Eve Online - 8.500-Euro-Raub und großer Verrat verändert politische Landschaft

Weil er mit der Leitung seiner Allianz unzufrieden war, hinterging ein hochrangiges Mitglied von CO2 seine Mitstreiter und veränderte damit die politische Landschaft im Süden der Spielwelt von Eve Online.

Circle of Two ist die erste Allianz in Eve Online, die zwei Keepstar-Zitadellen verloren hat. Circle of Two ist die erste Allianz in Eve Online, die zwei Keepstar-Zitadellen verloren hat.

Geschichten über Verrat und große Raubaktionen in Eve Online gibt es so häufig, dass sie manchmal gar nicht mehr erwähnenswert sind. Doch dann kommt wieder eine Geschichte, die Raub, Verrat und Politik vereint, die von Spielern kontrollierten Bereichen des Spiels komplett auf den Kopf stellt und gar für eine Art »Flüchtlingskrise« sorgt. Genau das ist der Fall mit dem Verrat des Spielers »The Judge« an der Allianz Circle of Two, kurz CO2. Der vereint den größten Raub in der Geschichte der Videospiele mit einem kompletten Wandel der politischen Karte im Süden der Spielwelt.

Bis vor wenigen Tagen war CO2 mit knapp 4000 Mitgliedern eine der größten Spielerallianzen in Eve Online. Innerhalb nur einer einzigen Nacht zerfiel sie komplett und ihre Gebiete befinden sich nun im Besitz der Rivalen TEST und Goonswarm. Der Grund ist kein militärisch ausgeklügelter Überraschungsangriff, sondern der Verrat durch ein ranghohes Mitglied von Circle of Two. Und all das am Jahrestag des Ablebens von Vile Rat, einem beliebten und geachteten Diplomaten in Eve Online.

Verrat mit panischer Reaktion

Der Raub war simpel. Denn »The Judge« hatte sich in seiner Zeit bei CO2 vollkommen legitim und ohne böse Absichten zu einem führenden Diplomaten hochgearbeitet. Entsprechend hatte er kompletten Zugriff auf die Besitztümer der Allianz und konnte so Schiffe und Ausrüstung im Wert von über 1,5 Billion ISK, die Ingame-Währung des Spiels, in seinen persönlichen Besitz bringen. Mit diesem Geld könnte man sich Omega-Spielzeit, die Eve-Premium-Zeit, im Wert von fast 8,500 Euro kaufen. Das macht es zum größten Raub in der Geschichte von Eve Online. Bei anderen, ähnlichen Diebstählen, konnten bisher "nur" bis zu knapp 1 Billionen ISK entwendet werden.

Während die meisten Raubaktionen in Eve Online aber mit der persönlichen Bereicherung aufhören, ging Judge noch einen Schritt weiter und gab sämtliche Raumstationen von CO2 an die Erzfeinde TEST und Goonswarm. Darunter befand sich auch der Keepstar, eine Todesstern-ähnliche Waffenplattform, die er für 300 Milliarden ISK verkaufte. Das ist nicht nur für die Allianz selbst ein Problem, sondern auch für jedes einzelne ihrer Mitglieder. Denn die lagern auch ihren persönlichen Besitz in diesen Stationen. Durch dern Verlust der Raumstationen sind diese jetzt heimatlos und versuchen jetzt panisch Unterschlupf zu finden, um ihre eigenen Schiffe und Gegenstände sicherzustellen oder zumindest Schadensbegrenzung zu betreiben.

TEST schickt einen Konvoy um CO2-Spielern zu helfen. (Bild: Reddit) TEST schickt einen Konvoy um CO2-Spielern zu helfen. (Bild: Reddit)

Einige Mitglieder von CO2 begannen Verträge abzuschließen und ihre in der Stationen verbliebenen Besitztümer zu Geld machen. Selbst nutzen konnten sie diese nicht mehr. Denn TEST und Goonswarm belagerten die Zitadelle. Deshalb startete rund um den Keepstar ein Räumungsverkauf. Hunderte von Verkaufsverträgen wurden hier abgeschlossen, damit man nicht alles verliert.

