Heiraten kann man ganz unterschiedlich. Trockene Gemüter stapfen einfach zum Standesamt und lassen sich den Ehestatus ohne jegliches Tamtam eintragen. Das hat dann in etwa den Charme einer Angelschein-Verleihung, aber hey - nicht jeder braucht es extravagant. Viele Romantiker wollen jedoch genau die Traumhochzeit, die Hollywood-Liebesfilme mit Glitzer und Glamour propagieren: Man gibt sich feierlich das Ja-Wort, Freunde und Familienangehörige erzählen herzerwärmende Anekdoten. Es gibt riesige Torten, Unmengen zu essen, alle sind schick angezogen. Die perfekte Geschichte.
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Aber was wäre, wenn man in diesen Hollywood-Liebesfilm zusätzlich all die anderen Abläufe packt, die bei einer großen Hochzeit anfallen? Dann würden Kate Hudson und Ashton Kutcher in etlichen Szenen die richtige Location suchen, Einladungslisten planen, Kosten durchrechnen und über die Verteilung ihrer Steuerklassen nachdenken. Wohl niemand hätte Lust, sich so einen Filmschinken mit einer Lauflänge von 200 Tagen anzuschauen. Also gilt: Realismus macht nicht alle Geschichten besser.
Auch Kingdom Come: Deliverance geht in Sachen Realismus ein Risiko ein. In der Mittelalter-Open-World des Rollenspiels muss man essen, schlafen und auf das Haltbarkeitsdatum von Äpfeln, Broten und Bretzeln achten. Wer eine tiefe Schnittwunde kassiert, blutet langsam zu Tode, wer zu tief ins Glas schaut, wird auf Dauer zum Alkoholiker. Oh, und selbst das wertvollste Geheimdokument hilft dem Spieler nicht die Bohne, wenn sein Charakter nicht lesen kann.
Kingdom Come: Deliverance - Screenshots ansehen
Solche Simulationszutaten klingen vielleicht im ersten Moment nach Mühsal, in der richtigen Dosierung können sie aber der goldene Schlüssel zu einer genialen Rollenspiel-Atmosphäre sein. Am Ende ist es eine Frage der richtigen Gratwanderung. Wir waren weltexklusiv bei Warhorse Studios in Prag zu Gast, um genau dieser Frage nachzugehen: Wird Kingdom Come: Deliverance mit seinen ungewöhnlichen Ideen ein neuer Genre-Meilenstein? Oder bleibt bei all dem mittelalterlichem Realismus der Spielspaß auf der Strecke?
Was wir gespielt haben
Knapp acht Stunden haben wir die Kampagne von Kingdom Come: Deliverance in vollem Umfang und ohne Einschränkung getestet. Diese Spielzeit reicht nicht im Ansatz aus, um einen 50- bis 60-stündigen Abenteuer-Koloss durchzuspielen, deshalb wurden uns einige zusätzliche Savegames bereitgestellt.
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