Einigkeit zwischen einem Wirtschaftszweig und der Politik herrscht selten. Die Interessen zwischen gewinnorientierten Unternehmen auf der einen und wählerorientierten Regierungsorganen auf der anderen Seite überlagern sich vielleicht für einige Augenblicke, doch so ganz verstehen können sie einander wohl nie. Beim Thema Förderung können sich beide Parteien jedoch sehr nahekommen, sich besser kennenlernen und profitieren finanziell im besten Fall sogar davon.
So bekommt die Wirtschaft Hilfsmittel zur Seite gestellt, um Defizite abzubauen und die Politik erhält die investierte Summe im Nachgang bei der Steuerabrechnung zurück. Bezogen auf die deutsche Games-Branche scheint der hiesige Markt dafür prädestiniert. Ausländische Hersteller nehmen Milliarden Euro ein und erfreuen sich an kaufwilligen Videospielfans.
Werden Spiele-Produktionen wirklich immer teurer? Plus-Report zum Millionengeschäft
Deutsche Entwickler reden sich wiederum schon seit einer ganzen Weile für mehr Förderung den Mund fusselig, damit man irgendwann den französischen, britischen oder kanadischen Kollegen ebenbürtig gegenübertreten kann. Denn große Produktionen erfordern auch viel Geld. Aus den eigenen, eng geschnürten Finanzierungsplänen der deutschen Entwickler lassen sich kaum weitere Euros herausquetschen, und große Publisher-Deals sind den Allerwenigsten vorbehalten.
Deutschland besitzt im Gegensatz zu den USA keine milliardenschweren Videospielkonzerne mit lockerem Geldbeutel. Förderung ist für viele hiesige Entwickler eine entscheidende Finanzstütze. Die Reaktionen auf den diesjährigen Computerspiel-Gewinner Witch It zeigen aber auch: Mit der derzeitigen Fördersituation erreicht man kaum die Produktionsqualität der internationalen Konkurrenz, die zwangsläufig zum Vergleich hergezogen wird. Will man diese Gegenüberstellung in Zukunft auch mal gewinnen, braucht es neue Instrumentarien.
Für einen umfassenden Eindruck des derzeitigen Status Quo holten wir Statements verschiedener Branchenvertreter und Politiker ein. Dabei kristallisiert sich die schwierige Lage heraus, in der sich deutsche Videospiele immer noch befinden. Zum einen streift die Branche langsam ihr Rumpelimage ab und wird von der politischen Sphäre als ernsthafter Kulturgenerator akzeptiert. Auf der anderen Seite will man ihr noch nicht die nötigen Mittel zur Verfügung stellen und blickt mit Argwohn auf eine grenzenlose Förderung, in der man so gut wie kein Mitspracherecht hätte.
Bundesregierung will einen Förderfonds
Eine Studie der Hamburg Media School aus dem Jahr 2015 setzte den Förderanteil eines Landes mit dessen Entwicklungskosten aller dortigen Videospielproduktionen in Relation. Laut den geschätzten Werten betrug der Förderanteil in Frankreich 9,2 Prozent, in Großbritannien 11,4 Prozent und in Kanada 18,1 Prozent. Deutschland erreichte mickrige 0,7 Prozent.
Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung wurde nun zum ersten Mal explizit von einem deutschen Games-Fonds gesprochen. Der Verband der deutschen Games-Branche, game, liebäugelte schon länger mit einem bundesweiten Fördersystem und nahm im April 2018 die Games Week Berlin zum Anlass, einen ersten Entwurf zur Diskussion zu stellen.
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