Der Geekom Mega Mini Gaming G1 soll dank Wasserkühlung extrem leise sein – und dabei trotzdem ein erstklassiges Spielerlebnis bieten. Ich habe mir den Mini-PC genau angesehen und angehört – und bin überrascht.
Seit 20 Jahren habe ich neben meinen eigenen auch PCs für Familie und Freunde zusammengebaut und konnte Mini-PCs bisher nie etwas abgewinnen. Die sind ja so klein und in Fertigrechner kommt oft nur Laptop-Hardware rein. Mein Favorit sind daher Midi-Tower.
Doch jetzt habe ich den Versuch gewagt. Mini-PCs werden immer potenter und gerade dieses Modell mit RGB und dem schönen Gehäuse hat meine Aufmerksamkeit geweckt. Also habe ich es einem Vergleich unterzogen: Desktop versus Mini, David versus Goliath. Oder ist der Vergleich am Ende gar nicht so unfair?
Mein Vergleichssystem aus diesem Artikel habe ich bereits im Jahr 2021 gekauft und dafür grob 1.600 Euro bezahlt. Der Mini G1 mit der Hardware aus diesem Artikel soll jetzt 1.799 US-Dollar (entspricht rund 1.622 Euro) kosten.
Transparenzhinweis: Geekom hat mir den Mega Mini G1 kostenfrei zur Verfügung gestellt. Geekom hatte keinen Einfluss auf den Artikelinhalt und bekam keine Einsicht vor Erscheinen des Artikels. Es bestand keine Verpflichtung zu einem Bericht.
Die Preise für die verschiedenen Mini-PC-Modelle findet ihr hier bei der Kickstarter-Kampagne zum Mega Mini G1.
Die coole Optik zieht alle Blicke auf sich
Als ich den Mega Mini Gaming G1 ausgepackt habe, war ich positiv überrascht. Der kleine Brühwürfel hat ein elegantes, futuristisches Design mit RGB und Wasserkühlung. Schlanke 5,6 Liter Inhalt passen in den Kasten. Das entspricht den Maßen 15 x 15 x 25 cm. Zum Vergleich: Eine Xbox Series X hat die Maße 15 x 15 x 30 cm.
Dazu findet man oben an der Front des PCs ein kleines Display, das Auslastungen und Temperaturen anzeigt. Abgesehen von der RAM-Anzeige, die bis zu einem BIOS-Update fälschlicherweise mit einer Kapazität von 70 GB statt 32 GB rechnete, sind die Anzeigen akkurat.
An drei Seiten des Gehäuses (vorne, links und rechts) kann man durch Fenster ins Innere schauen, die an den Rändern mit RGB beleuchtet sind. An der Rückwand rotiert ein großer 120-mm-Lüfter in RGB-Beleuchtung. Oben findet man zwei lange Lüftungsgitter, die blau beleuchtet sind.
Mein Highlight sind die vier durchsichtigen Leitungen für die Wasserkühlungen. Sobald ich den PC anschalte, beginnt das Wasser sichtbar zu strömen. Daher ertappe ich mich beim Zocken immer wieder dabei, fasziniert auf den Wasserkreislauf zu starren.
Leider lässt sich die RGB-Beleuchtung nicht den eigenen Wünschen anpassen. Die Farben rotieren in einem festen Programm. Der Lüfter leuchtet starr immer gleich.
Optisch gefällt mir der Mega Mini G1 trotzdem so gut, dass ich ihn lieber auf meinem Schreibtisch positionieren würde als darunter. Allerdings halten mich andere Faktoren davon ab.
Meinen Desktop-PC habe ich in ein schwarzes BeQuiet 500 DX-Gehäuse gebaut. Es verfügt über ein Seitenfenster mit Blick auf die leuchtenden RGB-Lüfter. Der Rest des Innenlebens ist eher unspektakulär.
