Michael Corleone kennt sein Geschäft: »Wenn uns die Geschichte eines lehrt, dann, dass man jeden umbringen kann«, doziert der Mafiaboss im Leinwand-Klassiker Der Pate 2 von 1974. Heute, 35 Jahre später, sagt Don Corleone sein Sprüchlein abermals auf, diesmal im Spiel Der Pate 2. Dass Letzteres der Kinohandlung dennoch nur grob folgt, erkennt man daran, zu wem Corleone spricht. Nämlich nicht – wie im Film – zum Familienanwalt Tom Hagen, sondern zu Ihnen!
In Der Pate 2 übernehmen Sie die Rolle des Nachwuchs-Dons Dominic, der unter Corleones Fittichen zum Unterweltboss aufsteigt. Eine Karriere mit Hindernissen, denn außer mit feindlichen Familien schlagen Sie sich auch mit der dürren Handlung, der veralteten Technik und Logiklücken herum.
Kuba weicht ab
Der Pate 2 schleudert Sie gleich mitten in die Filmhandlung: In der Neujahrsnacht 1959 flüchten Sie nach einem Mafiatreffen aus der kubanischen Hauptstadt Havanna, die von Fidel Castros Rebellen überrannt wird. Die Gassenhatz dient als nett inszeniertes Tutorial; während um Sie herum Kommunisten kämpfen und Tanklaster explodieren, erlernen Sie die Bedienung. Danach fliegen Sie mit Michael Corleone und seinem Bruder Fredo zurück gen USA.
Ein weiterer Unterschied zum Film, in dem Fredo auf Kuba bleibt.Solche Abweichungen ziehen sich durch Der Pate 2 wie Einschusslöcher durch einen Fluchtwagen. Fans der Vorlage erkennen viele Zitate und Charaktere wieder, ärgern sich aber zugleich über die zerstückelte Handlung. Zwar verstehen Sie Letztere auch dann, wenn Sie den Film nicht gesehen haben, das erste Der Pate von 2006 verwob Film und Spiel jedoch geschickter. Außerdem entwickelt sich die Story anfangs lahm und gewinnt erst nach sechs Stunden an Tempo, wenn Sie nach Kuba zurückkehren. Danach flacht der Spannungsbogen wieder ab, denn ab dann knipsen Sie mechanisch eine Feindfamilie nach der anderen aus. Und das unspektakuläre Finale wirkt einfach nur lieblos. Immerhin wird die Geschichte in gut vertonten Dialogen zwischen Dominic und seinen Mitmafiosi erzählt.
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Pflicht oder Freiheit
Im Kampagnenverlauf erledigen Sie Pflichtmissionen, die meist auf simple Botengänge oder Auftragsmorde hinauslaufen, aber gut ins Szenario passen. Zum Beispiel schalten Sie einen Gewerkschaftsführer aus, stehlen Dokumente aus dem Gerichtsgebäude und locken den (ebenfalls filmbekannten) US-Senator Geary in ein Bordell. Spektakulär inszenierte Einsätze à la Grand Theft Auto 4 suchen Sie jedoch vergebens.
Dafür führt Sie das Unterwelt- Abenteuer an drei frei begehoder (mit geklauten Wagen) befahrbare Schauplätze, die Sie nach und nach erkunden: New York, Florida und Kuba. Im letzten Spieldrittel reisen Sie dann beliebig hin und her. Im Vergleich zu GTA 4 wirken die Umgebungen jedoch trist, auch aufgrund der detailarmen Texturen und der niedrigen Sichtweite. Auf den Straßen passiert wenig, nur auf Kuba gibt’s starre Skript-Dauerschleifen wie Polizisten, die Passanten filzen.
Erprügelte Betriebe
Dafür stehen an jedem Ort mehrere Betriebe, die Sie von anderen Mafiafamilien erobern können. Das läuft zwar immer gleich ab, macht aber Laune. Zunächst kämpfen Sie sich durch die Wachen, um den Besitzer zu finden. Den bedrängen oder verprügeln Sie dann so lange, bis er einwilligt, Schutzgeld zu zahlen. Prügeleien steuern sich wie im Vorgänger; Ihre Mausmanöver wandelt Der Pate 2 direkt in Schläge um. Falls Sie so die Schwäche des Eigentümers finden, zeigt er sich spendabler.
Zum Beispiel reagieren manche Rivalen empfindlich auf Schubser. Übertreiben Sie’s aber nicht, sonst schaltet Ihr Gegenüber auf bockig, und Sie müssen später wiederkommen. Dieser Eroberungsfeldzug motiviert, zumal die Konkurrenz nicht schläft: Andere Familien können jederzeit eines Ihrer Geschäfte angreifen, was die ansonsten sterile Spielwelt ungemein belebt.
Familie für den Don
Den Überblick über die Betriebe behalten Sie in der »Don-Ansicht«, einer 3D-Karte. Deren Bedienung ist jedoch auf Gamepads ausgelegt, viele Aktionen kosten einige Mausklicks zu viel. Um etwa Wachen für einen Betrieb anzuheuern, klicken Sie auf das Gebäude, auf »Wachen zuteilen« und auf die »Mehr«- oder »Weniger«-Pfeile, schließlich auf »Annehmen«.
Zudem verwalten Sie in der Don-Ansicht Ihre Verbrecherfamilie, in die Sie im Handlungsverlauf bis zu sieben Handlanger aufnehmen. Denen kaufen Sie Upgrades und erhöhen so zum Beispiel ihre Lebensenergie. Bis zu drei Kumpane dürfen Sie in jeden Einsatz mitnehmen. Dann kommentieren die Jungs nicht nur die Umgebung mit stimmungsvollen Sprüchen, sondern setzen auch ihre Talente ein. Zum Beispiel sprengt der Dynamit-Profi die Mauer einer Bank, damit der Safeknacker zum Tresor gelangt.
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