Mortal-Kombat-Entwickler soll systematisch junge Mitarbeiter ausgenutzt haben

Mit dem Release von Mortal Kombat 11 vor zwei Wochen erhielt NetherRealm Studios viel Aufmerksamkeit. Allerdings sollen bei der Entwicklung Crunch und Mobbing das Arbeitsumfeld geprägt haben.

So wie bei den Vorgängern des aktuellen Titels, kam es auch bei Mortal Kombat 11 wieder zu Crunch-Zeiten So wie bei den Vorgängern des aktuellen Titels, kam es auch bei Mortal Kombat 11 wieder zu Crunch-Zeiten

Kurz nach der Veröffentlichung von Mortal Kombat 11 steht der Entwickler nun in der Kritik. Vier frühere Mitarbeiter kreiden die schlechte Arbeitsbedingungen bei der Entwicklung an.

In Interviews mit USgamer sprachen die Ex-Entwickler von NetherRealms Studios über ihr Arbeitsumfeld. Sie hatten an Titeln wie Mortal Kombat X und Injustice 2 mitgearbeitet und berichten über Niedriglohn, Crunch-Zeiten und eine Behandlung wie »Menschen zweiter Klasse«. Viele haben Angst offen über die Konditionen zu sprechen, da sie fürchten, dann keinen Fuß in der Industrie mehr fassen zu können. Gerade im mittleren Westen der USA ist die Spieleindustrie eher klein aber vernetzt, und NetherRealm ist eines der größten Studios der Gegend.

Unter Mindestlohn

Ein Betroffener berichtet, dass er für 12 Dollar - den gesetzlichen Mindestlohn in Chicago - gearbeitet hat, aber Mitarbeiter des Art-Teams teilweise nur 11 Dollar geboten bekamen. Gerade junge Absolventen, die in NetherRealm ihren ersten Arbeitgeber für AAA-Titel finden, seien betroffen. Sie nehmen die schlechte Bezahlung an und erhoffen sich im Gegenzug eine spätere Übernahme, wenn ihre befristeten Verträge auslaufen, wie sie im Interview mit USgamer mitteilten.

"Wir alle hatten die Hoffnung, fest angestellt zu werden, sobald unsere Verträge auslaufen."

Bei den Wenigsten wird so ein Vertrag allerdings verlängert. Wie auch in anderen Branchen werden solche Verträge durch neue befristete ersetzt oder der Mitarbeiter ausgetauscht.

Immer häufiger äußern sich ehemalige Mitarbeiter verschiedener Studios zu ihren Arbeitsbedingungen. Viele äußern sich aber auch nicht, aus Angst, zukünftig schlechtere Job-Chancen zu haben. Immer häufiger äußern sich ehemalige Mitarbeiter verschiedener Studios zu ihren Arbeitsbedingungen. Viele äußern sich aber auch nicht, aus Angst, zukünftig schlechtere Job-Chancen zu haben.

Crunch an der Tagesordnung

Wie bei vielen anderen Studios zuvor und in der Game-Industrie leider oft üblich, gab es auch bei NetherRealm Studio die Crunch-Zeiten. Viele der Mitarbeiter arbeiteten demnach teilweise bis zu 70 Stunden in der Woche, da sie durch die schlechte Bezahlung kaum ihren Lebensunterhalt decken konnten. Ein ehemaliger Mitarbeiter drückte das wie folgt aus:

"Ich hatte mit meinem Gehalt kaum genug, um über die Runden zu kommen und war auf den Crunch angewiesen, um etwas zusätzliches Einkommen zu haben."

Im Interview mit Variety berichtet ein Mitarbeiter, dass zu Beginn des Jahres 60-70 Stunden in der Woche gängig waren. Schlechte Kommunikation und falsches Management haben viel dazu beigetragen, aber auch ein Marketing-Event für Mortal Kombat 11 warf die Arbeiten weit zurück.

James Longstreet ließ sich kürzlich in einem Tweet über die fehlende Wertschätzung im Unternehmen aus und äußerte sich zu den Bedingungen, unter denen er Mortal Kombat 9 mitentwickelt hat.

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Mobbing

Aber auch unter den Kollegen läuft nicht alles fair ab. Das Hierarchie-Verhältnis zwischen dem Management, Festangestellten und Leiharbeitern hat sich nach Angaben ehemaliger Mitarbeiter zur festen Firmen-Kultur entwickelt. Festangestellte nahmen sich zum Beispiel raus, über die Pausen der Leiharbeiter zu entscheiden. Auch wurde hinter deren Rücken gelästert und gerade weibliche Mitarbeiter sollen mit unangemessenen Spitznamen betitelt worden sein, berichtet ein Ehemaliger.

"Viele Spitznamen für Frauen waren pervers und widerwärtig."

Auch Injustice 2 scheint nicht unter idealen Arbeitsbedingungen entstanden zu sein. Gerade Frauen haben es nicht leicht. Auch Injustice 2 scheint nicht unter idealen Arbeitsbedingungen entstanden zu sein. Gerade Frauen haben es nicht leicht.

Nach einem Leak zu Injustice 2 wurden Zeitarbeiter zu einem Meeting beordert, wo sie nach eigenen Angaben angeschrien und eingeschüchtert worden seien. Auch Drohungen über rechtliche Konsequenzen und ein Blacklisting wurden ausgesprochen. Allerdings wurden nur die Leiharbeiter zum Sündenbock erklärt, Festangestellte standen wohl nicht unter Generalverdacht.

Mittlerweile hat sich das Studio zu den Anschuldigungen geäußert. Auf Anfrage von Variety gab der Entwickler folgendes bekannt:

"Bei NetherRealm Studios schätzen und respektieren wir alle unsere Mitarbeiter und legen hohen Wert auf eine positive Arbeits-Erfahrung. Als ein chancengleicher Arbeitgeber befürworten wir Diversität und arbeiten ständig daran, Crunch-Zeiten für unsere Angestellten zu reduzieren. Wir gehen allen Anschuldigungen nach, da wir solche Angelegenheiten sehr ernst nehmen und immer an einer Verbesserung unseres Arbeitsumfelds arbeiten. Es gibt vertrauliche Wege für Mitarbeiter ihre Anliegen und Probleme mitzuteilen. "

NetherRealm ist nicht das einzige Studio, bei dem die Arbeitsbedingung ehemaliger Mitarbeiter zufolge schwer erträglich sein sollen. Erst kürzlich standen Bioware und Epic mit Crunch und Stress in der Kritik.

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