Iron Front: Liberation 1944 im Test - Realismus und Käfer im Zweiten Weltkrieg

Die Militärsimulation Iron Front: Liberation 1944 verspricht Anspruch, Realismus und großen Umfang im Stil der ArmA-Serie. Im Test kämpfen wir aber erstmal gegen Bugs und die mangelhafte KI.

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Mit Iron Front: Liberation 1944geht’s in den Zweiten Weltkrieg – Russen gegen Deutsche, soweit so bekannt. In der Militärsimulation von X1 Software und Deep Silver dürfen wir aber auch auf Seiten der Wehrmacht spielen, das ist ungewöhnlicher. Normalerweise machen Weltkriegs-Shooter einen hohen Bogen um die moralischen Zwickmühlen, die bei Geschichten rund um deutsche Soldaten auftauchen können.

Aber mit Charakterentwicklung, Story oder gar historischem Statement hat Iron Front nichts am Hut, hier stehen authentisch wirkende, manchmal aber etwas staksig daherkommende Schlachten im Mittelpunkt. Die erleben wir ähnlich wie in den ARMA-Spielen als einfacher Infanterie-Soldat, Panzerfahrer, Pilot oder Oberbefehlshabender über ganze Einsatzverbände.

Die Ähnlichkeit zu ARMA 2kommt nicht von Ungefähr, Iron Front nutzt das Technikgerüst aus dem Standalone-Addon ARMA 2: Operation Arrowhead. Die Menüs, die Optionen, die Bedienung sind größtenteils identisch. Nur sind wir hier eben im Polen des Jahres 1944 unterwegs statt im Gegenwarts-Krieg mit deutlichen Afghanistan-Parallelen. Das klingt erstmal spannend und ist es auch zuweilen. Nur eben nicht immer.

Drei Fäuste für kein Hallelujah

Solo-Spieler erwarten bei Iron Front: Liberation 1944 zwei Kampagnen mit je acht teils sehr umfangreichen Missionen. Zudem gibt’s eine überschaubare Auswahl an Einzelszenarien. Nach einem kurzen, für Neueinsteiger viel zu knappen Tutorial reiben wir gegnerische Patrouillen auf, kämpfen uns vorsichtig durch Dörfer und führen Panzerzüge hinter feindliche Linien. Oder auch nicht, denn beim Test sorgten drei große Störfaktoren für Frust.

Iron Front: Liberation 1944 - Screenshots ansehen

Erstens: Die KI ist wie in der ARMA-Reihe von sehr vielen Aufgaben überfordert. Besonders die Fahrqualitäten der Computermannen lassen zu wünschen übrig. Das geht so weit, dass wir in einer Mission auch nach zehn Minuten Irrfahrt nicht zu der angepeilten Windmühle 100 Meter weiter gekommen sind – und unseren Kameraden heimtückisch ermorden müssen, um selbst das Steuer zu übernehmen.

In der Luft sind die Computergegner relativ geschickt und verfolgen Gegner in Schwärmen. Am Boden gibt es zu oft Probleme. In der Luft sind die Computergegner relativ geschickt und verfolgen Gegner in Schwärmen. Am Boden gibt es zu oft Probleme.

In Kämpfen sind Freund und Feind oft unentschlossen, rennen mal hierhin, mal dorthin, legen sich hin und stehen wieder auf, nur um dann von unserem Karabiner umgenietet zu werden. Feindfeuer wird nur teilweise erwidert, oft rennen die Gegner lieber planlos durch die Gegend und legen sich schließlich irgendwo ins Gras. Dann wieder zielen Gegner teilweise übernatürlich gut. Alles Probleme, die ARMA-Veteranen kennen und wahrscheinlich ertragen gelernt haben. Wer hier aber neu ist, braucht ein dickes Fell.

Besonders ärgerlich sind die KI-Ausfälle, weil der Spieler sich auf seine Kameraden verlassen muss, wie in kaum einem anderen Spiel. Denn kaum ein anderes Spiel verzeiht Fehler so wenig wie Iron Front: Liberation 1944. Ein bis zwei Treffer bedeuten hier fast immer den sicheren Tod. Der eine frei wählbare Speicherpunkt ist da nur ein geringer Trost, wenn es mal wieder nicht unsere Schuld war, dass der Einsatz kurz vor dem Ende missglückt.

Zweitens: Die Steuerung ist nicht mehr zeitgemäß, war sie schon in ARMA 2 nicht mehr. Anfänger können zwar auf das ordentliche Handbuch zurückgreifen und ARMA-Veteranen sollte die Bedienung gewohnt von der Hand gehen. Von zugänglich oder komfortabel kann hier aber nicht die Rede sein, die Kommando-Menüs sind sperrig, die Tastaturbelegung fordert fast jede Taste, manche sogar in Fingerbrecher-Kombinationen. Auch die Funksprüche und Rückmeldungen, die Iron Front liefert, lassen uns oft fragend zurück. Modernes Feedback muss anders aussehen.

Einer der harmloseren Bugs in Iron Front. Einer der harmloseren Bugs in Iron Front.

Drittens: Wie ARMA 2 kommt auch Iron Front mit nervigen Bugs daher. Die reichen von Grafikfehlern über Systemabstürze bis zu Skriptaussetzern. Letztere sind dabei oft die nervigsten, denn immer wieder werden bestimmte Missionsfortschritte nicht ausgelöst und wir rennen ohne Plan herum. Nach einem Neustart funktioniert der Einsatz dann zwar oft wieder. Da die Missionsziele aber oft eher ungenau gehalten sind, können wir nie ganz sicher sein, ob der Fehler nun bei uns oder beim Spiel liegt – frustrierend.

Der perfekte Einsatz

Trotz all dieser Fehler und Probleme kann Iron Front: Liberation 1944 auch faszinieren, sehr sogar. Die weiten, stimmungsvoll umgesetzten Landschaften in denen wir uns frei bewegen können, die Auswahl an detaillierten Fahr- und Flugzeugen und die einzigartige spielerische Herausforderung können Frustmomente oft vergessen machen.

Wenn wir Teil eines großangelegten Angriffs sind, über uns die Bomber zu Stürzflügen ansetzen und um uns herum Panzer-Kompanien feindliche Stellungen unter Beschuss nehmen, kommt echte Mittendrin-Stimmung auf. Da vergisst man für einige Augenblicke auch mal die hakelige Steuerung, die Performance-Einbrüche und was sonst noch so nerven kann.

Im Editor können wir uns eigene, spannende Schlachten zusammenstellen. Im Editor können wir uns eigene, spannende Schlachten zusammenstellen.

Und wem der mitgelieferte Umfang zu spärlich ist, der baut sich im Missions-Editor neue Einsätze oder Kampagnen. Der Umgang mit dem Werkzeug will allerdings gelernt sein, eine Anleitung für den Editor liegt nicht bei. Hier helfen nur Online-Tutorials zum ARMA-Editor weiter, denn der funktioniert genauso. Und wie ARMA unterstützt auch Iron Front Mods. Es hängt also auch von der Community ab, wie sehr sich das Spiel in den kommenden Monaten und Jahren vielleicht weiterentwickelt. Auf unsere Wertung können Mods freilich keinen Einfluss haben, den wir testen, was der Entwickler für bares Geld anbietet.

Ein kleiner Wermutstropfen: Die Waffenkammer aus den ARMA-Spielen taucht zwar auch im Menü von Iron Front auf, ist aber ausgegraut und inaktiv. Wer die Waffen und Fahr- oder Flugzeuge in zufallsgenerierten Miniherausforderungen testen will, geht vorerst leer aus.

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