Dakar 18 im Test - Einmal Buckelpiste und zurück

Mit Dakar 18 beendet Bigmoon Entertainment die fünfzehnjährige Videospielpause der legendären Rallye. Doof nur, dass das Rennspiel die Kurve nicht richtig kriegt.

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Dakar 18 richtet sich an Rallye-Fans, kann aber selbst die nicht voll überzeugen. Dakar 18 richtet sich an Rallye-Fans, kann aber selbst die nicht voll überzeugen.

Es gießt wie aus Eimern, Blitze durchzucken den Himmel über den Dünen zwischen Marcona und Arequipa, und euer Geländewagen hat sich in einem tiefen Schlammloch festgefahren. Der linke Vorderreifen ist hinüber, die Motorhaube schon längst abgefallen, und das Getriebe knackt unüberhörbar. Und dann ist da noch der Beifahrer, der unsicher durch die Roadbook genannte Navigationshilfe blättert und nur davon spricht, dass ihr doch zum letzten bekannten Anhaltspunkt zurückfahren solltet.

Was wie der Albtraum eines jeden Rallyepiloten klingt, ist in Dakar 18 trauriger Alltag. Denn wer sich an das Rennspiel von Bigmoon Entertainment wagt, hat an jeder Menge Widrigkeiten zu knabbern - wie eben auch die echten Teilnehmer der berühmtesten Cross-Country-Rallye der Welt. Ein schönes Detail vorab: Die entsprechenden Fahrer und Fahrerinnen haben dank offizieller Lizenz auch tatsächlich mit ihren jeweiligen Namen und Autos den Weg in das erste Dakar-Videospiel seit 2003 gefunden.

Dank toller Wetter- und Partikeleffekte sieht Dakar 18 vor allem bei untergehender Sonne sehr stimmungsvoll aus. Dank toller Wetter- und Partikeleffekte sieht Dakar 18 vor allem bei untergehender Sonne sehr stimmungsvoll aus.

Bevor ihr euch allerdings in die 14 Etappen stürzt, die über 9.000 Kilometer von Perú nach Argentinien führen, wählt ihr zunächst eine Fahrzeugklasse aus. Genau wie beim realen Vorbild stehen Autos, Quads, Motorräder, Trucks und Mini-Allrad-Flitzer namens SXS zur Auswahl. Quads und Motorräder solltet ihr allerdings erst in Erwägung ziehen, wenn ihr euch mit dem nicht ganz unkomplizierten Konzept des Spiels vertraut gemacht habt.

Gemeinsam durch die Dünen

In diesen beiden Kategorien fehlt der Beifahrer bzw. Copilot, der euch auf den teilweise über 300 Kilometer langen Etappen mit Rat und Tat zur Seite steht. Dieser liest euch das auf dem Bildschirm eingeblendete Roadbook, also die Navigationsanweisungen laut vor und sorgt so dafür, dass ihr eine Sache weniger im Auge behalten müsst - und das tut bei der HUD-Überflutung von Dakar 18 auch wirklich Not.

Denn auf euren Reisen durch die frei befahrbaren Welten aus sandigen Dünen, kargen Gebirgen und saftig grünen Wäldern müsst ihr nicht nur mittels eines 360-Grad-Kompasses navigieren, sondern zusätzlich den Zustand eures Wagens sowie das unmittelbare Terrain im Blick haben. Donnert ihr nämlich beispielsweise gegen zu viele Felsen oder rumpelt über ein Paar spitze Steine zu viel, gehen Reifen, Kühler und andere Bauteile kaputt. Diese könnt ihr im Austausch gegen Zeit und sogenannte Dakar Points reparieren.

So nah kommt ihr euren Mitfahrern selten, denn jeder einzelne Teilnehmer startet zeitversetzt. Wenn ihr doch mal einen Streckenabschnitt zusammen absolviert, fällt direkt die gegen Bäume und Felsen fahrende KI auf. So nah kommt ihr euren Mitfahrern selten, denn jeder einzelne Teilnehmer startet zeitversetzt. Wenn ihr doch mal einen Streckenabschnitt zusammen absolviert, fällt direkt die gegen Bäume und Felsen fahrende KI auf.

Letztere verdient ihr durch erfolgreiche Etappenplatzierungen und das Zeigen von Sportsgeist, also beispielsweise der Bergung von gestrandeten Mitfahrern mittels Abschleppseil. Im Anfänger-Spielmodus sind diese Punkte allerdings relativ wenig wert und finden sich am Ende der Rallye selbst bei mittelmäßigen Platzierungen im fünfstelligen Bereich auf eurem virtuellen Konto wieder.

