorragend!

Was wurde eigentlich aus Telltale?

2018 war Schluss für Telltale: Das Adventure-Studio musste schließen und die Spiele des Studios wurden teilweise von Steam und Co. entfernt. Nur für Walking Dead: The Final Season ging es weiter. Das wurde von Skybound Games fertiggestellt und im Epic Store veröffentlicht. Theoretisch existiert Telltale noch weiter, das Studio wurde von LCG Entertainment gekauft, die sich um den Vertrieb älterer Telltale-Spiele kümmern.

Das Ende von Telltale - Wie sich ein geniales Studio selbst ruinierte Video starten 8:01 Das Ende von Telltale - Wie sich ein geniales Studio selbst ruinierte

Tierischer Noir-Krimi

Blacksad dauert ungefähr zehn Stunden und in denen passiert auch eine ganze Menge: Da wäre zum Beispiel die unglückliche Nashorn-Prügelei, die wir schon erwähnt haben. Das Nashorn betrügt seine Frau, ein Standardauftrag für Blacksad. Aber wir sehnen uns nach einem größeren Auftrag mit mehr Prestige.

Der landet dank einer Luchs-Frau namens Sonia Dunn dann auch prompt auf unserem Schreibtisch. Sonia leitet nach dem Selbstmord ihres Vaters einen Box-Club, dessen Superstar Bobby Yale spurlos verschwunden ist. Und auch mit dem Tod von Papa Dunn scheint irgendetwas faul zu sein. Die Suche nach Antworten führt uns schnell in den Untergrund von New York, wo allerlei dubiose Verbrecher wie der irische Glücksspiel-Mogul O'Leary (ein Wolf) ihr Unwesen treiben, die alle irgendwie in den Fall verwickelt zu sein scheinen.

Die Geschichte ist definitiv das Highlight von Blacksad. Das Adventure präsentiert uns zahlreiche interessante Figuren, denen wir große und kleine Geheimnisse entlocken können. Da ist zum Beispiel die Katzen-Putzfrau, die die Leiche gefunden hat und scheinbar ein Verhältnis mit Sonias Vater hatte. Und wer hat rassistische Schmierereien auf dem Spind des Verschwundenen hinterlassen?

Je mehr wir erfahren, desto verzahnter wird die Geschichte. Ein paar Wendungen sind für eingefleischte Krimi-Fans vorhersehbar, zwischendurch überrascht uns das Spiel aber positiv mit seinen Figuren. Beispielsweise wenn sich ein sonst typischer Bösewicht als gute Seele herausstellt.

Besonders gut macht sich auch Blacksad als typisch düster-melancholisch brodelnder Noir-Detektiv, der das Herz eigentlich am rechten Fleck hat - zumindest, wenn wir es zulassen. Wir dürfen unseren Kater über Entscheidungen zum kaltblütigen, bestechlichen Ermittler formen, der nur für seinen Job lebt oder eben zum gefühlvollen Helden, der selbst ohne Bezahlung für die Gerechtigkeit einsteht.

Dass wir Tiere statt Menschen spielen, liegt übrigens daran, dass schon die Comic-Autoren eine moderne Geschichte mit einer Fabel mischen wollten. Dort stehen die Tiere genau wie im Spiel für bestimmte Eigenschaften - der Kommissar wird als treuer und pflichtbewusster Charakter zum Beispiel von einem Hund verkörpert. Die Figuren haben trotz Fell, Federn und Schuppen aber mit sehr menschlichen Problemen zu kämpfen. Gerade in den 50er-Jahren der USA gehören hier auch noch Unterdrückung von Frauen, Rassismus und Kriegstraumata dazu. Blacksad schreckt nicht vor ernsten Themen zurück, was angenehm die düstere Noir-Stimmung unterstützt.

Blacksad: Under the Skin - Launch-Trailer zum Noir-Adventure im Telltale-Stil Video starten 2:02 Blacksad: Under the Skin - Launch-Trailer zum Noir-Adventure im Telltale-Stil

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