Seite 4: Der Weg in die Branche - Vom Praktikum bis zur Einstellung

GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Wenn dir gute Spiele wichtig sind.

Besondere Reportagen, Analysen und Hintergründe für Rollenspiel-Helden, Hobbygeneräle und Singleplayer-Fans – von Experten, die wissen, was gespielt wird. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Ein Schritt zurück

An der Games Academy werden Studenten von Vertretern aus der Branche unterrichtet. Hier etwa hält Dr. Michael Bhatty, der unter anderem als freier Autor für Spielproduktionen arbeitet, einen Vortrag über Game Design. An der Games Academy werden Studenten von Vertretern aus der Branche unterrichtet. Hier etwa hält Dr. Michael Bhatty, der unter anderem als freier Autor für Spielproduktionen arbeitet, einen Vortrag über Game Design.

Verglichen mit der streng durchorganisierten und leistungsoptimierten Ausbildung an einer Privatschule wirkt ein Studium an staatlichen Fachhochschulen und besonders an den Universitäten fast beschaulich. Genau darin sieht Prof. Dr. Maic Masuch von der Universität Duisburg-Essen einen wichtigen Vorteil: »Die Uni kann eine andere Reife in der Beschäftigung und im Umgang mit dem Thema Spiele hervorbringen. Während die Privatschulen oft sehr nah am Objekt sind und erklären, wie ein Spiel funktioniert, treten wir einen Schritt zurück und fragen zunächst: Warum spielt der Mensch überhaupt?« Während die Games Academy also das Spieldesign von Quake und Tetris analysiert, beschäftigt sich Prof. Dr. Masuch in seinen Vorlesungen zu digitalen Medien und Spielen mit psychologischen Begriffen wie der »Selbstwirklichkeit«, die den Wahrnehmungsvorgang bei einem Kleinkind beschreibt, das feststellt, dass es seine Umgebung verändern kann. »Ich glaube, dass man mit diesem Hintergrundwissen bessere Spiele machen kann«, sagt der Professor. Für die Universitäten spricht zudem, dass es der jungen Branche zwar nicht an hochqualifizierten Praktikern mangelt, wohl aber an eloquenten Theoretikern, die man bedenkenlos in eine Podiumsdiskussion stecken oder für das Feuilleton einer Tageszeitung schreiben lassen könnte.

Auf kurzfristige Veränderungen des Marktes können die staatlichen Einrichtungen im Gegensatz zu den privaten nur schwerfällig reagieren. Auch ein spezifisches Studienangebot ist an den Unis bisher noch sehr dünn gesät, meist gibt es nur ein paar Extrakurse für Informatiker, Kultur- oder Sozialwissenschaftler. Die praxisorientierten Fachhochschulen der Bundesländer sind dagegen oft flexibler und können dank der verhältnismäßigen Nähe zur Industrie schneller mit einzelnen Vorlesungsangeboten reagieren. Grundsätzlich gilt: Der staatliche Bildungsweg ist nicht nur preiswerter, sondern öffnet auch breitere Berufschancen. »Eine Schule wie die Games Academy bildet sehr fokussiert für einen eng definierten Markt aus. Die Absolventen können fast nur in der Spielebranche unterkommen. Ein Diplom-Informatiker kann dagegen auch leicht in andere Branchen wechseln«, erklärt der Studiengangleiter Masuch und beschreibt den Unterschied zwischen Uni und Privatausbildung so: »Wir bringen den Leuten auch bei, wie man die Werkzeuge erstellt. Die anderen zeigen ihnen nur, wie man sie einsetzt.«

Erstes Projekt von Boxed Dreams: das Adventure Ceville. Erstes Projekt von Boxed Dreams: das Adventure Ceville.

Offener Empfang

Christian Wolfezetter gründete das Studio Boxed Dreams. Christian Wolfezetter gründete das Studio Boxed Dreams.

Bei den Entwicklerstudios sind Uni-Absolventen gern gesehen. »Wir wissen, dass das Studium eine tiefere und breite Ausbildung mit sich bringt. Selbst wenn ein Studierter im Moment fachlich noch nicht ganz auf der Höhe ist, können wir doch davon ausgehen, dass das Potenzial bei ihm wahrscheinlich größer ist als bei einem anderen Bewerber«, erklärt Doreen Kapahnke. Auch auf die Gehaltsverhandlungen kann sich der Uni-Abschluss hilfreich auswirken. »Ich habe schon zu Schulzeiten etwas programmiert, aber ohne das Studium wäre ich wohl nicht in die Branche gekommen. Ich kenne auch nur wenige Kollegen ohne Diplom, da die vermittelte Theorie später doch oft wichtig wird. Für Grafiker ist eine Ausbildung dagegen vielleicht die bessere Alternative«, findet Patrik Genfer, der für seine Abschlussarbeit den Programmcode für den Editor des Vereinsgeländes im Fussball Manager 07 geschrieben hat. Mit der Idee zu seiner Diplomarbeit konnte er damals sowohl seinen Professor an der Fachhochschule Konstanz als auch den Entwickler Bright Future überzeugen. Inzwischen arbeitet Genfer als Programmierer bei der Berliner Spieleschmiede Yager Development und kann gestehen: »Ich bin eigentlich kein großer Fußballfan.« Auch für Christian Wolfezetter vom Münchner Nachwuchsentwickler Boxed Dreams war das Studium das direkte Job-Sprungbrett in die Branche und in die Selbstständigkeit. Mit der Arbeit an ihrem Point-&-Click Adventure Ceville begannen Wolfezetter und seine Kommilitonen zum Ende des Informatikstudiums. »Wir haben uns alle in den Vorlesungen kennen gelernt – wenn wir denn mal da waren«, erinnert sich der 28-jährige Informatiker halb im Spaß und lobt wenig später die Ausbildung: »Ohne das technische Knowhow aus dem Studium hat man es als Programmierer sehr schwer in diesem Geschäft.«

PDF (Original) (Plus)
Größe: 1,2 MByte
Sprache: Deutsch

4 von 5

nächste Seite


GameStar Plus Logo
Weiter mit GameStar Plus

Jetzt sechs Monate Plus gratis beim Bestellen des Jahresabos

Jetzt sechs Monate Plus gratis beim Bestellen des Jahresabos

Nur für kurze Zeit: Sechs Monate gratis im Jahresabo!

Mit dem 50 Prozent Gutschein »FESTIVAL« bekommst du jetzt den Zugang zu allen exklusiven Tests und Reportagen, mehr Podcasts und riesigen Guides besonders preiswert. Deine Vorteile:

Alle Artikel, Videos & Podcasts von GameStar
Frei von Banner- und Video-Werbung
Einfach online kündbar

Mit deinem Account einloggen.

zu den Kommentaren (12)

Kommentare(12)
Kommentar-Regeln von GameStar
Bitte lies unsere Kommentar-Regeln, bevor Du einen Kommentar verfasst.

Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.