»Mädchen und Jungen nähern sich an« - Interview zum Thema Frauen und Spiele

Professor Dr. Sabine Trepte lehrt Medienpsychologie an der Hamburg Media School und wirkte bei mehreren Studien zum Thema »Frauen und Video spiele« mit. Sie sagt: Mädchen und Jungen nähern sich hinsichtlich Nutzungsdauer und -frequenz deutlich an, haben aber nach wie vor andere Vorlieben hinsichtlich der Spielegenres.

GameStar
In vielen Studien ist die Rede davon, dass die größte Motivation, am Computer zu spielen, Herausforderung und Konkurrenzkampf sei, was Frauen weniger anspreche. Stimmt das?

Sabine Trepte
Frauen suchen den Wettkampf nicht, um zu konkurrieren, sondern weil sie es als Möglichkeit zum persönlichen Wachstum begreifen. Sie möchten am Ende nicht unbedingt die Besten sein, sondern herausfinden, wie gut sie abgeschnitten haben. Unsere Studien zeigen, dass Erfolge im Spielverlauf für Frauen wichtiger sind als für Männer. Für Männer ist vor allem entscheidend, dass sie am Ende in der Highscore-Liste möglichst weit oben stehen.

Gamestar
Sie nennen in einer Ihrer Studien andere wissenschaftliche Arbeiten, wonach Frauen beim Spielen weniger geschickt seien als Männer und deshalb geringere Chancen auf Erfolgserlebnisse und damit eine niedrigere Motivation hätten. Klischee?

Sabine Trepte
In Studien der Neunzigerjahre zeigte sich immer wieder, dass Frauen schlechter abschnitten als Männer. Das ließ sich vor allem darauf zurückführen, dass Jungen von ihren Eltern bei einer Beschäftigung am Computer gelobt und unterstützt wurden, während man Mädchen am Computer weniger Beifall spendete. Heute ist dieses Ergebnis so nicht haltbar. Die Performance von Mädchen und Jungen unterscheidet sich nach wie vor, aber in Abhängigkeit von Spiel und Spielegenre können unterschiedliche Kräfteverhältnisse
resultieren.

Gamestar
Glaubt man diversen Studien, dann sprechen Gewalt darstellende Medien eher Männer an. Wie sehen Sie das?

Sabine Trepte
Ich glaube nicht, dass Männer sich von der puren Gewalt bestimmter Spiele angesprochen fühlen, sondern eher von dem Szenario, in dem zum Beispiel Ego-Shooter angesiedelt sind. Darüber hinaus zeigt sich in unseren Befragungen, dass Mädchen beim Spielen die Gewalt völlig ausblenden. Es geht darum, Punkte zu sammeln. Ob dabei Menschen zu Schaden kommen, ist den Spielerinnen gar nicht immer präsent.

GameStar
Die Welt der Videospiele ist eine Welt mit wenigen Heldinnen, die dann auch noch aussehen wie von Männern gemacht – was ja auch der Fall ist. Würden mehr Frauen spielen, wenn es mehr Game Designer innen gäbe?

Sabine Trepte
Bestimmt!

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