Krankheit Computerspielsucht: Gaming-Verband fordert Rücknahme der WHO-Entscheidung

Der Branchenverband ESA richtet das Wort an die Weltgesundheitsorganisation. Abhängigkeit nach Videospielen solle demnach nicht im Krankheitskatalog vorkommen.

Die Entertainment Software Association richtet einen Appell an die Mitgliedstaaten der WHO. Die Entertainment Software Association richtet einen Appell an die Mitgliedstaaten der WHO.

Wir hatten berichtet: Computerspielsucht wurde von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) erst in den Entwurf des neuen Krankheiten-Katalogs ICD-11 übernommen und das Dokument schließlich offiziell bestätigt. Damit ist die Abhängigkeit nach Videospielen erstmals international als Krankheit anerkannt, ähnlich wie etwa Glücksspielsucht.

Der Branchenverband Entertainment Software Association (ESA), der unter anderem die Fachmesse E3 ausrichtet und für Kommunikationskanäle zwischen Industrie und Politik sorgt, hatte sich bereits in der Vergangenheit kritisch über die Inklusion von Computerspielsucht im ICD-11 geäußert.

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ESA appelliert an WHO

Nach der Anerkennung als Krankheit veröffentlichte ESA eine offizielle Stellungnahme, die wir an dieser Stelle ins Deutsche übersetzen. Hier fordert der Verband die Mitgliedsstaaten der WHO auf, die Entscheidung zu überdenken.

"Die globale Videospielindustrie - darunter Vertreter aus ganz Europa, den Vereinigten Staaten, Kanada, Australien, Neuseeland, Südkorea, Südafrika und Brasilien - hat heute die Mitgliedstaaten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) aufgefordert, ihre Entscheidung, "Gaming Disorder" in die 11. Ausgabe der International Classification of Diseases (ICD-11) aufzunehmen, frühzeitig nochmals zu prüfen.
Die WHO ist eine angesehene Organisation, und ihre Leitlinien müssen auf regelmäßigen, umfassenden und transparenten Überprüfungen beruhen, die von unabhängigen Experten unterstützt werden. "Gaming Disorder" basiert nicht auf hinreichend belastbaren Beweisen, um ihre Aufnahme in eines der wichtigsten Instrumente der WHO zur Festlegung von Normen zu rechtfertigen."

Studie weist auf Suchtpotenzial hin

Eine Studie der Krankenkasse DAK und des Deutschen Zentrums für Suchtfragen hatte 1.000 Jugendliche auf ihr Spielverhalten hin untersucht und bei rund 12 Prozent der Teilnehmer durchaus problematisches Spielverhalten festgestellt. 3 Prozent zeigten Anzeichen für krankhaftes Spielverhalten. Eine Hochrechnung auf Deutschland schätzt, das etwa 465.000 Jugendliche von problematischem bis krankhaftem Spielverhalten betroffen sein könnten.

Die Studie erkennt somit das Suchtpotenzial von Computerspielen an. Die ESA hatte in der Vergangenheit indes geäußert, Computerspiele würden nicht süchtig machen. Hier herrscht also eine grundsätzliche Uneinigkeit zwischen der Branchenorganisation und der Wissenschaft.

Auch wir haben uns in einer Report-Reihe für Plus-Nutzer ausführlich mit der Thematik Computerspielsucht beschäftigt und dabei unter anderem mit Ärzten gesprochen:

Videospielabhängigkeit - Teil 1: Machen Spiele süchtig?

Videospielabhängigkeit - Teil 2: Machen Lootboxen süchtig?

Sind Drogen in Spielen jugendgefährdend? - Video: Warum We Happy Few in Australien fast verboten worden wäre - GameStar TV Video starten PLUS 17:28 Sind Drogen in Spielen jugendgefährdend? - Video: Warum We Happy Few in Australien fast verboten worden wäre - GameStar TV

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