Der letzte Vorhang fällt in einer Bar in San Francisco. Es ist der 5. April 2013 und die Mitarbeiter von LucasArts versammeln sich zur Totenwache. Jesse Harlin hat einen Nachruf geschrieben, bittersüße Worte, ein Hauch von Pathos, so wie sich das für einen Nachruf gehört.
Seit 2003 arbeitet er als Komponist bei LucasArts; vor zwei Tagen haben die neuen Besitzer das Studio geschlossen. »Wir waren eine Firma, so wie das alle Spiele-Firmen sein sollten, die Fantasie erschaffen und Freude gezaubert hat«, schreibt Harlin. »Ehen sind gescheitert, während wir unsere Herzen in Spiele steckten, die von der Presse später vielleicht zerrissen wurden. Schwangerschaften wurden verschoben, um Projekt-Meilensteine zu erreichen. Begräbnisse wurden versäumt.«
Das Begräbnis von LucasArts indes versäumt niemand; als Disney den Entwickler am 3. April schließt, verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, Beobachter und Fans reagieren mit Empörung - und mit ungläubigem Entsetzen. Ein Statement von Disney macht das Gerücht schließlich offiziell: »Nachdem wir unsere Position im Spiele-Markt evaluiert haben, haben wir uns dazu entschlossen, LucasArts von einem internen Entwicklungsteam zu einem Lizensierungsmodell zu verändern, um das Firmenrisiko zu minimieren und ein breiteres Portfolio an hochwertigen Star Wars-Spielen zu gewährleisten«.
Oder anders formuliert: Den teuren Krempel sollen in Zukunft andere finanzieren - wir verkloppen ihnen auch gerne das Recht dazu. 150 Angestellte stehen auf der Straße.
Dieser Artikel erschien ursprünglich im GameStar-Heft 06/2013 und wurde bis dato niemals online veröffentlicht - GameStar-Plus-Leser bekommen also exklusiv ein echtes Stück Geschichte zu sehen.
Disney schließt LucasArts, aber Lucasfilm Games lebt!
Hätte man über diese Entwicklung vor 20 Jahren auch nur scherzhaft fabuliert, man hätte ebensogut spekulieren können, dass McDonald's die Katholische Kirche kauft und den Papst vor die Tür setzt. 1993 ist LucasArts eine Institution; innerhalb von sechs Jahren hat sich das Studio als einflussreichster Entwickler der jungen PC-Spiele-Szene etabliert.
Zwar gibt's LucasArts (damals noch unter dem Namen Lucasfilm Games - also die gleiche Marke, die Disney seit einigen Jahren für ein internes Studio nutzt) schon seit 1984, das erste Spiel heißt Ballblazer, ein simples Sportspiel für die frühen Heimcomputer, aber der Durchbruch folgt erst drei Jahre später mit Maniac Mansion.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.