Breitband-Internet - Laut Studie an Wählerrückgang schuld

Einer neuen wissenschaftlichen Studie zufolge ist die zunehmende Verbreitung von Breitband-Internet-Anschlüssen Schuld an der abnehmenden Wahlbeteiligung.

Ist das Internet Schuld an der zunehmend niedrigen Beteiligung an Wahlen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene? Eine neue Studie deutet darauf hin. Ist das Internet Schuld an der zunehmend niedrigen Beteiligung an Wahlen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene? Eine neue Studie deutet darauf hin.

Man hat in der Vergangenheit ja schon viel über das Internet gesagt. Für die soziale Verrohung der Jugend sei es verantwortlich, hieß es noch in den Anfangszeiten, als das weltweite Netzwerk ohnehin noch niemandem so ganz geheuer war. Andere wiederum behaupten, es diene einzig und alleine der Kontrolle und dem Ausspionieren der Weltbevölkerung - eine These, die nicht zuletzt seit den Enthüllungen des US-Whistleblowers Edward Snowden regen Zulauf findet.

Eine neue Studie, die nun vom deutschen Online-Auftritt des renommierten Wall Street Journal zitiert wird, gibt dem Breitband-Internet und den sich dort bietenden Entertainment-Möglichkeiten nun die Schuld am möglichen Zusammenbruch ganzer Demokratien. Ganz so drastisch drückt man es zwar nicht aus, allerdings heißt es in dem wissenschaftlichen Paper von Robert Gold (Institut für Weltwirtschaft), Oliver Falck (Ifo-Institut) und Stephan Heblich (Universität Bristol), das zuerst in der Juli-Ausgabe des American Economic Review erschienen ist, dass die Einführung des Breitband-Internets eine der Ursachen für das wachsende Desinteresse an Politik sei.

Unter anderem machen die Wissenschaftler also die zunehmende Verbreitung von schnellen Internet-Anschlüssen für die geringe Wahlbeteiligung verantwortlich, wie wir sie in Deutschland gerade erst bei den Landtagswahlen in Brandenburg und Thüringen gesehen haben. Konkret führen Gold, Falck und Heblich ein Drittel des zwischen 1995 und 2008 beobachteten Rückgangs der Wahlbeteiligung bei Wahlen auf Bundes-, Landes- und kommunaler Ebene auf die Einführung von Breitband-Internet ab 1999 zurück.

Mit steigender Medienvielfalt würden vor allen Dingen Jugendliche und junge Erwachsene immer weniger Fernsehen schauen, gleichzeitig aber mehr Zeit für ihre Unterhaltung aufbringen. Durch den Wegfall des Informationsmediums Fernsehen, über das vor allem die öffentlich-rechtlichen Sender wie die ARD und das ZDF die Jugendlichen mit politischen Themen in Verbindung bringen, käme besagte Zielgruppe immer weniger in Kontakt mit politischen Themen, heißt es in der Studie weiter.

»Wer immer mehr Zeit für Unterhaltungsaktivitäten im Internet aufwendet, dem fehlt die Zeit, Fernsehnachrichten zu schauen und sich über politische Themen zu informieren.«

Diesen Effekt haben die drei Forscher übrigens hauptsächlich in westlichen Bundesländern festgestellt. Vor allem dort diene das Fernsehen als Hauptquelle für überregionale politische Informationen, so dass mit dessen Wegfall der allgemeine Wissensstand über politische Aktivitäten und politische Zusammenhänge abnehme und das Interesse an politischen Diskussionen und damit letztlich auch der Teilnahme an Wahlen abflache.

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