"Das alte Blizzard gibt's nicht mehr", Diablo-Erfinder sprechen über Wandel des Studios

Seitdem das erste Diablo im Jahr 1997 erschien, hat sich Blizzard zu einem Riesen-Unternehmen entwickelt. Drei der ursprünglichen Mitbegründer von Blizzard North erklären nun, welche negativen Nebeneffekte das hatte.

Das erste Diablo kam in Europa im Januar 1997 raus, damals war Blizzard noch vergleichsweise klein und bescheiden. Das erste Diablo kam in Europa im Januar 1997 raus, damals war Blizzard noch vergleichsweise klein und bescheiden.

"Blizzard hat sich komplett verändert", so beschreibt David Brevik heute das Entwicklerstudio, das er 1993 mitgegründet hat. Falls euch der Name David Brevik nichts sagt: Der US-Amerikaner hat gemeinsam mit seinen beiden Kollegen Erich und Max Schaefer vor 26 Jahren Blizzard North (damals noch unter dem Namen "Condor") ins Leben gerufen und mit ihrem Studio haben die drei seinerzeit mal eben Diablo erfunden.

In einem aktuellen Interview mit PCGamer blicken Brevik und die beiden Schaefers nun zurück auf die letzten Jahre, in denen sich Blizzard zu einem internationalen Mega-Konzern entwickelt hat. Dieser Fortschritt ging mit einigen großen Erfolgen einher, wie zum Beispiel dem Release von Diablo 2, Diablo 3 und vor Kurzem der Ankündigung von Diablo 4. Aber eben auch mit einigen Problemen, etwa als Blizzard zuletzt einen Shitstorm auslöste, indem man mehrere E-Sportler bannte, die für Hong Kong protestierten.

Max Schaefer erklärt, dass sich Blizzard nach dem Abgang der drei Mitbegründer von Blizzard North im Jahr 2003 extrem gewandelt habe:

"Das alte Blizzard gibt's nicht mehr. Als wir ausgestiegen sind, waren bei uns insgesamt 180 Mitarbeiter angestellt. Heute sind es Tausende. Das ganze Imperium ist nun ein anderes, und Activision hatte damit gar nichts zu tun. Damals war es einfach nur Blizzard und dann noch einige anonyme Mitbesitzer, Vivendi oder wer auch immer. Das war's. Und so ist Blizzard nun ein Videospiel-Imperium geworden, das Anteilseigner zufrieden stellen muss und all solche Sachen."

Außerdem fügt er an, dass sie damals unter anderem deshalb bei Blizzard aufgehört haben, weil sie selbstbestimmt bleiben wollten. Unter so einer "monströsen Organisation" wäre das einfach nicht möglich.

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"Wir haben nicht über Chinas Regierung gesprochen"

Schon während der Entwicklung von Diablo 2, das 2000 in den Handel kam, hätte es wegen der "blutigen und satanischen Ästhetik" des Spiels Diskussionen zwischen den Verantwortlichen bei Blizzard North und Blizzard Entertainment gegeben. Den Schaefers und Brevik wurde das dann offenbar irgendwann zu anstrengend, wie Erich Schaefer erklärt:

"Wir haben nicht über den Unternehmenswert gesprochen. Wir haben nicht über die chinesische Regierung und was die vielleicht will gesprochen. Das einzige, über das wir uns unterhalten haben, war was wir machen wollten und was die Fans mögen würden. Das ist offensichtlich nicht mehr der Fall, im guten wie im schlechten Sinne. Aber ich gebe ihnen nicht die Schuld, sie sind einfach ein gigantisches Unternehmen."

Zur Kontroverse um die gesperrten Heartstone E-Sportler, die Freiheit für Hong Kong forderten, äußern sich die drei nur vorsichtig. Immerhin haben sie selbst bereits unabhängig von Blizzard mit chinesischen Partnern zusammengearbeitet. Laut Max Schaefer hatte Blizzard bei der Sache einfach keine Chance, sauber rauszukommen:

"Manchmal wachst du morgens auf und kannst einfach nicht gewinnen. Und ich denke, dass genau das zumindest zum gewissen Grad mit Blizzard passiert ist. Es gab keinen sauberen Ausweg. Und ich denke, sie haben es versaut, das ist offensichtlich. Aber es gab einfach keine Möglichkeit, dass sie da ohne Kontroverse durch kommen konnten."

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David Brevik unterstreicht nochmal, dass Blizzard nur verlieren konnte und egal was sie getan hätten, sie würden so oder so dumm da stehen:

"Wenn sie keine Strafe aussprechen, was dann? Würden sie dann zu einer Plattform für Meinungsfreiheit werden, auf der alle möglichen politischen Bewegungen ihren Platz finden? Sie mussten irgendwas machen, aber haben sie es perfekt gehandhabt? Vermutlich nicht. Deshalb haben sie sich ja dann auch entschuldigt."

Trotz politischen Skandalen und manch fürchterlich schief gegangenen Spielankündigungen (ja, wir meinen den Reveal von Diablo Immortal auf der Blizzcon 2018) dürfte die Zukunft von Blizzard nicht schlecht aussehen. Immerhin haben sie mit ihrer Ankündigung von Diablo 4 wieder sehr viel richtig gemacht.

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