Port Royale 4 wirft das Spielprinzip in einem Punkt komplett über den Haufen

Eine neue Wirtschaftssimulation? Das freut deutsche PC-Spieler! Und dann auch noch ein Nachfolger, der das größte Manko der Vorgänger in einen potenziellen neuen Spaßfaktor verwandelt? Da applaudieren auch wir von GameStar!

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Port Royale 4 hat eine faustdicke Überraschung im Gepäck - und ein paar kleinere Neuerungen, die mindestens ebenso vielversprechend klingen. Auf der gamescom sahen wir eine Preview-Fassung. Hat dieses Spiel das Zeug, Aufbaustrategen und Fans von Wirtschaftssimulationen gleichermaßen zu begeistern? Port Royale 4 hat eine faustdicke Überraschung im Gepäck - und ein paar kleinere Neuerungen, die mindestens ebenso vielversprechend klingen. Auf der gamescom sahen wir eine Preview-Fassung. Hat dieses Spiel das Zeug, Aufbaustrategen und Fans von Wirtschaftssimulationen gleichermaßen zu begeistern?

Ich liebe Sid Meier's Pirates! Als Freibeuter die Karibik erkunden, mit meinem Schiff Wind und Wetter trotzen, von einer Insel zu nächsten schippern - Pirates! erzeugt einen sagenhaft süchtig machenden Sog, der mich auf der Suche nach neuen Schätzen nicht loslässt. 23 Jahre später, im 3. Quartal 2020, soll ein Spiel diesem Freibeuter-Spaß wieder nahe kommen: Port Royale 4.

Aber es gibt zwei Haken an der Sache: Erstens ist Port Royale 4 vorrangig eine Wirtschaftssimulation und zweitens finden die Seeschlachten hier Zug um Zug statt. Oder sind das doch eher positiv hervorzuhebende Punkte?

Auf der gamescom gab's eine Pre-Alpha-Version des neuen Karibikspiels von Kalypso Media und Gaming Minds Studios zu sehen. Wir waren vor Ort, schauten den Entwicklern über die Schulter und ziehen ein positives Fazit: Handelsrouten und Hexfelder - das sieht nach einer überraschend gelungenen Mischung aus!

Making of Pirates! - Was die Freibeuter-Mär so besonders machte

Hexfelder und Schlachtschiffe: Die Schlachten in Port Royale 4 ähneln jetzt stark den Taktik-Gefechten aus Das Schwarze Auge: Blackguards. Jede Einheit darf sich pro Zug einmal bewegen und einen Feind angreifen. Hexfelder und Schlachtschiffe: Die Schlachten in Port Royale 4 ähneln jetzt stark den Taktik-Gefechten aus Das Schwarze Auge: Blackguards. Jede Einheit darf sich pro Zug einmal bewegen und einen Feind angreifen.

Das Kampfsystem von Port Royale 4: Pirates!+XCOM

Maximal 20 Schiffe nehmen an einer Seeschlacht in Port Royale 4 teil, zehn pro Seite. Wenn ein am Kampf beteiligter Konvoi aus mehr Schaluppen besteht, wählt der Spieler vor Gefechtsbeginn seine Einsatztruppe aus. 18 Schiffstypen gibt es; von der schnellen Barke, die auf Knopfdruck Brandteppiche auf den Wellen auslegt, bis zur fetten Galeone mit ihrem verstärkten Rumpf, quasi der MMO-Tank der Meere.

Gesteuert werden diese nicht mehr mit hektischen Klicks in Echtzeit - stattdessen habt ihr in Port Royale 4 erstmals alle Zeit der Welt. Ein sechseckiges Wabenmuster erscheint zu Kampbeginn, Schiffe können darauf geradeaus fahren oder quer und schräg kreuzen. Spieler- und Feindschiffe sind abwechselnd dran. Für Angriffe mit Kanonen wie Entermanöver müsst ihr eure Boote unmittelbar neben einen Angreifer bugsieren.

Würze bringen die Kapitänstaktiken ins Spiel: aktive Spezialfähigkeiten wie das Reparieren von Schäden oder besonders gewiefte Manöver, die pro Gefecht nur eine bestimmte Anzahl von Ladungen besitzen. Aber nur weil ihr einen Konvoi mit Schiffen kommandiert, habt ihr nicht automatisch Zugriff auf die Kapitänsfähigkeiten.

Port Royale 4 wird rundenbasiert - »In Echtzeit waren die Kämpfe zu hektisch« Video starten PLUS 8:58 Port Royale 4 wird rundenbasiert - »In Echtzeit waren die Kämpfe zu hektisch«

Denn die See-Kommandanten sind in Port Royale ein rares Gut - zehn Stück dürft ihr im Endgame maximal rekrutieren, auch wenn ihr zu diesem Zeitpunkt bereits viel mehr Konvois besitzt. Also gilt es, die Kapitäne clever dort einzusetzen, wo sie am ehesten einen Unterschied machen. Logisch, dass sie mit der Zeit auch an Erfahrung gewinnen; in ihrem Talentbaum schaltet ihr weitere Fähigkeiten frei.

