Mit einem Antrag im bayerischen Landtag forderten zahlreiche Politiker der beiden Regierungsparteien CSU und Freie Wähler nach "mehr Jugendschutz bei suchterzeugenden, glücksspielähnlichen Elementen in Online-Spielen". Gemeint sind damit Lootboxen, wie wir sie aus Spielen wie FIFA oder Overwatch kennen. Wir klären, was genau in dem Antrag steht und welche Aussichten er auf Erfolg hat.
"Lootboxen sind Glücksspiel": Diese Aussage zieht sich als Kern durch den offiziellen Antrag, den sowohl sämtliche 27 Abgeordneten der Freien Wähler sowie ein Drittel der CSU-Abgeordneten der bayerischen Landesregierung gemeinsam eingereicht haben. Videospiele mit solchen Mechaniken sollten dementsprechend gekennzeichnet und gegebenenfalls erst ab 18 Jahren freigegeben werden.
Die deutsche Regierung solle den Jugendmedienschutzstaatsvertrag und das Jugendschutzgesetz reformieren. Zudem müssen Kinder, Jugendliche und deren Eltern besser über Suchtgefährdung in Videospielen informiert werden. In der Begründung des Antrags heißt es unter anderem, dass dieses Glücksspiel insbesondere bei Spielen mit Pay2Win-Mechaniken gefährlich sei:
"Glücksspielähnlich sind Lootboxen dann, wenn echtes Geld dafür bezahlt werden muss und es vom Zufall abhängt, ob der Inhalt im Spielzusammenhang als Verlust oder als Gewinn anzusehen ist. [...] Sind die gewonnenen Gegenstände innerhalb des Spiels im Durchschnitt 'nutzlose Nieten', die die Spielerinnen und Spieler nicht weiterbringen, aber den Wunsch oder den Druck erzeugen, eine weitere Lootbox zu kaufen, dann ist das wie ein suchterzeugendes Glücksspiel."
Das Wort "Zufall" sei dabei aber nicht mal passend, denn Lootbox-Mechanismen würden "durch Algorithmen so gesteuert, dass das Computerspiel möglichst viele Spielerinnen und Spieler möglichst lange an sich bindet." Konkrete Daten oder einen Beleg für diese Aussage liefert der Antrag allerdings nicht.
Ist das noch Zufall? Chance, in FIFA 19 die besten Spieler zu ziehen, liegt unter einem Prozent
Welche Chancen hat der Lootbox-Antrag aus Bayern?
Wird nun also das Jugendschutzgesetz geändert und FIFA 20 ab 18 freigegeben? Nein, vorerst ändert sich nichts. Über den Antrag muss Ende September 2019 erstmal im bayerischen Landtag verhandelt werden. Erst danach kann er gegebenenfalls auch Auswirkungen auf Bundesebene erhalten.
In den USA sieht es ähnlich aus: US-Verbot von Lootboxen & PayWin rückt in greifbare Nähe
Laut game-Verband sind Lootboxen kein Glücksspiel: Der Verband der deutschen Games-Branche (game) stuft Lootboxen bei Weitem nicht als so gefährlich ein. Solche Kisten würden sich "deutlich von Glücksspielmechaniken unterscheiden" und eher "Panini-Sammelbildern oder Überraschungseiern gleichen".
Allerdings sind die Freien Wähler und die CSU nicht die einzigen, die Lootboxen gerne strenger regulieren und kennzeichnen möchten. Die deutsche Familienministerin Franziska Giffey von der SPD hatte im April angekündigt, eine Reform des Jugendmedienschutzgesetzes ausarbeiten zu wollen, um die USK zu stärken.
Online-Spiele wie Fortnite sollten dadurch deutschlandweit eine einheitliche Altersfreigabe erhalten. Zurzeit gelten für Online-Spiele noch die jeweiligen Staatsverträge der einzelnen Bundesländer, weshalb die USK solche Spiele kaum korrekt überprüfen kann.
Wir haben einen Anwalt befragt: Warum sind Lootboxen in Deutschland kein Glücksspiel?
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