Lost Horizon 2 im Test - Archäologe mit Altersschwäche

Lost Horizon 2 wäre gern so spannend wie Indiana Jones. Genau wie der vierte Teil der Abenteuerfilme versprüht das Adventure aber nicht annähernd den Esprit des Originals.

Lost Horizon 2 - Gamescom-Trailer des Adventures Video starten 0:50 Lost Horizon 2 - Gamescom-Trailer des Adventures

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Immer diese verlorenen Artefakte. Nach allem, was uns Indiana Jones, Lara Croft oder Nathan Drake gelehrt haben, müsste auf jedem zweiten Dachboden ein sagenumwobener Mayaphallus verstauben, der die Macht hat, die Welt, wie wir sie kennen, zu vernichten. Kein Wunder, dass diese angeblichen Hochkulturen untergegangen sind, wenn sie ständig ihre überpotenten Wertsachen verschusseln. Im Adventure Lost Horizon 2 haben die Wikinger eine mächtige Schatulle verschlampt, die den Weg in die Götterwelt Asgard weist.

Ein Patch für Lost Horizon 2 wurde zum Download veröffentlicht. Das Update behebt einige technische Fehler. Aber Achtung: Für das Update muss Lost Horizon 2 zunächst komplett deinstalliert werden. Laut der Installationsanleitung sollten auch Speicherstände gelöscht werden. Savegames der alten Spielversion sind unter Umständen nicht mehr funktionsfähig. Wir konnten die alten Spielstände jedoch problemlos weiter nutzen.

Der britische Indiana Jones

Lost Horizon 2 setzt die Geschichte des britischen Soldaten und Abenteurers Fenton Paddock fort, den Fans schon als Helden des fünf Jahre alten ersten Teils kennen. Als die Spannungen zwischen Amerikanern und Sowjetunion nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges zunehmen, versucht der russische Geheimdienst KGB, die Schatulle zu finden, die schon den Nazis zum Endsieg verhelfen sollte.

Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände fällt Fentons Tochter, die auf Spuren des Artefakts gestoßen ist, den Sowjets in die Hände. Um sie zu retten, begeben wir uns selbst auf die Suche nach dem Wikingerschatz, gemeinsam mit einer israelischen Geheimagentin.

Lost Horizon 2 - Screenshots ansehen

Das ist doch völliger Humbug, sagen Sie? Na klar, soll es auch sein. Wie schon im Vorgänger erzählen die Entwickler von Animation Arts eine abstruse, aber spannende Abenteuergeschichte im Stil der »Indiana Jones«-Filme. Sowohl in Lost Horizon als auch in den Meisterwerken von Steven Spielberg und George Lucas hilft allerdings eine tolle Inszenierung der luftigen Geschichte über das ein oder andere Logikloch hinweg. Lost Horizon 2 landet dagegen regelmäßig auf der Nase.

Die Grafik: zwischen grausam und lieblos

An sich verlieren wir bei Adventures nur selten viele Worte über die Technik. Die schwache Präsentation von Lost Horizon 2 kratzt allerdings so heftig an der Atmosphäre, dass wir keine andere Wahl haben. Im Vergleich zum Vorgänger aus dem Jahr 2010 hat sich die Grafik nicht weiterentwickelt, im Gegenteil: Die Figuren sehen aus wie Schaufensterpuppen, die Umgebungen erinnern mit ihrem billigen Plastiklook an Modellbaulandschaften.

Der seltsame Plastik-Look der Landschaften und Figuren ist nicht sonderlich ästhetisch. Die lieblos hingeklatschten Dialogboxen sind aber einfach nur frech. Der seltsame Plastik-Look der Landschaften und Figuren ist nicht sonderlich ästhetisch. Die lieblos hingeklatschten Dialogboxen sind aber einfach nur frech.

Keine Spur mehr vom Charme der gezeichneten Szenerien des Vorgängers. Und was nützt uns das spannendste, mitreißendste Gespräch, wenn die Charaktere während des gut vertonten Dialogs nur hüftsteif im Kreis stehen. Interessante Kamerafahrten, Gegenschnitte wie im Vorgänger? Fehlanzeige. Gespräche zeigt Animation Arts fast ausschließlich aus der Totalen.

