Seite 3: Die 10tacle-Krise - Game Over im Millionenspiel

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Deshalb ging’s so lange gut

Als AG muss 10tacle regelmäßig seine Geschäftszahlen veröffentlichen. Finanzexperten werfen dem Unternehmen eine »kreative« Bilanzierung vor. Als AG muss 10tacle regelmäßig seine Geschäftszahlen veröffentlichen. Finanzexperten werfen dem Unternehmen eine »kreative« Bilanzierung vor.

Wieso konnte 10tacle trotz der eigentlich offensichtlichen Schwierigkeiten über Jahre hinweg fröhlich weiter Investorengeld sammeln? Ganz einfach: Trotz der Verkaufsflops und Entwicklungsverzögerungen waren die Geschäftszahlen - und nur die interessieren die Anleger - selbst für das erste Halbjahr 2007 noch richtig gut, zumindest auf den ersten Blick. Der Umsatz stieg gegenüber dem ersten Halbjahr 2006 von 13 auf fast 19 Millionen Euro, der betriebliche Gewinn (EBIT) wuchs von 2,3 auf fast 3,4 Millionen Euro.

Die Probleme werden erst beim genaueren Hinschauen sichtbar. Wirtschaftsjournalisten wie Armin Brack, Chefredakteur des Magazins »Geldanlage-Report«, werfen der 10tacle-Geschäftsführung eine »kreative Bilanzierung« vor. Vereinfacht zusammengefasst: Die Manager haben erbrachte Eigenleistungen von vier Millionen Euro - sprich Entwicklungskosten - auf der Habenseite verbucht. Ein zwar legaler, aber unter Finanzexperten höchst umstrittener Trick, mit dem ein Unternehmen seinen Wert erhöhen kann. Denn gerade bei der Spieleentwicklung dauert es Jahre, bis aus der erbrachten Eigenleistung schließlich ein fertiges Spiel und somit auch ein echter Gewinn resultiert. Außerdem habe 10tacle keinerlei finanzielle Sicherheitspolster (sogenannte Rückstellungen) für Entwicklungsverzögerungen eingeplant - angesichts des Elveon-Debakels geradezu fahrlässig.

Das sind die Folgen

Missmanagement, verpatzte Spiele-Entwicklungen, aber auch Pech haben dazu geführt, dass die Millionenblase 10tacle jeden Tag platzen könnte. Sollte dies tatsächlich passieren, verlieren nicht nur über 200 Leute ihren Job, es würde wohl auch das Aus für den Großteil der 10tacle-Projekte bedeuten - egal ob Elveon, Blimeys Ferrari-Spiel, das vielversprechende Action-Adventure Totems oder Reakktors Online-Weltraumballerei Black Prophecy. Einzig das nahezu fertige Codename Panzers: Cold War dürfte es noch in die Verkaufsregale schaffen.

So stehen die Chancen

Kann 10tacle noch gerettet werden? Wenn, dann zumindest nicht mehr vom Firmengründer Michele Pes. Der erklärte im Mai seinen Rücktritt, ein halbes Jahr nach dem verheerenden Kurssturz und offensichtlich auf Druck des Aufsichtsrats. Die neue Geschäftsführung muss nun vor allem das Vertrauen der Anleger zurückgewinnen, um die Pleite einer der größten deutschen Spielefirmen noch abzuwenden.

Ob dies gelingt, bleibt jedoch mehr als fraglich. Die Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das Gesamtjahr 2007 wurde fest für den 18. April versprochen - bis heute ist nichts passiert. Vor Bekanntgabe dieser Zahlen möchte man jedoch nichts sagen, auch eine Interview-Anfrage von GameStar wurde mit dieser Begründung abgelehnt. Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Aber im Krisenfall 10tacle liegt sie bereits auf der Intensivstation.

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