Klar, die große RTX 3080 ist ein Hingucker, aber hier leuchtet nur der Schriftzug. Einen Bonuspunkt gebe ich hier meinem Desktop-PC, denn per Button wähle ich am Gehäuse aus, in welcher Farbe die Front und das Innenleben erstrahlen sollen.
Der Vergleich ist hier aber natürlich ziemlich subjektiv: Je nachdem, welcher Desktop bei euch am Schreibtisch rödelt, schneidet der Mini-PC von Geekom unterschiedlich gut oder schlecht ab. Stangenware ist er aber in keinem Fall.
Mein größtes Problem: die Lautstärke
Wenn ich im Home-Office arbeite, dann brauche ich Ruhe. Es muss nicht mucksmäuschenstill sein, aber ein Fernseher sollte nicht im Hintergrund laufen.
Bei meinem recht offenen Desktop-Gehäuse habe ich alle Lüfter gegen Silent-Produkte getauscht. Die höre ich nur, wenn der Rechner unter starker Last arbeitet. Im Normalbetrieb und bei genügsamen Spielen ist er quasi unhörbar.
Von einem Mini-PC hatte ich nicht erwartet, dass er absolut still ist. Aber wie laut er war, hat mich negativ überrascht.
Bei den ersten Starts des Mega Mini G1 ballerten die Lüfter offenbar auf der höchsten Stufe. Das Gerät war so laut wie mein Laptop, wenn er beim Gaming unter Volllast stand. Kennt ihr diese kleinen Akkustaubsauger für Schreibtische? Etwa so.
Ein paar Neustarts haben das Problem überraschenderweise von selbst behoben. Nun drehen die Lüfter mit einer Performance, die der Auslastung des PCs entspricht. Allerdings jault
der Lüfter permanent. Ein UUUuuuuuUUUuuu
ist ständig zu hören. Zwar leise, aber wenn alles ruhig ist, hört man es.
Dazu kommt ein Surren oder Rattern, das offenbar mit der Wasserkühlung zusammenhängt. In den Schläuchen erkennt man sehr viele Luftbläschen und die verursachen bei anderen Wasserkühlungen Geräusche.
Wenn ich das Gehäuse neige, wird das Geräusch leiser. Lege ich das Gehäuse auf die Rückseite, ist das Störgeräusch komplett weg. Allerdings kann ich den PC nicht durchgehend auf die Rückseite legen, denn dort befinden sich wichtige Anschlüsse wie HDMI und Power.
Beim Spielen geht es, denn der Spielsound übertönt die Geräusche des PCs. Im Home Office ist der Mega Mini G1 für mich aber aktuell unbenutzbar. Das Klackern bringt mich um den Verstand! Und permanent möchte ich auch keine Kopfhörer tragen.
Nach Rückfrage mit dem Hersteller wissen wir: An den Problemen der lauten Lüftergeräusche und der Pumpengeräusche wird gearbeitet. In der finalen Version des Mega Mini G1 sollen die Probleme beseitigt sein.
Die Leistung
Mit diesem Unentschieden gehen wir in den interessantesten Bereich herüber. Wir sprechen ja vom David-gegen-Goliath-Vergleich. Also, wer schlägt sich in der wichtigen Kategorie der Performance am besten?
Mit der Software 3D Mark habe ich auf beiden Systemen verschiedene Benchmarks laufen lassen.
Die beiden Testsysteme im Vergleich:
Geekom Mega Mini G1 | Desktop Gaming-PC | |
---|---|---|
Prozessor | Intel i9-13900H | AMD Ryzen 9 5900X |
RAM | 32 GB DDR5 5200 MHZ | 32 GB DDR4 3200 MHZ |
Grafikkarte | Nvidia RTX 4060 8 GB | Nvidia RTX 3080 10 GB |
SSD | 2 TB NVME | 1 TB NVME |
Netzteil | 330 Watt | 750 Watt |
Gewicht | 3,7 kg | rund 10 kg |
Maße (H, B, T) | 25 x 15 x 15 cm | 44 x 23 x 46 cm |
Während der Benchmarks blieb der Mega Mini G1 stets unter 50 Grad Celsius, was die Temperaturen des Prozessors und der Grafikkarte angeht. Die Wasserkühlung scheint gut zu funktionieren.