Nein, Schuld ist nicht nur Motion Blur. Die Zwischensequenzen sind wirklich so verwaschen. Nein, Schuld ist nicht nur Motion Blur. Die Zwischensequenzen sind wirklich so verwaschen.

Für Auflockerung sorgen zahlreiche kurze Zwischensequenzen die allerdings in einer derart niedrigen Auflösung daherkommen, dass das Wort Matsch den verschwommenen Pixelbrei nur unzureichend beschreibt. Angesichts des optischen Totalausfalls fällt dann schon fast nicht mehr ins Gewicht, dass Teile des Menüs den Eindruck machen, sie seien fünf Minuten vor dem Feierabend entstanden. Unsere Dialogoptionen wirken wie frisch mit Word ins Spiel getippt (Schriftart: Times New Roman), genau wie eine Inventarliste, die wir im Spiel finden und auf der zudem schon auf einer Seite gleich mehrere Einträge doppelt erscheinen.

Ein krasser Gegensatz zum schön gestalteten Interface des Vorgängers. Alles in allem können wir uns des Eindrucks nicht erwehren, dass den Entwicklern für Lost Horizon 2 nur ein Bruchteil des Budgets des ersten Teils zur Verfügung stand. Darauf deutet auch die kurze Spielzeit hin. Mit knappen 8 Stunden knobeln wir gerademal halb so lang wie im Original.

Mit Ballons in den Bunker

An anderen Stellen macht sich Lost Horizon 2 allerdings wirklich gut. Gerade die Rätsel sind immer wieder erfrischend einfallsreich. So durchsuchen wir etwa das Haus eines ehemaligen SS-Manns nach geraubten Kunstschätzen. Die Kombination für seinen Safe finden wir an Gemälden im ganzen Anwesen aber erst, nachdem wir die unsichtbare Tinte auf den Bildern mit einer speziellen Tinktur sichtbar gemacht haben.

Mit der rechten Maustaste blenden wir alle Hotspots ein. Das erspart nerviges Absuchen des Bildschirms. Mit der rechten Maustaste blenden wir alle Hotspots ein. Das erspart nerviges Absuchen des Bildschirms.

Allerdings tappen wir auch gerne mal im Dunkeln, ohne zu wissen, was wir mit den Gegenständen in unserem Inventar anstellen sollen. Teils weil das Spiel mit konkreten Hinweisen geizt, teils weil die Lösung einiger Rätsel schlicht unlogisch ist. Da hilft nur ein Blick in die ins Spiel integrierte Komplettlösung.

So sollen wir in einem Wald einen geheimen Bunkereingang finden. Eine Karte besitzen wir bereits, die uns die ungefähre Lage des Eingangs verrät. Obwohl wir die Stelle, an der wir suchen müssen, also kennen, offenbart sich der Zugang erst, wenn wir die Position durch das Aufhängen zweier Luftballons nochmal grob bestimmt haben. Wozu das nötig ist, kapieren wir nicht.

Die Werkbank erleichtert das Kombinieren der Objekte aus unserem Inventar. Die Werkbank erleichtert das Kombinieren der Objekte aus unserem Inventar.

Ein cleveres System soll uns planloses Kombinieren von Items ersparen. Verbinden wir im Inventar zwei Gegenstände, aus denen wir etwas herstellen können, öffnet sich der Basteltisch. Alle für die Bastelei benötigten Objekte erscheinen auf der rechten Bildschirmseite; fehlt etwas, prangt an seiner Stelle ein Fragezeichen. So finden wir auch komplexere Kombinationen ohne nerviges Herumprobieren heraus.

Das System funktioniert gut, kommt jedoch nicht konsequent genug zum Einsatz. Gegen Ende des Spiels müssen wir etwa aus mehreren Einzelteilen einen Bogen bauen, doch kein Basteltisch erscheint. Ein ähnliches Schicksal erleiden auch Quicktime-Events und die Spielmechanik Gegenstände direkt mit der Maus zu bewegen und so etwa Türen zu öffnen. Beide Elemente tauchen an einigen Stellen im Spiel auf und verschwinden dann wieder in der Versenkung. So wirkt Lost Horizon 2 eher wie hastig zusammengezimmertes Stückwerk als aus einem Guss.

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