Exakt: das Rätseldesign
In kaum einem anderen Adventure sind die Rätsel von so bestechender Klarheit wie in Geheimakte 2. Mit ein wenig Fantasie und logischem Denken (zumindest innerhalb typischer Adventure-Logik inklusive grenzenlosem Inventar usw.) kommen Sie auch in den vertracktesten Situationen weiter. Bei potenziell nervigen Stellen wie den von manchen geliebten und vielen gehassten Schalterrätseln à la Myst, denen Sie an einigen Stellen begegnen, gibt es zum einen die Tagebuch-Tipps. Manchmal können Sie aber auch anders um die kniffligen Puzzles herumkommen. So hilft es zum Beispiel, Ninas Begleiter in Frankreich, Vikar Korell, die eigene Unfähigkeit beim Entschlüsseln einer »Welchen Knopf drück’ ich«-Orgie wiederholt und nervig zu klagen, und schon erledigt der Geistliche die Sache kurzerhand selbst und automatisch – zurück bleibt ein überraschter und erleichterter Spieler.
In den meisten Situationen schleppen Sie aber wieder jede Menge Zeug durch die Gegend, kombinieren munter drauflos und erfinden, ohne es zu wollen, aber vom Spiel sanft geführt ganz neue Dinge wie die trojanische Waldbeere, mit der Sie eine extrem unhöfliche Wache in den Wahnsinn treiben – toll! Die exzellent vertonten Dialoge sind tendenziell noch etwas weitschweifiger als im ersten Teil. Wen’s nervt, der liest flugs die Untertitel mit und bricht den Wortschwall (gerade Nina hat hier einige innere Monolog-Schwergewichte drauf ) per rechter Maustaste ab. Die etwa 40 Personen, die Ihnen im Spiel begegnen, sind in 3D gehalten und fügen sich dank Echtzeit-Schatten- und Lichteffekten klasse in die 2D-Hintergründe ein. Die Auflösung der Grafik ist in Geheimakte 2 übrigens frei wählbar, und Breitbildschirme werden bestens ausgenutzt. Das setzt die wieder klasse geschnittenen Zwischensequenzen perfekt in Szene. Bei vielen Aktionen zoomt das Spiel auf wichtige Punkte wie Gesprächspartner. Gemeinsam mit den Kameraschwenks zu Beginn mancher Spielszenen sorgt das für einen sehr dynamischen Gesamteindruck. Umso negativer fallen da die teils leicht ruckeligen, etwas hüftsteifen Animationen auf. Apropos hüftsteif: An dem für die einen liebenswerten, für die anderen stellenweise etwas zu biederen Humor hat sich im Vergleich zu Teil 1 nichts verändert – wenn, dann ist der Anteil der selbstironischen Bemerkungen mit Seitenhieben aufs Genre und eigene Schwächen eher noch gestiegen.
Aber was soll’s: Absurd können andere. Geheimakte 2: Puritas Cordis ist ein hübsches, rundum gelungenes und hoch spannendes Grafikadventure mit perfekter Bedienung, und erstklassigen Sprechern – und damit eine uneingeschränkte Empfehlung für Freunde eher realistischer, aber nicht bierernster PC-Abenteuer.
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