Life is Strange: Before the Storm - Das Prequel verdient eine Chance!

Ein Wiedersehen mit Max und Chloe, aber nicht auf Kosten der Geschichte. Für Elena zeigt das Prequel zu Life is Strange perfekt, wie man mit einer erfolgreichem Marke umgehen sollte.

Ein Prequel zu Life is Strange? Immer her damit! Ein Prequel zu Life is Strange? Immer her damit!

Life is Strange hat es geschafft: Es hat als kleines Adventure die Massen begeistert. Obwohl die Technik nicht perfekt war und selbst die wichtigen Gesichtsanimationen so ihre Macken hatten. Während Mass Effect: Andromeda für Letzteres nur Häme erntet, wird Life is Strange weiterhin gelobt: Das Coming-of-Age-Szenario rund um die schüchterne Schülerin Max und ihre draufgängerische Freundin Chloe trifft einen Nerv.

Gerade die beiden Hauptcharaktere haben die Spieler ins Herz geschlossen und fordern immer noch ein Sequel mit ihnen. Ich bin aber der Meinung, dass gerade das der falsche Weg wäre - eine Fortsetzung mit Chloe und Max würde Life is Strange für mich kaputtmachen.

Nicht aber ein Prequel: Für mich ist Before The Storm der logische Weg, Life is Strange weiterzuerzählen und die Story rund um unsere Lieblinge auszubauen, ohne die Geschichte zu gefährden. Eine Strategie, die sich andere Studios gerne abschauen dürfen. Eine Marke zu melken, ist nämlich prinzipiell okay, solange es respektvoll geschieht und sie nicht darunter leidet - eben wie eine glückliche Kuh auf der Weide und nicht irgendwo in einer düsteren Milchfabrik ... ich denke, Sie wissen, was ich meine.

Life is Strange: Before the Storm - Trailer zeigt 20 Minuten Gameplay aus dem Prequel Video starten 19:40 Life is Strange: Before the Storm - Trailer zeigt 20 Minuten Gameplay aus dem Prequel


Die Autorin: Ihre Kollegen necken Elena mittlerweile schon damit, wie wichtig ihr Emotionen und Storys bei Videospielen sind. Aber nur hier ist man eben mittendrin und kann auch miterzählen. Deshalb ignoriert sie die Witzeleien tapfer und plädiert weiterhin für unterschätzte Spielerlebnisse wie Life is Strange, What Remains of Edith Finch oder Rakuen, die zeigen, dass Spiele eben doch Geschichten erzählen können.

Es gibt kein Zurück, aber ein Vorher!

Warum ein Sequel mit den gleichen Helden für mich grundsätzlich nicht funktioniert, erkläre ich im Spoilerkasten - weil es mit dem Ende von Life ist Strange zu tun hat. Warum ich ein Prequel für eine gute Idee halte, kann man aber auch ohne Spoiler verstehen.

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

Das Ende ist das Problem: Egal, wie ich mich entscheide, es sorgt immer für einen unüberwindbaren Bruch mit der Vergangenheit. Stirbt Chloe, ist sie für eine Fortsetzung verloren, überlebt sie, wird Arcadia Bay zerstört und viele andere Charaktere verlieren höchstwahrscheinlich ihr Leben. Dontnod könnte natürlich tricksen und es für die Stadt glimpflich ausgehen lassen, das würde aber die Entscheidung der Spieler entwerten. Mal abgesehen davon, dass es ohnehin schwierig wird, die Geschichte weiterzuerzählen, ohne eine Entscheidung bewusst zu verwerfen - man sehe sich Mass Effect mit seinem Neuanfang an.

Max und Chloe danach zu begleiten, würde sich für mich falsch und erzwungen anfühlen, wie etwas, das man nur für die Fans macht, das aber nicht Teil des Konzeptes war. Das Ende von Life is Strange wirkt bewusst endgültig und so gewollt - ignorieren die Entwickler das, weil die Spieler es sich so wünschen, würden sie damit auch ein Stück weit ihre Idee verraten. Das finde ich problematisch, weil es Tür und Tor dafür öffnet, ein Konzept zu verdrehen und zu verändern, um es allen recht zu machen. Am Ende hat man dann ein Produkt, das keine Seele mehr hat, aber trotzdem nicht jedem passt, weil das ohnehin nicht möglich ist.

Umso besser, dass die Entwickler bereits bestätigt haben, dass wir in Life is Strange 2 nicht mehr in die Rolle von Max schlüpfen werden. Für mich haben sie damit die richtige Entscheidung getroffen.

Gerade deshalb freue ich mich aber auf das Prequel. Denn es bietet mir die Chance, mehr Zeit mit den geliebten Figuren zu verbringen und zwar so, dass es zu Life is Strange passt und die Story sogar noch stärkt: Es gibt Charakteren, die im Hauptspiel blass geblieben sind, mehr Tiefe. Ich habe die Chance, jemanden wie Rachel Amber besser kennenzulernen, die das ganze Spiel über nur ein Geist für mich war - immer präsent, aber nie wirklich greifbar.

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Genau, was die Story braucht

Before the Storm lässt mich Life is Strange damit in einem völlig neuen Licht sehen, wenn ich es nochmal spiele. Auf einmal kenne ich dann nämlich eine andere Chloe, ich weiß, warum sie manchmal so schwierig ist oder rebelliert, warum sie manchmal dumme und unverständliche Dinge tut, weil ich ihre Gedankenwelt erlebt habe. Genauso, wie ich plötzlich verstehen kann, was zwischen ihr und Rachel war, und was ihr Verschwinden für sie bedeutet hat. Zumindest, wenn die Entwickler ihren Job gut machen.

Deck Nine Games verstärkt damit also ein bereits bestehendes Werk, anstatt sich Hals über Kopf in ein neues zu stürzen. Das zeigt für mich deutlich mehr Respekt als all die Neuauflagen und erzwungenen Fortsetzungen, in denen man einfach mehr vom Gleichen bringt, in der Hoffnung, dass es immer noch funktioniert. Life is Strange: Before the Storm geht hier besonders clever vor: Es erfüllt den Wunsch der Fans, indem es Chloe und sogar Max in einer Bonusfolge zurückbringt, setzt aber auch bewusst ein Zeichen und verzichtet auf die Zeitreisemechanik, die spielerisch das war, wofür das Adventure am meisten gelobt wurde. Aber sie passt nicht in eine Geschichte um Chloe, also kommt sie auch nicht in ihr vor.

Das zeigt für mich, wie wichtig man die Story und die Charaktere nimmt - und das, obwohl das Spiel von einem anderen Entwickler kommt. Genau die richtige Entscheidung bei einem Spiel, das kaum jemand für sein Gameplay geliebt hat. Für mich bedeutet Life is Strange vor allem Emotionen und eine Geschichte, die mich berührt und noch lange nachhallt - genauso wie der fantastische Soundtrack. Wenn mir das Prequel das bieten kann, bin ich zufrieden und dass die Entwickler hier so vorgehen, zeigt mir, dass es ihnen genauso geht.

Life is Strange: Before the Storm - Keine Zeitreisen mehr! Erste Infos im Entwickler-Video Video starten 5:14 Life is Strange: Before the Storm - Keine Zeitreisen mehr! Erste Infos im Entwickler-Video

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