Internet - Auch US-Präsident Obama hält Verschlüsselung für ein Problem

Nach dem britischen Premierminister David Cameron hält auch US-Präsident Obama Verschlüsselung für eine Behindung der Behörden.

Die USA und Großbritannien stört Verschlüsselung ohne Behördenzugriff. Die USA und Großbritannien stört Verschlüsselung ohne Behördenzugriff.

Nachdem der britische Premier David Cameron in den USA zwei Tage lang Gespräche mit Präsident Barack Obama geführt hatte, hat sich der US-Präsident ebenfalls zum Thema Verschlüsselung geäußert. »Wenn wir Beweise zu einem Plan von Terroristen finden und trotz Telefonnummer, trotz einer Adresse in sozialen Medien oder einer E-Mail-Adresse [die Verschlüsselung] nicht durchdringen können, dann ist das ein Problem.« Allerdings setzt Obama anscheinend auf die Hilfe der US-Firmen im Silicon Valley, die seiner Meinung nach dieses Problem ebenfalls lösen wollen. »Sie sind Patrioten«.

Laut Obama müsse es eine technische Möglichkeit geben, private Informationen zu schützen, aber gleichzeitig sicherzustellen, dass Polizei und Spione mit gerichtlicher Genehmigung mithören können. Gerade diese Aussage halten Bürgerrechtler laut Wall Street Journal für unverständlich. „Wie kann man in der gleiche Rede darüber sprechen, Schritte für größere Cybersicherheit unternehmen zu wollen und sich dann über Verschlüsselung beschweren?“. Obama müsse sich nun zwischen zwei Prioritäten entscheiden: der Sicherheit von privater Information oder der Möglichkeit für die Strafverfolgungsbehörden, Informationen zu sammeln.

In den 1990er-Jahren war auch US-Präsident Clinton mit einem ähnlichen Versuch gescheitert, als er den sogenannten »Clipper Chip« einführen wollte. Mit diesem von der NSA entwickelten Chip, den Telekommunkationsunternehmen für die Verschlüsselung verwenden sollten, wollten US-Behörden mithören können. Dazu sollte bei der Produktion von Telefonen und anderen Geräten ein entsprechender Schlüssel an die Behörden ausgehändigt werden. Die Hersteller waren an dem Chip aber nicht interessiert, es gab enormen Widerstand von Bürgerrechtlern und letztlich machten das Internet und weit verbreitete Verschlüsselungsmethoden wie PGP das Konzept nutzlos.

Es dürfte ohnehin keine Möglichkeit geben, Terroristen oder Kriminelle am Einsatz wirksamer Verschlüsselungen ohne Hintertür zu hindern, da sich diese Gruppen kaum an entsprechende Gesetze halten dürften. Dagegen besitzen Verschlüsselungen mit einer Backdoor eine eingebaute Schwachstelle, die früher oder später auch von unerwünschten Dritten gefunden werden dürfte. Befürworter der Pläne von Präsident Obama halten das aber für nicht zutreffend. »Wir erwarten von den Unternehmen, dass sie dabei helfen können. Das bedeutet nicht, dass man immer schlechte Verschlüsselungen schreiben muss«, so Stewart Baker, ehemaliger Anwalt der National Security Agency.

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