Wie ausgerechnet Pilze künftig für grünere Elektronik sorgen sollen

Die meisten Computerchips heutzutage benutzen Silizium oder Kunststoffe als Basis. Ein Forscherteam aus Österreich arbeitet an einer Lösung, die weitaus ökologischer ist.

Können bestimmte Pilzsorten in Zukunft für grünere Elektronik sorgen? Können bestimmte Pilzsorten in Zukunft für grünere Elektronik sorgen?

Moderne Mikrochips sind schlecht recyclebar und landen oft im Elektromüll. Daran sind nicht nur die Chips selbst Schuld. Auch die als Substrat bezeichneten Fläche, auf der die Mikrochips sitzen, besteht vor allem aus Silizium und Kunststoff - beide sind nicht dafür bekannt, schnell abgebaut werden zu können.

Ein österreichisches Forscherteam rund um Martin Kaltenbrunner von der Johannes-Kepler-Universität in Linz haben nach Alternativen gesucht, die ökologischer und langlebiger sind. Fündig wurden sie bei einem Pilz.

Ist die Zukunft der Mikrochips fungal?

Der Pilz wird im Japanischen Reishi genannt, was übersetzt etwa göttlicher Pilz bedeutet. In China nennt man ihn Ling Chi, Baum-des-Lebens-Pilz. Während er in ostasiatischen Ländern oft in der traditionellen Medizin zum Einsatz kommt, sieht der auch bei uns heimische Pilz hierzulande keine große Verwendung. Auch der Name ist bei uns weitaus weniger mythisch: Glänzender Lackporling

Der Glänzende Lackporling ist ein asiatisches Heilmittel und vielleicht bald die Zukunft der Computerchips (Bild: Wikimedia - Eric Steinert, CC BY-SA 3.0) Der Glänzende Lackporling ist ein asiatisches Heilmittel und vielleicht bald die Zukunft der Computerchips (Bild: Wikimedia - Eric Steinert, CC BY-SA 3.0)

Der Pilz wächst auf älteren Hölzern und bildet dabei eine Haut um seine Myzelien, um diese zu schützen. Letzteres werden auch als Pilzgeflecht bezeichnet und sind stark vereinfacht ausgedrückt die Wurzeln eines Pilzes.

Die bei dem Lackporling gefundene Myzelien-Haut konnten Kaltenbrunner und sein Team nicht auf anderen Pilzen finden. Nach dem Extrahieren und Trocknen wies sie Eigenschaften auf, die sich perfekt für die Nutzung als Substrat für integrierte Schaltkreise eignen könnten. Sie isoliert gut, ist flexibel, widersteht Temperaturen bis zu 200° Celsius und ist in etwa so dick wie Papier. 

Ein Prototyp mit einem Näherungssensor, der auf der Pilzhaut installiert wurde (Bild: science.org) Ein Prototyp mit einem Näherungssensor, der auf der Pilzhaut installiert wurde (Bild: science.org)

Kaltenbrunner geht davon aus, dass die Pilzhaut mehrere hundert Jahre überstehen kann, wenn sie vor UV-Licht und Feuchtigkeit geschützt bleibt. Das würde bedeuten, dass die Chips jedes elektrische Gerät, in dem sie zum Einsatz kommen, überdauern würden.

Außerdem ist die Pilzhaut nach nur etwa zwei Wochen in der Erde vollständig zersetzt. Im Vergleich dazu benötigt Silizium schätzungsweise 50 bis 500 Jahre.

Obwohl die Myzelien-Haut des Pilzes sehr langlebig ist, hoffen die Forscher, dass das Pilz-Substrat in Batterien für kurzlebige elektrische Geräte wie Bluetooth-Trackern zum Einsatz kommt. So könnte man die Menge an produzierten Elektromüll verringern.

Übrigens ist Elektromüll nur eines von vielen Problemen, dass unsere Umwelt plagt. Frankreich will ab nächstes Jahr, mit einem Großaufgebot an Solarzellen, grüner werden. Mehr dazu könnt ihr hier nachlesen:

Wie findet ihr das Vorhaben der Forscher? Glaubt ihr, dass Pilze schon bald als Mikrochip-Substrat zum Einsatz kommen könnten? Schreibt es uns gerne in die Kommentare!

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