Was ich ja gerne mal machen wollen würde: einen Preis nicht annehmen. Problem ist natürlich, dass man, um einen Preis nicht anzunehmen, erst einmal einen Preis gewinnen muss. Kingdom Come hat bei den GameStars 2018 gleich mehrere Preise gewonnen. Unter anderem den als bestes PC-Spiel des Jahres. Zurückgegeben hat die Auszeichnung niemand.
Aber an sich wäre das schon eine feine Sache: Da stehe ich also auf der Bühne, alle Augen auf mich gerichtet, die Kameras knipsen, ich neige meinen Oberköper langsam in Richtung Mikro und hauche ein zartes aber bestimmtes »Ich nehme diesen Preis nicht an, um gegen blablablubb zu protestieren!« ins Mikro.
Das hat gesessen! Bam!! Der Klunkerfrau in der ersten Reihe gleitet schon das Champagner-Glas aus den dürren, artrosegeplagten Milliardärsfingerchen, dem Veranstalter weicht sämtliche Farbe aus dem Gesicht, die Kameras knipsen knipsen knipsen, ich werde ruhig aber bestimmt vom Mikro weggezogen, die Moderatorin im goldenen Cocktailkleid windet mir mit sanfter Gewalt die Trophäe aus der Hand, die Menge buht. Wie gesagt: Das wäre schon eine feine Sache.
Der Autor
Christian Schiffer ist Journalist beim Bayerischen Rundfunk, Politikwissenschaftler, weltgrößter Ultima-7-Fan und Herausgeber des Spielkultur-Bookazines WASD. In seiner neuen Kolumnenserie #keineahnung schreibt er für GameStar Plus über die Absurditäten unserer Branche und legt den Finger in die Wunde: Seid ihr eigentlich alle bescheuert?
Disclaimer: Christian Schiffer ist Teil der DCP-Jury. Aus Zeitgründen konnte er dieses Jahr aber nicht an den Sitzungen teilnehmen und hatte deswegen auch keinen Einfluss auf den Auswahlprozess.
Deutscher Computerspielpreis: Eklat um Kingdom Come?
Marlon Brando hat das mal ein bisschen so gemacht. 1973 holte er seinen Oscar für den Paten nicht ab, sondern schickte eine indianische Aktivistin zur Verleihung, um gegen die Behandlung der amerikanischen Ureinwohner zu protestieren.
Oder nehmen wir die Echo-Verleihung von vor einem Jahr: Damals gaben gleich reihenweise Künstler einen Staubfänger zurück, um gegen die Auszeichnung der Hip-Hopper Farid Bank und Kollegah Stellung zu nehmen, die sich in ihren Texten wiederholt antisemitisch geäußert hatten.
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