Hinterbliebene haben bei der Nachlassverwaltung Verstorbener oftmals mit kuriosen Auswüchsen von betriebsmäßiger Bürokratie zu tun - doch was der britische Witwer Howard Durdle im Fall seiner kürzlich an Krebs verstorbenen Ehefrau Lindsay erleben musste, wirkt besonders makaber.
Denn wie die BBC berichtet, erhielt Durdle von dem Finanzdienstleister Paypal ein Schreiben, das seiner Frau mit der Schließung ihres Kontos droht, weil ihr Tod gegen die Nutzungsbedingungen der Plattform verstoße.
Der wütende Witwer veröffentlichte das Schreiben daraufhin bei Twitter:
Link zum Twitter-Inhalt
In dem offensichtlich automatisierten Schreiben (»default notice«) verweist Paypal auf Absatz 15.4(c) der Nutzungsbedingungen - dieser ist in den aktuellen AGBs von Paypal nicht (mehr) enthalten, beinhaltet(e) laut TheNextWeb aber die folgende Passage:
"We may close the Credit Account and demand repayment of the full amount you owe us if you die or become of unsound mind."
Paypal selbst droht in der e-Mail dementsprechend mit folgenden Maßnahmen:
- Beschränkung des Zugriffs auf das Kreditlimit
- Beendigung des Vertrags mit Paypal und Forderung zur Zahlung aller offenen Schulden
- Einsatz eines Schuldeneintreibers
Besonders zynisch wirkt letztlich der Schlusssatz des Schreibens, in dem Paypal erklärt, man verstehe, dass die (verstorbene) Kontoinhaberin möglicherweise in finanziellen Schwierigkeiten stecke und man bereit sei, zu helfen. Mittlerweile hat Durdle aber via Twitter vermeldet, dass sich Paypal bereits bei ihm entschuldigt habe.
Paypal reagiert
Gegenüber TheNextWeb äußerte ein Sprecher der Firma:
"Wir entschuldigen uns aufrichtig bei Mr. Durdle für das verständliche Leid, das dieser Brief verursacht hat. Sobald wir von diesem Fehler Kenntnis erhalten haben, haben wir Mr. Durdle direkt kontaktiert, um unsere Unterstützung anzubieten, haben die offenen Schulden beglichen und das Konto seiner Frau aufgelöst, wie er es gewünscht hat. Wir überprüfen vordinglich unsere internen Prozesse, um sicherzugehen, dass so etwas nicht noch einmal vorkommt. "
Durdle selbst erklärte, er sei in der Lage mit entsprechenden Situationen umzugehen, wisse aber von seiner Arbeit bei der Wohltätigkeitsorganisation Widowed and Young, wie schnell derartige Vorkomnisse andere Hinterbliebene aus der Bahn werfen könnten. Aus diesem Grund sei er mit dem Brief von Paypal an die Öffentlichkeit gegangen, um zu verhindern, dass anderen Trauernden ähnliches wiederverfahre.
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