Captain Marvel - Filmkritik: Die stärkste aller Superheldinnen kommt zu spät

Captain Marvel zeigt eine Origin-Story kurz vor dem großen Finale des MCUs im kommenden Avengers: Endgame. Unsere Kritik klärt, warum der erste Marvel-Film mit einer weiblichen Hauptdarstellerin zwar ein guter Film ist, aber trotzdem zur falschen Zeit erscheint.

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Hauptdarstellerin Brie Larsson als Captain Marvel stehen der junge Nick Fury (Samuel L. Jackson, links) und der Ausserirdische Yon-Rogg (Jude Law) zur Seite. Hauptdarstellerin Brie Larsson als Captain Marvel stehen der junge Nick Fury (Samuel L. Jackson, links) und der Ausserirdische Yon-Rogg (Jude Law) zur Seite.

Nach 20 Marvel-Filmen, in denen männliche Helden wie Iron Man, Captain America oder Thor im Mittelpunkt standen, ist es 2019 endlich so weit. Mit Captain Marvel kommt der erste MCU-Film in die Kinos, in dem eine weibliche Heldin die Hauptrolle übernimmt.

Und Captain Marvel ist nicht nur eine Frau, sondern laut den Verantwortlichen hinter dem Film auch gleich die stärkste aller MCU-Helden. Haben sich Disney und Marvel also das Beste für den Schluss aufgehoben? Schließlich kommt am 26. April mit Avengers: Endgame bereits das große Finale des aktuellen Marvel Cinematic Universe auf die Leinwand. Höchste Zeit also, dass die Helden im Kampf mit dem bösen Thanos einen Joker spendiert bekommen. Das Problem an diesem Joker ist nur: Sie ist zu stark und zu spät dran.

Spoilerfreie Kritik:
Wir verraten in diesem Artikel keine Details, Wendepunkte und Hintergründe zur Handlung von Captain Marvel. Ihr könnt also ruhigen Gewissens weiterlesen, sofern ihr unser Fazit zum Film wissen wollt. Wer vorab absolut gar nichts über den neuesten Marvel-Blockbuster erfahren will, sollte natürlich bis nach dem Kinobesuch warten. Deutscher Kinostart von Captain Marvel ist übrigens der 7. März.

Captain Marvel kämpft anfangs für die Kree, eine Alien-Rasse mit blauer Hautfarbe. Captain Marvel kämpft anfangs für die Kree, eine Alien-Rasse mit blauer Hautfarbe.

Captain Marvel passt perfekt ins MCU-Muster

Captain Marvel (Brie Larson) beginnt ihren Soloauftritt nicht gleich als Superheldin, sondern zunächst mal als außerirdische Soldatin. Gemeinsam mit einer Elite-Einheit und ihrem Anführer (Jude Law) stürzt sie sich in den Kampf zwischen den beiden Alien-Rassen Kree und Skrull. Durch einen Unfall landet sie bei einem Einsatz allerdings auf der Erde und trifft dort auf den noch sehr jungen Nick Fury (Samuel L. Jackson).

Der Film spielt nämlich im Jahr 1995 und damit noch vor dem ersten Iron Man und allen folgenden MCU-Geschichten (mit der Ausnahme des ersten Captain Americas, der während des 2. Weltkriegs spielt). Während Nick Fury also lernen muss, dass es im Universum Außerirdische und Superkräfte gibt, muss sich Captain Marvel auf einem ihr fremden Planeten zurecht finden. So fremd scheint die Erde ihr allerdings gar nicht zu sein, denn obwohl sie sich nicht genau daran erinnern kann, verbindet sie irgendetwas mit der Welt der Menschen.

Captain Marvel - Die mächtige Superheldin stellt ihre vielen Kräfte im Trailer vor Video starten 1:30 Captain Marvel - Die mächtige Superheldin stellt ihre vielen Kräfte im Trailer vor

Im Laufe seiner 124 Minuten dreht sich der Film dann sowohl um den weiteren Streit zwischen Kree und Skrull, als auch um die Selbstfindung von Captain Marvel. Und damit passt er perfekt ins bisherige Muster der Marvel-Filme: Er bietet wieder mal einen hervorragend abgemischten Mix aus cool inszenierter Action, vielen Anspielungen auf kleine Details aus dem restlichen MCU und jeder Menge Witz.

