Review-Bombing: Aktueller Fall zeigt, warum Metacritic anfälliger ist als Steam

Offenbar lassen sich Reviews auf Metacritic schon von einzelnen unzufriedenen Nutzern stark beeinflussen. Braucht die Seite ein ähnliches System wie Steam?

Der Action-Plattformer Kunai wurde laut Entwickler Opfer von Review-Bombing. Der Action-Plattformer Kunai wurde laut Entwickler Opfer von Review-Bombing.

Der Metascore des Metroidvanias Kunai ist laut Entwickler TurtleBlaze (via Gamasutra) an einem Tag von 8,1 auf 1,7 gefallen. Das Studio gibt einem einzigen Review-Bomber die Schuld. Dieser Fall wirft nun Fragen darüber auf, ob Metacritic strengere Richtlinien bei seinem Review-System benötigt.

Was ist Review-Bombing? Verteilen Nutzer absichtlich schlechte Kritiken, die nichts oder nur wenig mit dem eigentlichen Spiel zu tun haben, um die Gesamtwertung zu drücken, spricht man von gezieltem Review-Bombing.

Was ist passiert? Review-Bombing kommt bei Metacritic normalerweise bei kontrovers diskutieren Spielen - wie zum Beispiel jüngst Warcraft 3: Reforged - auf, das deshalb auf den niedrigsten PC-Userscore auf Metacritic überhaupt rutschte. Das ist beim relativ unbekannten Kunai allerdings nicht der Fall.

Der Entwickler macht einen einzigen Review-Bomber dafür verantwortlich. Der hat ein mittlerweile gelöschtes Statement dazu auf Reddit veröffentlicht, das über einen Screenshot festgehalten wurde. Er erklärt dort, wie er im Alleingang den Userscore des Taktik-Shooters Insurgency: Sandstorm von 8,1 auf 3,6 reduziert habe. Danach habe er per Zufall Kunai ausgewählt und ebenfalls attackiert.

Kunai ist übrigens auch Teil unserer Geheimtipps im Februar, falls ihr euch ein richtiges Bild vom actionreichen Robo-Ninja-Plattformer machen wollt:

Review-Bombing bei Metacritic offenbar sehr einfach

Dazu nutzte er laut eigenen Angaben hunderte Wegwerf-Emails und -Accounts, über die er Wertungen (aber keine schriftlichen Kritiken) abgab. Seine Begründung für die Aktion klingt übrigens ziemlich absurd: Offenbar war er aufgebracht, weil eine seiner Lieblingsfiguren nicht im Anime zu Pokémon Sonne & Mond auftrat und wollte deshalb irgendwo Dampf ablassen, wo ein Effekt sichtbar wird. Zudem sei er bei der Aktion und beim Schreiben des Posts »high« gewesen.

Aktuell steht der Userscore von Insurgency Sandstorm weiterhin bei 4,0, während Kunai es zurück auf eine 7,3 geschafft hat. Da die Anzahl der Ratings bei Kunai insgesamt sehr gering ausfällt (Stand aktuell: 72), sind große Schwankungen natürlich deutlich leichter zu erzeugen. Ob Metacritic hier nachgeholfen hat, ist offiziell nicht bekannt, allerdings wahrscheinlich - der Entwickler gibt an, die Seite kontaktiert zu haben.

Auch wenn die ganze Geschichte ziemlich absurd wirkt, zeigt sie aber ein Problem von Metacritic: Es ist anscheinend sehr einfach für Gruppen oder gar Einzelpersonen Userscores gezielt zu beeinflussen und zu verfälschen. Valve hat bei Steam bereits Maßnahmen gegen solche Aktionen ergriffen und ist letztes Jahr schon 44 mal wegen Review-Bombing eingeschritten.

Zudem fehlen bei Metacritic im Vergleich zu Steam gewisse Hürden: Man muss nicht nachweisen, ein Spiel wirklich zu besitzen, von einer IP-Adresse aus können mehrere Reviews gepostet werden, zufällig generierte E-Mail-Adressen von Services wie Mailinator werden nicht blockiert und die Existenzdauer eines Accounts wird nicht überprüft, wenn er ein Spiel bewertet. Bleibt abzuwarten, ob die Seite in Zukunft auf ähnliche Sicherheitsmaßnahmen wie Valves Plattform setzt.

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