Wichtiger werden die Dakar Points in den Schwierigkeitsgraden Rivale und Legende. Denn selbst wenn die KI nicht gerade die hellsten Birnen verschraubt hat, ist ab diesem Punkt tatsächlich einiges an Navigations- und Steuerungsgeschick gefragt, um die Anforderungen der Etappen zu meistern. Dazu gehören beispielsweise Marathonpassagen, in denen ihr besonders viele Wegpunkte abklappern müsst (und für die ihr je nach Geschick schon mal eine Stunde brauchen könnt), Rundkurse durch die Dünen oder das sorgsame Manövrieren durch am Streckenverlauf verteilte Dörfer und die damit einhergehenden 30er- oder 50er-Zonen.

Zwischen den Stühlen

Neben klassischen Fahrzeugen wie Trucks oder Autos dürft ihr euch auch hinter das Steuer von kleinen Allradflitzern klemmen, müsst dafür aber Geschwindigkeitseinbußen hinnehmen. Neben klassischen Fahrzeugen wie Trucks oder Autos dürft ihr euch auch hinter das Steuer von kleinen Allradflitzern klemmen, müsst dafür aber Geschwindigkeitseinbußen hinnehmen.

So abwechslungsreich sich die Rennvarianten auch gestalten, so sehr vermiest die absolut maue Tastatursteuerung das Erlebnis. Für besseres Spielgefühl kommt ihr also um ein Gamepad oder noch besser ein Lenkrad samt Pedalen nicht herum. Aber selbst dann ist die Fahrphysik für eine Rennsimulation noch zu arcadelastig. Das äußert sich beispielsweise in den schon fast lachhaft übertriebenen Salti, die das Auto bei der Kollision mit auch noch so kleinen Steinen schlägt - vom Schadensmodell, das anscheinend nur abfliegende Motorhauben und platte Reifen kennt, ganz zu schweigen.

Was ihr allerdings ohne Einbußen genießen könnt: Die schön gestaltete Spielwelt und die detailreichen Fahrzeuge. Bäume und Sträucher wiegen sich sachte im Wind, die Wettereffekte sorgen für Atmosphäre, und wenn die untergehende Sonne bei 180 Kilometer pro Stunde auf dem Lack eures Geländewagens und den umliegenden Wasserpfützen reflektiert, möchte man direkt die Handbremse ziehen und die volle Pracht aufsaugen.

Animationen aus der Marionettenwerkstatt

Für besonders Schaulustige haben die Entwickler neben der Heckansicht noch vier weitere Kameraperspektiven eingebaut, von denen allerdings nur die Cockpitsicht aus immersiven und die Helikopterkamera aus atmosphärischen Gründen brauchbar sind. Weniger atmosphärisch wird es, wenn ihr aus eurem Fahrzeug aussteigt und die Welt per pedes erkundet. Denn die Charakteranimationen und -texturen stammen eher aus Gepettos Marionettenwerkstatt als aus einem zeitgemäßen Spiel. Ein nettes Gimmick und im Falle der oben erwähnten Abschleppmanöver notwendiges Übel bleibt es dennoch.

Vor jeder Etappe erhaltet ihr im Nachtlager eine Zusammenfassung des kommenden Tages. Dort könnt ihr auch einen Blick ins Roadbook werfen oder euren Wagen reparieren. Vor jeder Etappe erhaltet ihr im Nachtlager eine Zusammenfassung des kommenden Tages. Dort könnt ihr auch einen Blick ins Roadbook werfen oder euren Wagen reparieren.

Noch wichtiger werden die Fußmärsche im zweiten Spielmodus abseits des Rallye-Events, der Schatzjagd. Dort dürft ihr jede absolvierte und damit freigeschaltete Etappe ohne Zeit- und Zugzwang erforschen und mit eurer Schaufel versteckte Gegenstände wie Nazca-Affen oder Pisco-Sour-Cocktails aus dem Sand buddeln - quasi Tomb Raider Light. In der Praxis gestaltet sich die Schatzsuche allerdings enorm schwierig, denn Anhaltspunkte, wo ihr die entsprechenden Spezereien findet, liefert das Spiel nicht.

Ebenso schwierig ist es, Mitspieler für ein Multiplayer-Match zu finden, das ihr ebenfalls in den Modi Schatzjagd und Rally Dakar absolvieren dürft. Zum Zeitpunkt unseres Tests tummelten sich nie mehr als vier bis sechs Spieler auf bis zu vier Sitzungen aufgeteilt in der Lobby - eine magere Ausbeute. Immerhin bietet der Splitscreen-Modus die Möglichkeit, lokal zu zweit durch die Dünen zu jagen.

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