Seasons after Fall sieht auf den ersten Blick aus wie ein Jump & Run, ist in erster Linie aber ein Denkspiel. Wir steuern einen Fuchs mit einer ganz besonderen Fähigkeit: Der knuffige Protagonist kann jederzeit die Jahreszeit verändern. Und das sieht nicht nur toll aus, sondern hat auch einen Effekt auf die Spielwelt, die unterschiedlich auf die verschiedenen Jahreszeiten reagiert.
So Beispiel lässt der Frühling mit seinem strömenden Regen die Flüsse anschwellen, die beim Wechsel in den Winter gefrieren und sich so wesentlich leichter passieren lassen. Nur wer seine Umgebung clever manipuliert, entlockt dem Wald seine Geheimnisse. Gekämpft wird nicht, die Sprungpassagen sind eher zweitrangig. Trotzdem - oder gerade deswegen - macht das Spiel fast alles richtig.
Gänsehaut vorprogrammiert
Wir haben uns nicht nur auf den ersten Blick in die pelzige Hauptfigur und die magische Spielwelt verliebt - das Spiel klingt auch noch super! Die fantastische Hintergrundmusik, die leider viel zu selten spielt, untermalt das Geschehen perfekt. Die Geschichte über den verzauberten Fuchs und die Hüter des Waldes ist nicht furchtbar spannend, wird durch die fabelhaften Erzähler aber immerhin toll vermittelt.
Das geschieht wahlweise in deutscher, englischer oder französischer Sprache. Wahnsinnig viel Sprachausgabe gibt es zwar nicht, dafür klingt sie besser als in manchen Vollpreis-Titeln. So bekommen wir schon beim Spielstart Lust darauf, die recht offene Spielwelt zu erkunden. Wir können unseren Startpunkt in verschiedene Richtungen verlassen und bewältigen auf unserer Reise scheinbar unüberwindbare Hindernisse, indem wir die Jahreszeiten wechseln.
Zu Spielbeginn haben wir die Kontrolle über deren zwei, weshalb die ersten Puzzles keine große Herausforderung darstellen. So schießen an manchen Stellen im Spiel Wasserfontänen aus dem Boden. Beim Wechsel in den Winter frieren diese ein und werden zu hervorragenden Sprungplattformen. Stecken wir im Winter mal in einem Loch fest, aus dem es auf den ersten Blick kein Entkommen gibt, sprießen im Herbst übergroße Pilze, an denen man prima hochklettern kann.
Als wir schließlich auch Frühling und Sommer beherrschen, werden die Puzzles entsprechend komplexer. Der Schwierigkeitsgrad steigt recht langsam an, richtige Kopfnüsse sind eher die Ausnahme und begegnen uns erst gegen Spielende. Das soll aber gar nicht heißen, dass nicht ein paar clevere Highlights dabei sind. Dass unser Abenteuer gelegentlich ins Stocken kam, hing aber nicht immer mit den Puzzles zusammen.
Wo muss ich eigentlich hin?
Im Spielverlauf besuchen wir immer wieder mal bereits erforschtes Gebiet, beispielsweise, weil wir eine neue Jahreszeit freigeschaltet oder die Spielwelt durch ein Ereignis in der Handlung verändert haben. So öffnen wir verborgene Passagen und gelangen in Bereiche, zu denen wir zuvor keinen Zutritt hatten.
Das Spiel gibt zwar Hinweise darauf, wo diese Passagen zu finden sind, stößt uns aber nicht mit der Nase darauf. Beispielsweise zeigen Zwischensequenzen kurz, wenn irgendwo ein Teleporter auftaucht. Wer über kein fotografisches Gedächtnis verfügt, sucht aber erst mal eine Weile nach dem gezeigten Ort.
Eine Karte oder irgendwelche hilfreichen Markierungen fehlen nämlich. Manchmal gibt es auch einfach gar keinen Hinweis und man eiert eine Weile planlos durch die Gegend und probiert die Jahreszeiten durch, bis etwas passiert. Wer es nicht furchtbar eilig hat, mag sich daran nicht weiter stören. Stellenweise hätte es aber ruhig etwas intuitiver sein dürfen. Wer sich die Zeit nimmt und alles gründlich erforscht, wird mit Erfolgen und etwas mehr Story belohnt. Und ruhig angehen kann man es allemal - uns trachtet schließlich niemand nach dem Leben!
Die Action-Alternative: Ori and the Blind Forest im Test
Stress gibt's woanders
Tatsächlich besitzt der Fuchs weder Lebensanzeige, noch Trefferpunkte oder Munition. Die braucht er auch nicht, denn es gibt keine Gegner im Spiel. Selbst Abstürze aus großer Höhe steckt er locker weg. Landen wir trotzdem mal in einer der bodenlosen Gruben, die nur an ganz wenigen Stellen im Spiel existieren, wird unser pelziger Freund unbeschadet zurückgesetzt. Wer Lust auf Rätsel und das Erforschen der Welt hat, sich aber nicht gerne an Sprungpassagen wagt, sollte deshalb unbedingt einen Blick riskieren.
Enorm viel Geschicklichkeit erfordert Seasons after Fall ohnehin nicht, auch wenn Meister Reineke beim Richtungswechsel etwas träge und in hektischen Momenten manchmal etwas verzögert reagiert. Das ist kein Weltuntergang, die Steuerung ist aber auch nicht perfekt.
Klappt ein Sprung mal nicht auf Anhieb, schickt man den Protagonisten immerhin nicht in die ewigen Jagdgründe. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass Spieler, denen der Sinn mehr nach Action und Herausforderung steht, mit dem ebenfalls großartigen Ori and the Blind Forest besser beraten sind.
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