Entwickler gegen YouTuber - Warum Videos zu Escape From Tarkov gelöscht wurden

Über 40 Copyright-Strikes kosteten YouTuber Eroktic haufenweise Videos über Escape from Tarkov. Der Grund: Er soll Lügen und unberechtigte Kritik verbreitet haben. Die Fans reagieren entrüstet.

Die Entwickler von Escape from Tarkov sorgen aktuell für hitzige Diskussionen. Die Entwickler von Escape from Tarkov sorgen aktuell für hitzige Diskussionen.

Haben Entwickler das Recht, YouTubern ihre Videos streitig zu machen, wenn diese die falschen Dinge über ihre Spiele sagen? Diese Grundsatzfrage wird aktuell hitzig diskutiert, denn genau so ein Fall ereignete sich im Umfeld von Escape from Tarkov. Ein YouTuber soll Lügen, Falschaussagen und ungerechtfertigte Kritik verbreitet haben - und dafür hagelte es Copyright-Strikes von Entwickler Battlestate.

Es gibt zwei Fronten. Der vergleichsweise kleine YouTuber Eroktic (rund 50.000 Subscriber) produziert seit zwei Jahren sehr viele Videos zu Escape from Tarkov. In vielen davon vertritt er eine kritische Haltung zum Entwicklungsstatus des Spiels, adressiert zahlreiche Bugs und so weiter. Die Gegenseite - Entwickler Battlestate Games - behauptet, dass er mit den jüngsten Videos eine Grenze überschritt.

Eroktic habe Lügen verbreitet, außerdem öffentlich Personen mit schädlicher Haltung gegenüber Escape from Tarkov unterstützt. Diese Leute unterstellen Battelstate, dass sie mutmaßlich Nutzerdaten durchsickern lassen und Datenlecks nicht schließen würden - aßerdem schüre Eroktic in seinen Videos, die diese Themen behandeln, »negativen Hype« gegen das gesamte Team.

Die Folge: 47 sogenannte DMCA Claims, also Copyright-Mahnungen, mit denen die Entwickler zahlreiche Videos des YouTubers offline stellen lassen. Für Eroktic könnte die Sache schlecht enden: Nach drei erfolgreichen Strikes kann YouTube den Kanal sperren. Theoretisch könnte ihm auch das Eröffnen neuer Channels verboten werden.

Beide Seiten sehen sich im Recht

Battlestate Games haben auf Facebook eine längere Stellungnahme abgeben, in der sie Vorwürfe gegen Eroktic erheben und ihre Entscheidung rechtfertigen. Hier nur einige Auszüge:

"Alle Versuche, uns taube Ohren zu unterstellen, weil wir angeblich nicht auf unsere loyalen Spieler hören, ist eine falsche und haltlose Behauptung. Wie immer haben wir jegliches Feedback bedacht, uns in diesem Fall aber für den harten Weg entscheiden müssen. [...] Eroktic hat ein Video veröffentlicht, in dem er uns in tendenziöser Weise unterstellt, dass wir aus reiner Inkompetenz einen Leak von zwei Millionen Nutzerprofil-Datensätzen zugelassen hätten. [...] Eroktic erstellte ein weiteres Video, ignorierte darin komplett, dass wir diese Leak-Vorwürfe aus der Welt geräumt hatten, und machte eine Szene aus der ganzen Situation. Er verbreitete via YouTube die angebliche Tatsache, dass ein Leak existiere und 90 Prozent aller User-Profile bereits gebannt wurden. Erneut tat er das in respektloser und zynischer Art und Weise. Wir untersuchten die Sache und sind überzeugt, dass das Video komplett erlogen ist."

Eroktic veröffentlichte via Facebook ein noch ausführlicheres Gegenstatement, in dem er sich der Kritik stellt. Auch hier einige Auszüge:

"Battlestate Games lügen. Sie pflücken sich die Fragen heraus, auf die sie antworten wollen, und sie löschen all die Postings aus ihren Foren, die sich negativ über Escape from Tarkov äußern. Und nachdem eine Person fälschlicherweise gebannt wurde, reagieren sie auch nicht mehr auf deren Anfragen. [...] Wenn meine Äußerungen angeblich eine Lüge waren, warum wird mein YouTube-Kanal dann in Windeseile mundtot gemacht? In der Vergangenheit haben die Entwickler bestenfalls Jokes über meinen Kanal gemacht und sich nicht um meine Äußerungen gekümmert. In den zwei Jahren, in denen ich jetzt Content zu Escape from Tarkov produziere, habe ich nicht ein einziges Mal mit den Entwicklern über meine Arbeit gesprochen. [...] Mit 'Negativer Hype' bezeichnen sie Kritik an ihrem Spiel. In meinen Augen wollen sie die nicht haben und räumen jeden aus dem Weg, der ihnen nicht passt."

Battlestate Games behaupten gegenüber Polygon, sie hätten nie zuvor DMCA-Claims gegen YouTuber vorgebracht. Und dass sie auch in Zukunft keine Pläne hätten, diese Herangehensweise zu wiederholen. In diesem Fall sei es allerdings notwendig gewesen, denn Missinformationen schaden dem Team und ihrem Produkt.

Die Community regt sich auf

Die Fans sehen das anders. Auf Facebook finden sich zahlreiche, mit Hunderten Likes versehene Reaktionen, die Battlestate vorwerfen, bereits in der Vergangenheit Kritiker mundtot gemacht zu haben. Eroktics Aussage über die Bann-Politik in den Foren sei korrekt. Und ganz grundsätzlich schlägt man hier einen Weg ein, der klar in die falsche Richtung weist.

Escape from Tarkov - Screenshots der Scavs-Fraktion ansehen

Ganz prinzipiell sei die Unabhängigkeit der YouTuber gefährdet. Battlestate Games machen keinen Hehl aus ihrer Abneigung gegen die kritischen Statements von Eroktic. Aber so eine Kritik müsse man sich gefallen lassen, andernfalls wären YouTuber nur bloße Marionetten der Entwickler. Content-Erstellern ihre Videos zu nehmen, weil sie keine gefälligen Inhalte produzieren, sei die völlig falsche Herangehensweise. Und gefährlich, wenn man bedenkt, dass viele YouTuber durchaus von ihren Videos den Lebensunterhalt bestreiten.

Diese Haltung wird auch von einigen besonders loyalen Fans geteilt. Sogenannte Emissaries sind eigentlich dafür da, als eine Art ehrenamtlicher Community-Manager weltweit die Spielerschaften von Escape from Tarkov zu fördern. Doch auch hier finden sich Leute, die sogar ihren Posten räumen, weil sie die Mitarbeit am Spiel ethisch nicht mehr vertretbar finden. Einer davon ist OnepegMG:

Link zum YouTube-Inhalt

Eine heikle Angelegenheit, in der offenbar konkrete rechtliche Vorwürfe (Lüge, mutwillige Falschaussage, Rufschädigung) mit simpler Kritik am Spiel vermischt werden - und zwar von allen Seiten. Wie steht ihr dazu? Wen seht ihr im Recht? Oder haben beide Seiten Fehler begangen?

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