Wer keine Lust auf die nun etwas behäbigeren, aber im Vergleich zu Port Royale 3 faireren und einfacher zu balancierenden Rundenkämpfe hat (endlich kann der Spieler die KI nicht mehr durch ewiges Umkreisen langsamer Schiffe austricksen), überlässt die Berechnung der Gefechte dem Computer. Damit verzichtet ihr aber auf den Einsatz der Kapitänstaktiken.

Daher ist es sinnvoll, einen engen Kampf zwischen gleichstarken Flottenverbänden selbst anzufangen, den Gegner zu dezimieren und dann die KI »aufwischen zu lassen«, wie es der Entwickler auf der gamescom nennt. Denn auch ein bereits begonnenes Gefecht lässt sich noch nachträglich in den automatischen Modus mit Sofortberechnung versetzen.

Die Spielwelt von Port Royale 4 basiert auf Satellitendaten, die sogar Unebenheiten im Meeresboden der Karibik erfasst haben. Allerdings haben die Entwickler Änderungen vorgenommen, wo es Gameplay-Zwänge nötig machten. Die Spielwelt von Port Royale 4 basiert auf Satellitendaten, die sogar Unebenheiten im Meeresboden der Karibik erfasst haben. Allerdings haben die Entwickler Änderungen vorgenommen, wo es Gameplay-Zwänge nötig machten.

Multikulti in der Karibik

Die neuen Rundenkämpfe werden in Port Royale 4 aber wie angedeutet nur einen ganz kleinen Teil der Spielzeit einnehmen. Denn vorrang geht's hier um Aufbau und Handel. Zu Beginn entscheidet ihr euch für einen von vier Charakteren (Abenteurer, Händler, Freibeuter oder Pirat) mit je zwei Stärken und einer Schwäche.

Parallel dazu steht die Fraktionswahl an, in der Karibik des 16. Jahrhunderts seid ihr für die Seefahrernationen England, Spanien, Frankreich oder Niederlande unterwegs, alle jeweils mit einer Besonderheit wie geringeren Baukosten oder besseren Angriffs- und Verteidigungswerten der Kriegsschiffe.

Vier Charaktere stehen zu Beginn zur Wahl. Aber selbst mit dem Hintergrun Pirat ist man immer einer der vier Fraktionen zugehörig. Vier Charaktere stehen zu Beginn zur Wahl. Aber selbst mit dem Hintergrun Pirat ist man immer einer der vier Fraktionen zugehörig.

Danach heißt es, mit dem popeligen Anfangsschiff ein Handelsimperium aufzubauen - entweder in der Story-Kampagne oder im Freien Spiel. Die Sandbox-Natur von Port Royale 4 lässt euch dabei wie gewohnt alle Freiheiten, ein Vergleich mit dem Mittelalter-Rollenspiel Mount & Blade 2: Bannerlord ist gar nicht weit hergeholt.

Jede der rund 60 Siedlungen produziert maximal vier Waren, die es clever zu verschiffen gilt. Das dynamische Wirtschaftssystem berechnet die Preise dabei anhand von Angebot und Nachfrage - »da wird nicht gecheatet«, wie uns Creative Director Daniel Dumont im Interview zu Port Royale 4 versichert.

Port Royale 4 - Screenshots ansehen

Städte wachsen mit der Zeit, denn anders als im Kampf läuft die Uhr auf der Weltkarte von Port Royale 4 unentwegt, von der Pausefunktion mal abgesehen. Nach einer Weile könnt ihr in den Siedlungen selbst als Bauherr aktiv werden, auch dabei zeigt ein Wabengitter mögliche Bauplätze an. Clever: Alle Betriebe, Wohnviertel oder Gemeinschaftsgebäude wie Krankenhaus und Kirche haben diesmal negative wie positive Auswirkungen auf Nachbarzellen.

Eine Bananenplantage etwa verschlechtert die Stimmung in den angrenzenden Häusern der Bewohner, profitiert aber von der Nähe der Arbeitskräfte. Diese Wechselwirkungen sollen den Aufbaupart von Port Royale 4 gehörig aufmöbeln. Richtig clever: Eine Vorschaufunktion zeigt mit farbigen Plättchen an, wie ideal eine geplante Bauposition für das ausgewählte neue Gebäude ist.

Die verschiedenen Boni und Mali angrenzender Gebäude werden zusammengerechnet - wenn am Ende ein lachender Smilie dabei herauskommt, geht's der Bevölkerung gut, das hat einen positiven Effekt auf die Produktivität. Die verschiedenen Boni und Mali angrenzender Gebäude werden zusammengerechnet - wenn am Ende ein lachender Smilie dabei herauskommt, geht's der Bevölkerung gut, das hat einen positiven Effekt auf die Produktivität.

Je mehr Städte ihr im Namen der Krone verwaltet (oder im Kampf mit feindlichen Nationen annektiert), umso anspruchsvoller soll das Gameplay werden, denn dann kommt es zunehmend darauf an, die richtige Zusammenstellung der produzierenden Gewerbe festzulegen und Ressourcen zu Produktionsbetrieben zu verschiffen (etwa Weizen zur Brauerei), um Fertigwaren anschließend gewinnbringend zu verkaufen. Allerdings müssen höherwertige Warenketten erst durch den Kauf einer Konzession beim Vizekönig der Region freigeschaltet werden, das funktioniert ähnlich wie in einem Forschungsbaum.

