Epic, Steam und der Kampf der Online-Stores - Meinung: Der Kunde verliert

Discord und Epic nehmen den Kampf mit Steam auf. Die simple Lösung: Exklusivtitel und bessere Raten für die Entwickler. Die Welt sieht einen Konkurrenzkampf, doch laut Mathias Dietrich verliert der Kunde beim Kampf der Giganten.

Weg von Steam und den eigenen Launcher starten. Das erzeugt nur eine Scheinkonkurrenz, bei der die Kunden verlieren. Weg von Steam und den eigenen Launcher starten. Das erzeugt nur eine Scheinkonkurrenz, bei der die Kunden verlieren.

Epic startet einen eigenen Online Store und verlangt 18 Prozent weniger Gebühr von den Entwicklern als Steam. Discord zieht nach und will nochmal zwei Prozent weniger. Der noch nicht gestartete Blockchain-Store von Robot Cache prahlt mit gerade mal fünf Prozent Abgaben. Die Welt freut sich über Steam-Konkurrenz und erwartet eine Preisschlacht.

Theoretisch könnten die bessere Margen zudem kleinen Indies, deren oft gute Spiele sich mäßig verkaufen, beim Überleben helfen, sodass wir eines Tages mehr von ihnen sehen und hören. Hier und jetzt lässt sich das aber noch nicht absehen, vielmehr ist der Kunde der letzte, der etwas von all dem Trubel hat. Und das demonstriert Discord genauso effektiv wie Epic.

Es wird schnell klar: Discord und Epic wollen keinen Konkurrenzkampf. Das Selbstvertrauen, mit guten und sinnvollen Features gegen den Giganten Steam anzukommen, haben beide Firmen wohl nicht. Die Lösung ist simpel: »Zwingen wir die Kunden doch einfach zur Nutzung des Stores, indem wir Exklusivrechte aufkaufen!« Im Kern ist das kein Konkurrenzkampf, sondern der Aufbau eines Minimonopols auf die jeweiligen Spiele. Oder zumindest ihre PC-Versionen.

Kein Vertrauen in guten Service

Bei einem echten Konkurrenzkampf müssten die Läden den Kunden zur Nutzung ihres Stores verleiten, indem sie zum Beispiel mit besseren Preisen oder einem besseren Service locken. Doch das machen diese Stores nur, wenn sie keine Wahl haben.

Also wenn sie versuchen, Entwickler an Bord zu holen, um an Ware zu kommen. Und die werden dann schön vertraglich an die Plattform gefesselt, damit es ihre Spiele auch ja nirgendwo anders zu kaufen gibt. Denn sonst müsste man ja ernsthaft mehr bieten als Valve mit Steam, um Käufer anzuziehen.


Der Autor
Mathias Dietrich (29) arbeitet als freier Autor für GameStar und schreibt News sowie Artikel. Steam nutzt er seit dem Release von Half-Life 2 und dank des Releases von Steam Play und Proton hat er Windows den Rücken gekehrt und zockt jetzt auf Linux. Wenn es um Exklusiv-Titel geht, bleibt er hart: Selbst auf Spiele, an denen er großes persönliches Interesse hat, wie zum Beispiel Ghost of Tsushima, verzichtet er aus Prinzip.

Die Entwickler sehe ich bei dem Problem in der Mitschuld. Denn sie könnten angesichts der besseren Gewinnspanne schnell vergessen, dass Online-Plattformen im Gegenzug für ihren Anteil an den Verkäufen auch einen Service liefern. Bei Steam sind das neben der Generation von Spiele-Keys und auch noch Dinge wie ein Forum, Auto-Updates und gar die Möglichkeit, Beta- oder Presse-Versionen zu verteilen. Und auch die Promotion, die so bei allen Stores passiert, bezahlen die Entwickler letzten Endes durch die entsprechenden Raten.

