Seit es grafische Computerspiele gibt, wollen sie »wie Filme« sein.
Der große Bruder Film dient Spielen seit jeher auf vielfältige Art und Weise als sehnsuchtsvoll verehrter Ideengeber: Die Action soll krachen wie im aktuellen Blockbuster-Kino, die Handlung »filmisch« erzählt werden und immer wieder sorgen sogar technische Eigenheiten wie etwa der im Videospiel eigentlich völlig überflüssige Lensflare-Effekt für optisch maximale Ähnlichkeit zum älteren Medium.
Wenn man allerdings von einem Spiel sagt, es sei »wie ein Film«, meint man das meistens anerkennend; wer aber sagt, ein Film sei »wie ein Videospiel«, spricht damit in den meisten Fällen eher kein Kompliment aus. Dabei ist der Vergleich eigentlich unsinnig.
Spiele, das interaktive Medium, sind etwas ganz Eigenes, Neues. Ja, durch ihre aktive Einbeziehung des Publikums werden sie niemals genau so konzentriert erzählen können wie das vom Regisseur minutiös auf Effekt getrimmte Filmkunstwerk. Meist spielt in ihnen Wiederholung eine große Rolle und allein die Tatsache, dass sie eine gewisse spielerische Freiheit bieten müssen, verträgt sich mit der linearen Struktur des Mediums Film eher schlecht als recht.
Das heißt allerdings nicht, dass sich in Spielen nicht doch formale, inhaltliche und atmosphärische Verwandtschaften mit großem Effekt zur Anwendung bringen lassen. Wer meint, Mega-Blockbuster wie Detroit: Become Human wären in dieser Hinsicht unübertroffen, sollte sich Paratopic ansehen.
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Der Autor
Rainer Sigl spielt seit den Tagen des C64 und spricht und schreibt seit über einem Jahrzehnt über Videospiele, unter anderem für den österreichischen Radiosender FM4 und die Tageszeitung Der Standard. Der Indiepocalypse ist seiner Ansicht nach nur mit beherzter Kuratorenschaft beizukommen. In der Reihe »Pile of Fame« gräbt Rainer exklusiv für Gamestar-Plus-Leser daher im täglich wachsenden Spieleberg nach Perlen, die wir bislang übersehen haben. Vorschläge und Anregungen gerne an [email protected], Stichwort: Pile of Fame.
Low-Poly Lynch
Auf den ersten Blick könnte man meinen, im letzten Jahrtausend gelandet zu sein, so retro ist das Indie-Horrorspiel in Sachen Grafik. Der Low-Poly-Stil zitiert die Ära der ersten PlayStation, doch das ist nicht nur fehlendem Budget geschuldet, sondern durchaus künstlerische Absicht.
Dass es keine Hochglanzgrafik zu sehen gibt, vergisst man aber schnell, denn Paratopic versteht es von der ersten Szene an, seine Spielerinnen und Spieler in eine ebenso bizarre wie faszinierende Parallelwelt zu entführen, die nicht zufällig an das filmische Werk der großen Regisseure David Lynch, David Cronenberg und Quentin Tarantino erinnert.
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