Bei meinem Desktop-PC stiegen die Temperaturen auf über 80 Grad Celsius beim Prozessor und über 70 Grad Celsius bei der Grafikkarte. Allerdings ist mein System komplett luftgekühlt
Benchmark | Geekom Mega Mini G1 | Desktop Gaming-PC |
---|---|---|
Steel Nomad (Grafik-Test) | 2.338 (23,39 FPS) | 4.302 (43,03 FPS) |
Speed Way (Grafik-Test) | 2.695 (26,95 FPS) | 4.578 (45,79 FPS) |
CPU-Test | 8.506 | 5.628 |
Zugegeben ist der Vergleich nach wie vor unfair. Aber es ist überraschend, wie potent so ein Mini-PC sein kann. Nach den Benchmarks zu urteilen, ist er gar nicht so weit abgeschlagen und wie sich beim Spielen zeigt, ist er für das Gaming auch gutzuhaben.
Ich habe zusätzlich die FPS-Werte der beiden Systeme in Spielen wie GTA 5 und World of Warcraft verglichen und kam ins Staunen. In beiden Spielen habe ich die Grafik voll aufgedreht. Die FPS waren teilweise gleich und schwankten nach Situation zwischen 50 und 90 Bildern pro Sekunde. In manchen Situationen lag der große
PC etwa mit 5 bis 10 FPS vorn. Dass der Mini-PC so gut performt, hätte ich nicht erwartet.
Wer allerdings den Anspruch hat, neuste Spiele auf höchster Grafik zu zocken, der wird hier an seine Grenzen kommen. Bei beiden Systemen.
Es ist verblüffend, dass ich auf diesem kleinen Alu-Würfel einfach ein aktuelles Spiel wie Diablo 4 flüssig zocken kann.
Fazit
Zugegeben hätte ich mir nicht vorstellen können, dass mich ein Mini-PC bei der Leistung so aus den Socken hauen kann. Geekom zeigt mit dem Mega Mini G1, dass selbst in einem kleinen Gehäuse wie diesem viel Leistung stecken kann. Mit der Wasserkühlung bekommt man die Leistung und ihre Temperaturen gut gebändigt.
Allerdings greife ich Preis-Leistungs-technisch weiterhin lieber auf meinen Desktop-PC zurück. Hier habe ich mehr Spiele-Leistung zu einem geringeren Preis. Der Unterschied ist zwar gering, mein Rechner aber auch nicht mehr ganz taufrisch. Kaum überraschend, denn ich muss in meinen Midi-Tower keine kompakte Laptop-Hardware einbauen.
Aktuell ist die Geräuschkulisse ein Kritikpunkt beim Mini-PC. Sollten die Probleme im November mit der finalen Version gelöst sein, werdet ihr im Artikel-Update darüber informiert.
Für mich ist der Mega Mini G1 ein hübscher Gaming-PC, der zu einem stolzen Preis verfügbar ist. Wer bereit ist, für die Optik zu bezahlen und nicht die neuesten Spiele auf höchster Grafik zocken muss, findet hier seinen Spaß. Dazu ist die geringe Größe ein Vorteil, wenn der Arbeitsplatz begrenzt ist.
Außerdem ist er leicht zu transportieren: Zwischendurch konnte ich in wenigen Minuten von meinem Monitor an den Fernseher ins Wohnzimmer wechseln. Mit Bluetooth-Tastatur und -Maus und einem HDMI-Kabel und dem Netzteil hat man schon alles dabei, was man braucht. Wer hier mit dem Platz am Schreibtisch eingeschränkt ist oder einen kleinen Gaming-PC neben dem Fernseher anschließen will, sollte sich über einen Mini-Gaming-PC Gedanken machen.
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