Zwei Origin-Stories auf einmal

In ihren Kämpfen teilt Captain Marvel extrem schlagfertig aus und gleichzeitig sorgen viele nette 90er-Jahre-Anspielungen (zum Beispiel sehr langsame Computer) und vor allem die lässigen Sprüche von Nick Fury für viele Lacher. Samuel L. Jackson stellt ohnehin neben Brie Larson noch eine zweite wichtige Säule für den Film dar, denn dank ihm bekommen wir gleich zwei Origin Stories zu sehen.

Samuel L. Jackson ist eigentlich 70 Jahre alt, das sieht man ihm als jungem Nick Fury in Captain Marvel allerdings überhaupt nicht an. Samuel L. Jackson ist eigentlich 70 Jahre alt, das sieht man ihm als jungem Nick Fury in Captain Marvel allerdings überhaupt nicht an.

Nicht nur Captain Marvel entwickelt sich von der anfangs noch befremdlichen und fast schon unsympathischen Soldatin zur Heldin, die für das Gute kämpft. Auch Nick Fury muss 1995 erkennen, dass Superhelden die Zukunft der Erde bestimmen werden, und dass er als Boss der Avengers ein hervorragender Helden-Manager sein kann. Doch keine Sorge: Captain Marvel bleibt ein Film mit weiblicher Hauptrolle und Brie Larson steht auch die meiste Zeit im absoluten Fokus.

Die Thematik um die erste weibliche MCU-Hauptfigur behandelt das weiblich-männliche Regie-Duo aus Anna Boden und Ryan Fleck ohnehin genau richtig, indem sie gar kein großes Politikum daraus machen. Sie stellen Captain Marvel einfach als superstarke Heldin dar, die eben weiblich ist und das passt perfekt.

Captain Marvel - Bilder zur Comic-Verfilmung ansehen

Ist Captain Marvel overpowered?

Aber apropos superstark: Daraus ergibt sich auch ein großes Problem, das Captain Marvel für das restliche MCU bedeutet. Sie erscheint nämlich einfach zu stark. In einigen Kampfszenen wirkt sie wie eine Mischung aus Super-Saiyajin und weiblichem Superman, nur gibt es scheinbar kein Kryptonit für sie. Nach dem Abspann und den zwei Post-Credit-Szenen fragen wir uns, ob die stärkste aller Marvel-Heldinnen überhaupt eine Schwachstelle hat, und ob sie Thanos in Avengers: Endgame nicht einfach im Alleingang besiegen wird.

Was verraten die Post-Credit-Szenen von Captain Marvel? Achtung Spoiler!

Außerdem fragen wir uns, wo sie eigentlich seit 1995 war. Der Film liefert zwar eine Antwort, warum sie sich vorerst wieder von der Erde verabschieden muss, aber nicht wo sie anschließend die folgenden 25 Jahre (während allen anderen MCU-Filmen) gesteckt hat. Warum kam sie zum Beispiel nicht schon im ersten Avengers von 2012 zu Hilfe, als die bösen Chitauri die Welt bedroht haben, oder im zweiten Avengers von 2015 als Ultron die Menschheit ausradieren wollte?

Als eigenständiges Abenteuer bietet Captain Marvel also zwei Stunden beste Popcorn-Unterhaltung. Im Hinblick auf das große Ganze des Marvel Cinematic Universe wirft er aber einige Meta-Fragen auf, deren Antworten er uns schuldig bleibt. Hoffentlich liefert Avengers: Endgame Ende April mehr Klarheit und weitere Auftritte der superstarken Captain Marvel.

Spoilertalk mit IGN
Falls ihr Lust auf einen noch tieferen Einblick in Captain Marvel habt, könnt ihr euch außerdem noch das folgende Video anschauen. Darin diskutieren Sebastian Ossowski von IGN und Michael Herold (der Autor dieser Filmkritik) in aller Ausführlichkeit jedes Detail des Films. Aber seid ganz ausdrücklich gewarnt: Das Video nimmt keine Rücksicht auf Spoiler und verrät alles, sogar die Inhalte des After-Credit-Szenen! Schaut es also nur, wenn ihr Captain Marvel schon gesehen habt, oder euch Spoiler nichts ausmachen.

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