Ion Fury im Test: Bomb Raider und die Doomköpfe

Lest im Test, wie sich eine auf alt getrimmte Hommage an die Ego-Shooter der Neunzigerjahre im Vergleich mit heutigen Spielen schlägt – und ob eine schnodderschnäuzige Sprengstoffexpertin als Heldin eine gute Figur dabei macht.

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Ion Fury hieß ursprünglich Ion Maiden. Dann hat die berühmte Metal-Band Iron Maiden allerdings per Klage dafür gesorgt, dass 3D Realms ihr Spiel umbenennen mussten. Ion Fury hieß ursprünglich Ion Maiden. Dann hat die berühmte Metal-Band Iron Maiden allerdings per Klage dafür gesorgt, dass 3D Realms ihr Spiel umbenennen mussten.

Nach dem Test ist uns sofort klar: Dieser Ego-Shooter bietet tiefgründige Charaktere, eine wendungsreiche Story, filmreife Zwischensequenzen, optisch abwechslungsreiche Levels und eine faszinierende Antagonistin in einem spannenden Was-wäre-wenn-Szenario. Doch genug vom grandiosen Wolfenstein 2: The New Colossus, jetzt steht Ion Fury auf dem Prüfstand.

Das bietet keinen einzigen der erwähnten Aspekte. Die Early-Access-Version glänzte auf den Online-Vertriebsplattformen trotzdem mit unfassbaren Beurteilungen: Bei Steam hinterließen 97 Prozent der Käufer eine positive Rückmeldung. Die GoG-Kundschaft adelte das Spiel mit 4,4 von 5 Punkten. Kann die fertige Fassung diese Vorschusslorbeeren rechtfertigen?

Ion Fury greift das Thema Transhumanismus auf. Bei dieser philosophischen Denkrichtung geht es um die Frage, inwieweit es moralisch vertretbar oder verwerflich ist, Menschen mithilfe moderner Technik zu pimpen. Entsprechend kredenzt das Spiel ein dystopisches Ambiente, wie man es aus Spielen wie Deus Ex, aber auch von bekannten Filmen (»Blade Runner«) und Romanen (»Neuromancer«) kennt.

Shelly »Bombshell« Harrison, die weibliche Reinkarnation von Duke Nukem, benutzt gerne mal zwei Dosenöffner gleichzeitig. Shelly »Bombshell« Harrison, die weibliche Reinkarnation von Duke Nukem, benutzt gerne mal zwei Dosenöffner gleichzeitig.

Das Abenteuer beginnt stark: Heldin Shelly »Bombshell« Harrison streift durch eine düstere Stadt, deren grelle Neonbeleuchtung förmlich »Cyberpunk!« schreit. Die depressive Zukunftsvisionen entsteht vor allem durch die teils bedrohliche Geräuschkulisse und die abwechslungsreiche Synthie-Musik. Splatter-Effekte sind ein launiger Bonus. Zu tun bekommt es Shelly, Soldatin der Global Defense Force, mit den Schergen eines gewissen Dr. Jadus Heskel. Der verrückte Sektenführer sorgt mit kybernetisch verbesserten Schurken und Monstern für Angst und Schrecken.

Spaß mit Jaqueline Norris

Das Spielprinzip ist klassisch: Unsere Jaqueline Norris ballert sich in der Ich-Perspektive durch die Levels. Sie startet jeweils am Eingang und muss den Weg zum Ausgang finden, was wegen des oft verschachtelten Aufbaus an einen Laborratten-Labyrinthtest erinnert. Bisweilen sind die Levels fast schon modern designt, mehrstöckig nämlich.

Erschwert wird die Aufgabe durch verschlossene Türen. Die öffnet Shelly zum Beispiel mit mehr oder weniger versteckten Schaltern und Hebeln oder - ganz klassisch - mithilfe von Keycards. Dank einer roten Schlüsselkarte A gelangt sie in einen Bereich, in dem eine blaue Tür B wartet. Hinter dieser wiederum ist die gelbe Keycard C gelagert. Jene welche entsperrt Bereich D. Dort wiederum liegt die, Überraschung, goldene Schlüsselkarte faul herum ...

Ion Fury - Test-Video zur besten Duke-Nukem-3D-Hommage Video starten 10:03 Ion Fury - Test-Video zur besten Duke-Nukem-3D-Hommage

Für manche Aufgaben existieren mehrere Lösungsmöglichkeiten. Mal helfen Luftschächte weiter, mal eröffnet eine Sprengladung neue Wege, mal pusten Ventilatoren die junge Dame in höher gelegene Bereiche. Ab und an gilt es, Fahrstühle mit Strom zu versorgen. Glücklicherweise hat Shelly einen Taser-Schlagstock im Gepäck. Damit gibt sie Generatoren Starthilfe.

Ion Fury hätten gern noch mehr Puzzles, Sprungeinlagen und Kletterrätsel auftischen dürfen. Denn bisweilen artet das Ganze in Sucherei aus. Angesichts langweiliger Leerlaufphasen sehnt man sich dann doch hin und wieder danach, etwas Spannenderes tun zu dürfen - einem Stalaktiten beim Tropfen zuschauen oder so.

Die Waffen der Frau

Kommen wir zum Thema Schießgewehr: Shelly nennt ihren Revolver liebevoll »Loverboy«. Da denkt man auch mal an den guten alten Sledge Hammer und seine großkalibrige »Susi«. Jedes Schießeisen verfügt über eine Zweitfunktion. Mit dem Revolver lassen sich etwa mehrere Gegner markieren. Die Knarre legt die Typen anschließend - »Bäm! Bäm! Bäm!« - automatisch um. Dabei schlägt die freie Hand der »Iron Maiden« mit der Kante auf den Hahn, wie man es in Westernfilmen häufig sieht. Das nennt sich Fächern und erlaubt einem Single-Action-Revolver, schneller zu feuern. (Bildungsauftrag erfüllt!)

Upsi! Unsere Iron Maiden wollte nur ein bisschen Blut als Rouge auftragen. Blöd, dass sie versehentlich die Herrentoilette erwischt. Upsi! Unsere Iron Maiden wollte nur ein bisschen Blut als Rouge auftragen. Blöd, dass sie versehentlich die Herrentoilette erwischt.

Die Schrotflinte dient - entsprechende Munition vorausgesetzt - wahlweise als Granatwerfer. Etwas seltsam ist im normalen Modus die unrealistisch hohe Reichweite dieses Argumentverstärkers. Maschinenpistolen lassen sich auch zweihändig, also im praktischen Akimbo-Doppelpack abfeuern. Außerdem gibt es eine Armbrust, die Energieladungen verschießt. Halten wir den Mausbutton länger gedrückt, hat das Schätzchen mehr Bums.

Und ja, die Bowling-Granaten sind im Einsatz so unterhaltsam, wie es die Bezeichnung andeutet. Schmerzlich vermisst haben wir allerdings ein Scharfschützengewehr. Die Feuergefechte machen dennoch viel Spaß. Ion Fury glänzt mit seiner schnellen Action und der präzisen Steuerung. Wer auf virtuelle Schießbuden steht, kommt voll auf seine Kosten.Was reimt sich schon auf Kutten?

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