In Cyberpunk 2077 kann man eine Frau spielen. In Assassin's Creed: Odyssey auch. Die Einzelspieler-Kampagne von Battlefield 5 verläuft teilweise aus der Sicht einer norwegischen Freiheitskämpferin. Gears (of War) 5 hat eine starke Frau in der Hauptrolle, die im E3-Trailer selbst Serienveteran Markus Fenix die Show stiehlt.
Im Koop-Shooter Wolfenstein: Youngblood ballern gleich zwei Heldinnen böse Regime-Soldaten über den Haufen. Das neue Projekt der Quantum Break-Macher Remedy heißt Control und hat - ihr ahnt es - eine weibliche Hauptfigur. Gemäß der Serientradition stellt auch Shadow of the Tomb Raider wieder eine Frau ins Zentrum der Erzählung. Im neuesten Teil wird Lara Croft als zähe Elitekriegerin dargestellt, von der selbst Schleichprofi Sam Fisher noch so einiges lernen könnte.
Und dann ist da noch Sonys PS4-Exklusivtitel The Last of Us 2, in dem Spieler nach Joel im Vorgänger jetzt endlich auch permanent den eigentlichen Star der Serie kontrollieren dürfen: Ellie, eine (lesbische) Frau.
Keine Frage: Frauen in Videospielen sind auf dem Vormarsch, weibliche Hauptrollen längst nichts Ungewöhnliches mehr. Doch ein Blick zurück offenbart, dass diese heimliche Revolution in Sachen Gleichberechtigung hart erkämpft ist - und dass der subjektive Eindruck von der Präsenz femininer Heldinnen nicht immer mit den objektiven Zahlenwerten übereinstimmt.
Wenn Mann und Frau zusammenkommen: Sex in Spielen
Der Autor
Peter Bathge ist zwar keine Frau, setzt sich aber schon lange für einen ausgeglicheneren Umgang mit dem anderen Geschlecht in und um Videospiele herum ein. Übermäßig sexualisierte Darstellungen von Polgyon-Damen lassen ihn nur noch genervt mit den Augen rollen und wieso »Social Justice Warrior« in manchen Kreisen ein Schimpfwort ist, wird er wohl nie verstehen. Sich für soziale Gerechtigkeit einzusetzen, ist doch kein Verbrechen, oder etwa doch?
Fleischbeschau in den Messehallen
Die Repräsentation von Frauen auf der E3 hat in den vergangenen Jahren einen dramatischen Wandel durchgemacht. Es ist noch nicht lange her, dass knapp bekleidete »Booth Babes« (allein die Bezeichnung ist schon erniedrigend) die Besucher der weltweit wichtigsten Videospielmesse begrüßten. Gedacht als reiner »Eye Candy« hatten diese von Hardware-Herstellern und Spiele-Publishern angeheuerten Damen keinen anderen Zweck, als die Aufmerksamkeit der männlichen Besucherschar zu erregen.
Hostessen in Hotpants und tief geschnittenen Tops sollten die zum damaligen Zeitpunkt vornehmlich männlichen Journalisten und Fachbesucher dazu verleiten, das von den Babes beworbene Produkt besonders genau zu studieren. Vor den Messehallen des L.A. Convention Centers räkelten sich teils sogar noch freizügigere Models auf teuren Luxuskarren; ich erinnere mich da an die berüchtigte Waschstraße zu Saints Row: The Third, in der aufreizend gekleidete Damen den Autos der männlichen Kundschaft ein Schaumbad gaben.
Nun ist grundsätzlich nichts dagegen einzuwenden, wenn sich Frauen aus freien Stücken sexy kleiden und die ihnen entgegengebrachte Aufmerksamkeit genießen oder damit Geld verdienen. Die Freiheit, sich so zur Schau zu stellen, ist eine Errungenschaft des Feminismus. Aber die Tradition der E3-Babes hatte stets mehr mit zynischer Fleischbeschau und Manipulation der vermeintlich jugendlich-männlichen Zielgruppe seitens der Hersteller zu tun als mit Frauenpower und Selbstverwirklichung.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.
Dein Kommentar wurde nicht gespeichert. Dies kann folgende Ursachen haben:
1. Der Kommentar ist länger als 4000 Zeichen.
2. Du hast versucht, einen Kommentar innerhalb der 10-Sekunden-Schreibsperre zu senden.
3. Dein Kommentar wurde als Spam identifiziert. Bitte beachte unsere Richtlinien zum Erstellen von Kommentaren.
4. Du verfügst nicht über die nötigen Schreibrechte bzw. wurdest gebannt.
Bei Fragen oder Problemen nutze bitte das Kontakt-Formular.
Nur angemeldete Benutzer können kommentieren und bewerten.
Nur angemeldete Plus-Mitglieder können Plus-Inhalte kommentieren und bewerten.