Schon klar, bei Steam läuft auch nicht immer alles perfekt, ganz im Gegenteil, in manchen Bereichen wie der Greenlight-Sektion herrschte zeitweise regelrechte Anarchie. Grundsätzlich bietet Valve seiner Community und seinen Entwicklern aber deutlich mehr als die neuen Stores. Mal sehen, ob der Selbstbedienungsladen Discord oder gar Epic so einen umfangreichen Service anbieten wollen. Oder angesichts ihrer niedrigen Gewinnraten überhaupt anbieten können.

Angriff auf Steam - Warum der Epic Store die erste echte Konkurrenz für Valve ist (Video) Video starten 14:31 Angriff auf Steam - Warum der Epic Store die erste echte Konkurrenz für Valve ist (Video)

Man mag mich einen Zyniker nennen, aber ich bezweifle, dass die Entwickler nun die besseren Raten im Store von Discord oder Epic an ihre Kunden weitergeben werden. Für uns wird sich wohl nur eins ändern: Wir müssen noch mehr Stores installieren und unsere Bibliothek über noch mehr Launcher verteilen. Wer zum Beispiel Journey spielen will, muss mit dem leben, was uns Epic aufzwingt.

Und noch ein Launcher:Wie Robot Cache euch gebrauchte Download-Spiele verkaufen lässt

Steam erzwingt kein Monopol

Klar, der eine oder andere wird jetzt argumentieren, dass es ja auch Tausende Steam-exklusive-Spiele gibt. Hier existiert aber ein wichtiger Unterschied: Valve zwingt die Entwickler nicht zur Exklusivität und sie sind frei, ihre Spiele jederzeit noch in anderen Läden anzubieten. So habe ich die Wahl, ob ich zum Beispiel Return of the Obra Dinn bei Steam oder GOG kaufe. Das ist echte Konkurrenz.

Und doch entscheide ich mich regelmäßig für die Steam-Version. Wieso? Weil Steam einen entsprechenden Service bietet, den ich woanders nicht bekomme. Für mich sind das Dinge, die Valve allen seinen Nutzern kostenlos anbietet. Dazu gehören zum Beispiel Steam Play, das Linux zu einer echten Alternative für Spieler macht, oder Steam Link, mit dem ich meine Spiele auf mein Smartphone streamen und spielen kann.

Die Firma hat in meinen Augen damit PC-Gaming als solches vorangebracht. Auch GOG findet seine Nische: Wer digitalen Kopierschutz (DRM) nicht unterstützen und die eigenen Spiele archivieren will, wird hier glücklich. Entsprechende Vorteile liefert bisher keiner der anderen Anbieter.

Kundentreue belohne ich gerne

Ganz im Gegenteil: Epics Launcher gibt es nicht mal für Linux, obwohl man sich Crossplay auf die Fahne schreibt und von Windows, über Konsolen bis hin zu Mobile-Geräten jeden bedient. Zudem liefern beide nur einen rudimentären Store, den die meisten Spieler gar nur widerwillig wegen der Spiele installieren. Sie haben ja keine andere Wahl.

Sicher: Sollte Valve jetzt wider Erwarten nachziehen und seine eigenen Margen senken, dann profitieren auch kleinere Entwicklerteams davon, weil sie es wohl einfacher haben werden, sich über Wasser zu halten. Doch wenn man mich als Kunden von diesen neuen Plattformen überzeugen will, dann müssen diese mir etwas Besonderes bieten. Etwas, das mir ihre Vorteile klar vor Augen führt.

Wie viel die Entwickler daran verdienen, interessiert mich herzlich wenig, wenn ich als Kunde keinen Vorteil daraus ziehe. Sobald mir einer jedoch zeigen kann, dass er seine eigenen Ersparnisse durch die günstigeren Konditionen bei Epic und Discord auch teilweise an seine Kunden weiterreicht, dann kaufe ich den Titel um der Unterstützung willen auch gerne drei Mal. Ansonsten sehe ich hier nur einen Firmenkampf vor dem Hintergrund des Steam-Exodus, bei dem der Käufer durch Exklusivtitel das Nachsehen hat.

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