Wer heutzutage einen Neuwagen kauft, kommt in den Genuss vieler praktischer Funktionen, die Hersteller mithilfe moderner Elektronik möglich machen und die im Idealfall die Unfallwahrscheinlichkeit senken. Doch diese Elektronik hat ihren Preis - und zwar nicht nur beim Kauf des Autos selbst, sondern häufig auch dann, wenn der Wagen zur Reparatur in die Werkstatt muss.
Wie Golem berichtet, könnten diese Kosten in Zukunft steigen, weil sich die Unterhändler des EU-Parlaments und der EU-Mitgliedsstaaten auf eine Richtlinie geeinigt haben, derzufolge Neuwagen ab dem Jahr 2022 mit diversen zusätzlichen Assistenzsystemen ausgestattet sein müssen.
Die Reparatur eines Autos mit aktueller Sicherheitstechnik kostet laut einer Studie der American Automobile Association doppelt soviel, weil die Sensoren sowie deren Kalibrierung schon nach kleinen Unfällen die Reparatur spürbar verteuern können.
Mehr Schutz für Fußgänger und Radfahrer
Zu den laut der Richtlinie verpflichtenden Systemen gehören unter anderem die automatisierte Notbremsung, Spurhalteassistenten, Rückfahrwarnsysteme und ein elektronischer Ereignisfahrtenschreiber. Außerdem will die EU es den Herstellern erleichtern, Prüfgeräte zur Alkoholkontrolle inklusive Wegfahrsperre einzubauen.
In einer Pressemitteilung des Europäischen Parlaments heißt es, mit dem Entwurf sollen Fahrradfahrer und Fußgänger im Straßenverkehr besser geschützt sein. Die Sprecherin des Parlaments Róza Thun (EPP, Polen) erklärte dazu:
"Diese Gesetzgebung ebnet den Weg, um über die kommenden Jahre tausende Menschenleben zu retten. [...] Diese Regelung [...] führt fortgeschrittene Systeme ein, die Autofahrer unterstützen, anstelle sie bloß zu informieren. Zusätzliche, verpflichtende Geräte für Autos, Lastwagen und Busse werden dabei helfen, Menschenleben zu retten."
30 verpflichtende Assistenzsysteme geplant
Die neue Regelung beinhaltet insgesamt 30 unterschiedliche Assistenzsysteme, die ab 2022 für aktuell noch nicht existierende Neuwagen-Modelle und ab 2024 für alle Neuwagen verpflichtend sein sollen. Die EU geht davon aus, dass die sogenannte Intelligent Speed Assistance (ISA) die Todesfälle auf Verkehrswegen innerhalb der EU um 20 Prozent verringern werden.
Ergänzend dazu müssen Hersteller der Richtlinie zufolge größere Fahrzeuge wie Busse und Lastwagen verpflichtend mit einem Kollisionswarnsystem für Fußgänger und Radfahrer sowie einem Toter-Winkel-Informationssystem ausstatten.
Speed-Limit
Einige Hersteller wie BMW und Tesla bauen diese Systeme zum Teil bereits jetzt in ihre höherpreisigen Fahrzeugmodelle ein. Einem Bericht von ZDnet zufolge hat Volvo bereits angekündigt, ab 2021 alle Fahrzeuge auf eine Maximalgeschwindigkeit von knapp 190 Kilometern pro Stunde zu begrenzen und Eltern zu ermöglichen, das Tempo zu beschränken, mit dem ihre (minderjährigen) Kinder Auto fahren dürfen.
Bis die Richtlinie in Kraft tritt, wird es aber wohl noch eine Weile dauern: Zunächst müssen die Botschafter der Mitgliedsstaaten und der EU-Ausschuss für Binnenmarkt und Verbraucherschutz den Gesetzesentwurf bestätigen.
Anschließend stimmt das EU-Parlament voraussichtlich im September 2019 über die Regelung ab, bevor sie dem EU-Ministerrat zur endgültigen Genehmigung überantwortet wird.
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