Carrie - Des Satans jüngste Fehlbesetzung

Mit Carrie kommt der Genre-Klassiker von 1976 in einem Eins-zu-Eins-Remake erneut auf die Leinwand. Diesmal allerdings mit einer katastrophalen Fehlbesetzung.

Carrie - Trailer zum Steven King-Remake mit Chloë Grace Moretz Video starten 2:20 Carrie - Trailer zum Steven King-Remake mit Chloë Grace Moretz

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Vorweg sei noch erwähnt: Ich bin nicht der größte Fan von Brian de Palmas Original. 1976, im Jahr seines Erscheinens, war Carrie ein Sensationserfolg, begünstigt durch mehrere Faktoren. Zum einen war dies Stephen Kings erster Roman und zugleich die erste Verfilmung eines seiner Bücher. Der Hype um Person und Mythen war groß, mit Shining und Brennen muss Salem hatte King bereits zwei weitere Eisen im Feuer und war längst zu Amerikas neuem Horror-Papst aufgestiegen.

Dabei war die Geschichte eines jungen Mädchens, das unterdrückt von der Mutter und abgeschieden vom sozialen Umfeld, dämonische Kräfte in sich entdeckt, eigentlich mehr eindringliches Psychogramm denn grausiger Horror-Schocker. Erst ganz am Schluss, wenn sich die Spirale aus Demütigung und Selbstzweifeln zu einem unerträglichen Crescendo aufbläht, platzt der blutrote Knoten - und Carrie zeigt kurz, was King in den Folgejahren zur gängigen Spielart stilisiert.

Horror ist das nicht wirklich

Wer also einen klassischen Horrorfilm erwartet, wird nicht bedient. Ein Umstand, der sich auch 2013 nicht für »des Satans jüngste Tochter« ändert. Carrie braucht rund 90 Minuten, um so richtig in Fahrt zu kommen und sobald es soweit ist, verabschiedet sich der Telekinese-Horror schon wieder in die Credits. Darauf war ich beim Original nicht vorbereitet - an dieser Stelle sei hiermit also ausdrücklich davor gewarnt, den nächsten Saw-Nachfolger serviert bekommen zu wollen.

Ein erstes Problem des Remakes - natürlich: das reine Re-maken des bereits Gesehenen. Auch wenn Carrie 2013 ein paar notwendige Updates einführt, die sich größtenteils auf Dinge beschränken, die den Zeitraum der Handlung ins Hier und Jetzt verlagern (Handys mit Videofunktion etc.), ist die Geschichte doch exakt dieselbe. Und auch das Grande Finale ist bis auf die mittlerweile scheinbar unausweichlichen Schlenker in matschige Splatterregionen kaum vom Original zu unterscheiden.

Das zweite große Problem: Telekinese, mentale Kräfte, dämonische Kinder und sonstige Superkräfte mögen vielleicht 1976 noch für großes Staunen und volle Kinosäle gesorgt haben, heutzutage zuckt der Genre gestählte Fan bei Objekten, die sich wie von Geisterhand bewegen, aber nur müde mit den Schultern. Dummerweise erschöpft sich damit die Trickkiste von Carrie bereits. Ist eben doch nur alles Frame für Frame nachgefilmt.

Carrie war 1976 ein derart großer Erfolg, dass sich natürlich unzählige Nachahmer fanden. Teilt man das Werk in seine Einzelteile, bleiben zahlreiche Themen, die als Schablonen für zahllose Filme galten. Die Angst vor dem Erwachsenwerden, die Verbannung aus der Gemeinschaft, die späte Rache nach der Demütigung. Und King sprach Urängste an - der Verlust der Mutter, die erste Regelblutung, Einsamkeit, Kontrollverlust.

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