Jede Stadt verfügt über eine maximale Ausdehnungsfläche, symbolisiert durch die Grenze der Hexfelder. Jede Stadt verfügt über eine maximale Ausdehnungsfläche, symbolisiert durch die Grenze der Hexfelder.

Tausche Mais gegen Baumwolle

Der gierige Vizekönig, vor dem ihr in Port Royale 4 katzbuckelt, lässt sich aber nicht nur die Konzessionen für die Produktion von Tuch, Bier oder Vasen versilbern. Nein, auch neue Kapitänskomissionen kauft ihr bei dem Halsabschneider - und Handelslizenzen. Für. jede. einzelne. Stadt. Man kann das Geld in Port Royale 4 gar nicht schnell genug scheffeln, wie der Vizekönig eurer gewählten Nation es sich in die Taschen stopft. Was vermutlich eine gar nicht so unrealistische Abbildung der damaligen Verhältnisse ist ...

Rund 60 Siedlungen gibt's in der Karibik von Port Royale 4. Neue Städte gründen dürft ihr nicht, wohl aber feindliche angreifen und der eigenen Fraktion zuschlagen. Rund 60 Siedlungen gibt's in der Karibik von Port Royale 4. Neue Städte gründen dürft ihr nicht, wohl aber feindliche angreifen und der eigenen Fraktion zuschlagen.

Wenn ihr Waren, Schiffe und die Erlaubnis habt, andere Häfen anzulaufen, geht es an die Routenplanung. Und hier zeigt sich Port Royale 4 innovativ: Das Spiel berechnet Distanz und Dauer einer mit wenigen Klicks zusammengestellten Handelsroute nicht nur in Echtzeit, auf der Weltkarte werden euch auch die Windrichtung, Untiefen und Meeresströmungen angezeigt.

Diese Windkarte verändert sich dabei nur selten, etwa wenn ein Sturm aufzieht, und gibt euch eher einen Überblick über die generellen Verhältnisse in der Karibik statt eine jederzeit aktuelle Wettervorhersage. Die Entwickler begründen das damit, dass es sonst zu stressig für den Spieler würde, wenn er alle paar Minuten nachschauen müsste, ob sich der Wind gedreht hat. Aber auch so wirkt die Routenplanung in Port Royale 4 um einiges komplexer als in vergleichbaren Wirtschaftssimulationen.

Klar, ihr könnt einfach mehrere Städte anklicken, den Handel mit bestimmten Waren der Automatik überlassen, ein Schiff zuweisen und fertig ist die Handelsroute. Aber wer auch nur ein bisschen Ehrgeiz hat und größere Profitmargen erzielen will, dringt tiefer in die Materie ein.

Wer nicht der Automatik vertraut, stellt für jeden Konvoi einzeln ein, welche Waren wo ein- und verkauft werden sollen (links). Auf der Windkarte könnt ihr die Route zurechtziehen, Änderungen verändern in Echtzeit die berechnete Ingame-Dauer (rechts).

Wie bei Google Maps könnt ihr Teilstücke der Route mit Klicken und Ziehen der Maus verschieben, etwa um ein für Flauten bekanntes Gebiet zu vermeiden oder auf dem Rückweg eine starke Strömung auszunutzen. Und wenn ihr kleine Segler verwendet, lohnt es sich, so nah wie möglich an der Kiste entlang zu kreuzen, wo dicke Handelsplötte mit viel Tiefgang auflaufen würden. So könnt ihr zum Beispiel auch bekannte Piratennester umfahren.

Beim An- und Verkauf der Ware ist ebenfalls ein waches Auge gefragt: Ein Schieberegler zeigt direkt an, ob sich eine Ladung beim verlangten Stückpreis lohnt. Wer seinem Konvoi anweist, die Warenhäuser leerzukaufen, der zahlt nicht nur drauf, sondern ruiniert auch sein Ansehen, etwa wenn er den Siedlern kein Brot übrig lässt.

Konzessionen müssen ebenso wie Handelslizenzen mit viel Geld gekauft werden. Konzessionen müssen ebenso wie Handelslizenzen mit viel Geld gekauft werden.

Besondere Spannung verspricht das dynamische Wirtschaftssystem, bei dem Piratenüberfälle, in Stürmen verloren gegangene Prisen oder Seuchen für eine Verknappung und sprunghaft steigende Preise sorgen können. In diesem Umfeld reich zu werden, ist schon ein Kampf für sich. Auch wenn der nicht auf einem Hexfeld ausgefochten wird.

Für Port Royale 4 ist ein Release im 3. Quartal 2020 geplant - auf PC, PS4 und XBox One. Die Version für Nintendo Switch folgt zu einem späteren Zeitpunkt.

In Transport Fever 2 verlegt ihr ganz andere Routen - Preview

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