Euro Truck Simulator 2 im Test - On The Road Again

König der Landstraße, einsamer Lohnkrieger, Speditions-Manager im Dauerstress? Im Euro Truck Simulator 2 von Rondomedia und SCS Software simulieren Sie alles. Bis zur Bewusstlosigkeit. Wir haben die PC-Version im Test.

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800 PS unter dem Hintern, wertvolle Ladung im Nacken, im Radio laufen Truck Stop und Gunter Gabriel, vor uns geht die Sonne pennen, während wir in Euro Truck Simulator 2heroisch die letzten Autobahnkilometer runterreißen und Sonntagsfahrer vor uns her treiben. Was für ein tolles Leben so ein harter Trucker hat!

Bumms. Einmal nicht aufgepasst, schon klebt uns einer dieser Sonntagsfahrer an der Stoßstange. 400 Euro kostet uns das, dabei sind wir nicht mal schuld: Der Trottel ist viel zu knapp vor uns eingeschert und gleich auf die Eisen gestiegen, weil er noch auf die Abfahrt wollte. Um ihn nicht auf die anderen Fahrzeuge zu schieben, weichen wir nach links aus. Bumms. Leitplanke erwischt. 20 Prozent Schaden. Der Motor hat immer wieder Totalaussetzer, gleichzeitig flackert das Licht immer länger. Ausgerechnet jetzt, wo’s gleich dunkel wird. Was für ein Scheißleben so ein armer Trucker hat!

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Europa im Kleinformat

Der Euro Truck Simulator 2 simuliert nicht nur Ihren Lkw und die Straßen, sondern wirft Sie in eine komplette Spielwelt – mit Autobahnen, Landstraßen, Stadtverkehr, Firmengeländen.

Manche Verkehrsschilder sind geographisch putzig postiert: 25 Kilometer vor Köln weist uns ein Schild gen Mannheim. Manche Verkehrsschilder sind geographisch putzig postiert: 25 Kilometer vor Köln weist uns ein Schild gen Mannheim.

Ihr Job in der Kurzbeschreibung: Ladung A in B Stunden von X nach Y fahren, um Z zu kassieren. Anfangs wählen Sie eine von Dutzenden vorgegebenen Städten als Firmensitz. Doch bevor Sie mit Ihrem eigenen Unternehmen durchstarten, stehen ein paar Auftragsfahrten für die Konkurrenz an – schließlich müssen wir das Startkapital für den ersten eigenen Truck erst mal einfahren. Zum Glück stellen die Auftraggeber Truck und Sprit bereit, wenn wir etwa Bauholz von Dortmund nach Köln bugsieren. Knöllchen und Unfallkosten gehen hingegen auf eigene Rechnung – doof.

Natürlich simuliert das Spiel nicht die komplette Landschaft Europas. Stattdessen fahren Sie die Strecken im kleineren Maßstab: Von Hannover nach Köln etwa sind’s in echt knapp 200 Kilometer und drei Stunden, im Spiel dauert die Fahrt rund 15 Kilometer und 15 Minuten. Dabei geht’s von der Startfirma durch die Stadt aufs Land, dann auf die Autobahnen, zurück aufs Land, in die Zielstadt bis auf den Firmenhof. Und wenn Sie da noch eigenhändig rückwärts einparken und den Aufleger passgenau abkoppeln, dann gibt’s mehr Erfahrungspunkte – dazu später mehr.

Unsichtbare Mauern

Das simulierte Mini-Europa gibt natürlich nicht komplett die echte Topographie wieder. Trotzdem fallen die Ungereimtheiten auf: Wer von Dortmund nach Köln fährt, erlebt liebliche Wiesen und Wälder, aber keinen Pott-Flair, und wer von Köln weiter nach Brüssel brettert, muss nirgends über den Rhein.

Ein Sägewerk in Hamburg sieht exakt so aus wie eines in der Schweiz. Und an Autobahnen biegen gerne mal unvermittelt zwei Spuren auf die Abfahrt ab, während die Autobahn einspurig weitergeht – bei hohem Tempo und Dunkelheit landen Sie da ruckzuck auf der falschen Strecke. Oder auf der Leitplanke. Klar, solche Straßenverläufe gibt’s auch in Echt, aber dann mit gefühlten 27 Hinweisschildern.

Festgefahren: Obwohl links noch Platz wäre, stoßen wir an eine unsichtbare Map-Grenze. Und trotz 600 PS geht’s nicht die leichte Steigung hoch! Festgefahren: Obwohl links noch Platz wäre, stoßen wir an eine unsichtbare Map-Grenze. Und trotz 600 PS geht’s nicht die leichte Steigung hoch!

Außerdem hat der Euro Truck Simulator 2 sichtbare Straßenbegrenzungen; wie etwa bei Need for Speed markiert durch transparente Warnschilder. Und unsichtbare Grenzen: Beim Test sind wir zweimal dermaßen blöd von der Landstraße abgekommen (wegen der Sonntagsfahrer natürlich!), dass wir rechtwinklig zur Straße an der Böschung festhingen. Nach vorne zurück auf die Fahrbahn ging nicht, weil die Steigung zu steil war, und nach hinten oder schräg zurücksetzen klappte nicht, weil uns die Map-Grenze wie eine unsichtbare Mauer blockierte. Man kann sich dann zwar abschleppen lassen, aber das ist teuer und bringt den Truck nur an den Startort zurück – dann lieber gleich den alten Spielstand laden.

Sonne, Regen, Sekundenschlaf

Wer das mit den Levelgrenzen weiß und mit den topographischen Schummeleien leben kann, der wird die nachgebaute Spielwelt trotzdem mögen. Denn die vielen Stimmungen und Situationen einer Fahrt bringt sie allemal gut rüber: Bei Sonnenschein auf der freien Landstraße schauen wir gern auch mal aus dem Seitenfenster.

Das muss man auch abkönnen: langweilig-leere Autobahn bei Nacht. Zum Glück nur ein paar Minuten (wenn überhaupt) - echte Fahrer erleben das stundenlang. Das muss man auch abkönnen: langweilig-leere Autobahn bei Nacht. Zum Glück nur ein paar Minuten (wenn überhaupt) - echte Fahrer erleben das stundenlang.

Bei nächtlichem Dauerregen auf der Autobahn bekämpfen wir die schlechte Sicht mit Scheibenwischer, Fuß vom Gas und Fernlicht – wobei wir letzteres immer unbehelligt anlassen, denn es stört weder die Fahrzeuge vor uns noch den Gegenverkehr. Und im Stadtverkehr ist es am Anstrengendsten, weil uns Ampeln, enge Kurven und der dichtere Verkehr nerven. Und die Sonntagsfahrer, war ja klar.

Apropos Anstrengung: Wenn Sie zu lang am Steuer hocken, werden Sie immer müder. Das kann ganz plötzlich passieren: Es gibt zwar eine Anzeige, die auf die nächste vorgeschriebene Ruhezeit hinweist – aber Ihrem Körper sind solche Regelungen piepegal, daher verkündet gelegentliches Gähnen, dass mal Zeit für einen Truck Stop ist. Falls Sie das ignorieren, fallen Ihnen immer öfter die Augen zu. Wir haben’s selbst ausprobiert und werden so schnell nicht vergessen, wie wir nach 800 Kilometern ohne Unfall, Knöllchen oder Leitplanken-Titschen dreimal an einem saumäßig engen Hamburger Firmentor langschrammten, weil der Bildschirm immer wieder schwarz wurde.

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