Meinung: Überlebenskampf statt Eiersuche - Wie Rimworld Johannes' Ostern beherrschte

Statt die Verwandschaft zu besuchen, errichtete Johannes an Ostern Kolonien auf fremden Planeten, scheiterte spektakulär und hatte einen Heidenspaß.

Mechanoiden, Feuersbrünste und Biberinvasion - An Ostern war bei Johannes die Hölle los. Mechanoiden, Feuersbrünste und Biberinvasion - An Ostern war bei Johannes die Hölle los.

Andere fahren an Ostern zu ihrer Familie, ich reiste auf einen fremden Planeten. Nunja, nicht direkt ich, sondern vielmehr meine drei Kolonisten im Aufbau- und Überlebensspiel Rimworld. Die waren allerdings ebenso unfreiwillig dort zu Besuch wie so manch einer bei den Verwandten zum Feiertagskaffee.

Statt einer Einladung von Oma ist in diesem Fall ein schlecht konstruiertes Raumschiff Schuld an der Misere. Es kracht, es knackst, es rummst - und prompt plumpsen die drei Überlebenden in Rettungskapseln auf den bis dato unbekannten Himmelskörper.

Weil die spärlichen Notrationen gerade mal ein paar Tage reichen, beginnt für die Schiffbrüchigen ein erbarmungsloser Kampf ums Überleben - und für mich als Spieler eine emotionale Achterbahnfahrt, die mich am langen Wochenende so gefesselt hat, wie es ein Spiel nur selten schafft.

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Ich habe Stunden mit der Planung meines Lagers verbracht, bis spät in die Nacht gezockt und selbst im Bett noch auf dem Handy Guides und Wikis gewälzt - wie soll man auch zur Ruhe kommen, wenn eine Horde wild gewordener Biber droht, sämtliche Holzvorräte der Karte zu vernichten. Oder ein Kurzschluss meinen Gefängnistrakt samt inhaftierter Space-Piraten in Brand setzt. Oder meine Kolonisten drauf und dran sind, den Hummertod zu sterben, nur weil ich versehentlich die Klimaanlage überdacht habe und sie meinen Unterschlupf nun auf kuschlige 58 Grad erwärmt.

Emergent Storytelling: Wenn das Spiel zur Geschichte wird

Rimworld mixt eine tiefgehende Simulation mit einem unberechenbaren KI-Erzähler. Heraus kommt ein Spiel, dass mich immer dann auf dem falschen Fuß erwischt, wenn ich mich gerade sicher fühle.

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Fragt doch mal den Steam-User Mars, der in seinem Review berichtet, wie seine perfekt ausgestattete Basis einer Verkettung unglücklicher Umstände zum Opfer fiel: Erst kam der toxische Regen, dann verdunkelten Aschewolken die Sonne. Und als er seine Siedler gerade in Sicherheit bringen wollte, legte ein Tornado eine Höhle voller gewalttätiger Mechanoiden frei. Klar, das kann frustrierend sein. Doch jeder Fehlschlag motiviert mich umso mehr, es beim nächsten Mal besser zu machen.

Und bevor hier jemand moppert: Natürlich weiß ich, dass Rimworld sich viele Ideen beim Spiele-Phänomen Dwarf Fortress borgt, dessen Simulation sogar noch komplexer ist. Im Gegensatz zur Zwergenfestung im ASCII-Look muss ich meine Fantasie beim Ausflug auf die Randwelten aber nicht ganz so sehr bemühen, um die verrückten Geschichten, die sich auf dem Monitor abspielen, vollends zu genießen. Mir persönlich taugt das mehr.

Falls ihr euch selbst am Überlebenskampf versuchen wollt - und denkt, ihr könnt eine Klimaanlage richtig einbauen - kann ich euch Rimworld trotz Beta-Status aus vollem Herzen empfehlen. Ihr braucht zwar etwas Zeit zur Einarbeitung, aber hey, der nächste Feiertag kommt bestimmt.

Über den Autor
Eigentlich ballert Johannes ja lieber selbst, als anderen dabei zuzusehen: In Rainbow Six Siege jagt er Terroristen, in Wolfenstein das Regime und in Rocket League Tore. Wenn's aber um das Erlegen von tollwütigen Eichhörnchen geht, lässt er lieber seinen Kolonisten in Rimworld den Vortritt. Im Überlebensspiel kommt außerdem seine Planernatur zum Vorschein. Minutiös wird die Basis am Reißbrett entworfen, werden Aufgaben verteilt und Rohstoffe gezählt - nur damit ein plötzlicher Meteoritenschauer dann doch alles wieder zunichte macht.

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