Vom Labor ins Spiel
Trotz Verschlüsselung und Codes gibt es keinen perfekten Kopierschutz. Hacker erstellen meist kurz nach Veröffentlichung eines Spiels »Cracks«: Illegale Mini-Patches, die den Schutz umgehen. Deshalb bringen die Firmen ständig neue Versionen ihres Kopierschutzes auf den Markt. »Wir entwickeln alle drei bis vier Wochen ein Securom-Update«, erzählt Stefan Podhajski. »Zudem beobachten wir die Hackerszene im Internet.« Auch die Hersteller von Starforce und Safedisc suchen so nach Sicherheitslücken. Neue Kopierschutz-Versionen prüfen die Firmen ausführlich. »Wie testen auf über 650 CD- und DVD-Laufwerken«, berichtet Podhajski. Starforce wiederum arbeitet mit dem russischen Testlabor von Nvidia zusammen. Erst wenn der Kopierschutz Hunderte erfolgreiche Tests durchlaufen hat, wird er zum Verkauf an Publisher freigegeben.
Verglichen mit den üblichen Spiele-Entwicklungskosten in Millionenhöhe ist ein Kopierschutz relativ günstig, die Securom-Lizenz für ein Projekt kostet pro vervielfältigter CD weniger als einen Euro. Die Verkaufsversion besteht meist aus einer Verschlüsselungssoftware, die Kontakt zu einem Server des Herstellers aufnimmt. Von dort holt sie sich die Algorithmen, mit denen die Exe-Datei codiert wird. Wer den Kopierschutz einbaut, unterscheidet sich von Spiel zu Spiel. Oft setzt der Publisher eigene Programmierer ein, seltener legen die Entwickler des Spiels Hand an. Der Kopierschutz wird der Gold Master hinzugefügt, der fertigen Fassung des Spiels, die später im Presswerk vervielfältigt wird. Welcher Kopierschutz zum Einsatz kommt, entscheiden die Produktmanager (die Schnittstellen zwischen Publisher und Entwickler) oder - wesentlich häufiger - der Entwicklungsleiter, der alle Projekte eines Unternehmens koordiniert.
Einige Firmen testen mehrere Kopierschutz-Marken in der QA-Abteilung (Quality Assurance =Qualitätssicherung), bevor sie eine auswählen. QA-Leiter Peter Oehler von CDV (Panzers Phase 2, Blitzkrieg) erzählt: »Wir wählen die Marke, die gerade die höchste Kompatibilität und Sicherheit bietet.« Andere Publisher nutzen Beziehungen: »Wir haben einen guten Draht zu einem Kopierschutz-Hersteller. Der liefert uns Versionen, die noch gar nicht offiziell erhältlich sind«, verrät ein Firmensprecher. Viele Unternehmen statten ihre Programme mit mehreren Schutzmechanismen aus. Dazu gehören auch provozierte Fehler; das raubkopierte Spiel läuft zwar, stürzt aber oft ab oder verhält sich seltsam. In illegalen Kopien von Siedler 3 etwa stellten Eisenschmelzen plötzlich Schweine her.
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