Die einzige Alternative für CO2 ist die Nutzung des »Asset Safety«-Systems. Das schiebt alle Besitztümer der Allianz aus dem Keepstar in die nächstgelegene sichere Station in einem von NPCs kontrollierten Gebiet. Das betrifft aber nur die Gegenstände im Keepstar selbst. Nicht die, in den kleineren Raumstationen. Zudem dauert der Vorgang ganze 21 Tage und man muss dafür 15% des Wertes der verschobenen Besitztümer als Gebühr bezahlen. Weiterhin sind die Schiffe dann nicht komplett außer Gefahr. Denn im Fall von CO2 landen sie in einem Gebiet, in dem die Wrecking Crew agiert, die sich jederzeit über neue Beute freuen.

Von der Problematik in vollem Bilde, schickten einige Mitglieder von TEST in all diesem Chaos einen Rettungsconvoy los, um Mitgliedern von CO2 zu helfen, ihre Besitztümer sicherzustellen und ihnen einen sicheren Platz zur Verfügung zu stellen. Die Leitung von Circle of Two nahm diese Aktion jedoch kritisch auf und vermutete eine Falle, weshalb sie ihren Mitgliedern davon abrieten, dieses Angebot anzunehmen.

Leiter von CO2 verliert sieben Accounts

Dass bei all diesen Ereignissen die Emotionen hochkochen ist verständlich. Der Leiter von CO2, »gigX«, ging dann aber dennoch einen Schritt zu weit. Im Chat schrieb er folgendes:

"Wenn irgendwer seinen echten Namen und Adresse sowie andere Details kennt, dann schreibt mir. The Judge, benutze deine Hände, solange du noch kannst."

Die Drohung konnten nicht nur sämtliche Mitglieder des Allianzchats sehen, sondern auch Zuschauer auf Twitch, die dem Stream von The Judge folgten. Fatal für gigx. Die Reaktion des Entwicklers CCP Games folgte nur wenig später und gigX verlor sämtliche seiner sieben Eve-Online-Accounts.

Gigx selbst bereut seine Aussage mittlerweile und schiebt es unter anderem darauf, dass er nur eine Stunde Schlaf bekam, eh er die schlechte Nachricht erhielt. Circle of Two hat nun vor sich an CCP zu wenden und den Ban rückgängig zu machen. Vor allem sind sie darüber empört, wie schnell gigx gesperrt wurde. Als Vergleich nannten sie einen Auftritt von »The Mittani«, der beim Eve Fanfest 2012 einen anderen Spieler zum Selbstmord aufforderte und dafür erst einen Tag später einen 30-Tage-Ban erhielt und von CSM, einem Rat von Spielern, die mit dem Entwicker CCP in Kontakt stehen und Einfluss auf die Entwicklung des Spiels nehmen können, entfernt wurde.

Unzufriedenheit mit Allianzleitung

The Judge selbst erstellte einen Thread auf Reddit und erklärte sein Handeln. Er war seit 5 Jahren ein Bestandteil von CO2. Während seiner Zeit in Eve Online wurde er jedoch Mitglied des CSM. Das führte dazu, dass sich nach World War Bee eine Kluft zwischen ihm und Allianzleiter gigx auftat, da er Judge für alles verantwortlich machte, was mit dem Spiel nicht stimmt.

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. (Bild: Reddit) Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. (Bild: Reddit)

Weiter, so Judge, behandelte gigx viele andere Spieler und Corporations sehr schlecht. Dies missfiel ihm stark. Als er von Aryth von Goonswarm angesprochen wurde, sah er seine Chance CO2 zu verlassen. Das Ziel seines Verrates war allerdings nur, gigx dazu zu bringen, CO2 aufzulösen. Andere Spieler wollte er mit der Aktion nicht treffen. Auch Nachhinein denkt er, dass er im Recht ist. Gleichzeitig glaubt er nicht, dass er mit dem Verrat das Richtige tat. Seine Beute will er deshalb mit den von der Aktion geschädigten Spielern teilen.

Zukunft von CO2 ungewiss

Die verbleibenden Mitglieder von CO2 scheinen jedoch nicht daran interessiert, sich mit The Judge zu versöhnen. Wie es jetzt mit Circle of Two weitergehen wird, ist unbekannt. Man ist sich bewusst, dass einige Tage der Unsicherheit folgen werden. Allerdings kann man zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht sagen, ob man sich von diesem Schlag erholen kann und CO2 weiter existieren wird.

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