Shenmue 3 im Test - In der Vergangenheit schwelgen

Shenmue 3 ist, als würde man eine Zeitkapsel ausgraben: Es führt ansatzlos die Dreamcast-Vorgänger fort und bietet eine einzigartige, melancholische Reiseerfahrung.

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Shenmue 3 richtet sich an die Fans von damals. Shenmue 3 richtet sich an die Fans von damals.

Die Existenz von Shenmue 3 grenzt beinahe an ein Wunder. Fast zwei Jahrzehnte hat die Fortsetzung der Geschichte aus der Feder von Yu Suzuki auf sich warten lassen. Das Spiel ist daher vor allem für jene ein Geschenk, die die Hoffnung nach Teil 2 nie aufgegeben haben. Für diese Menschen ist die Serie zu allererst ein Gefühl - mit einer gehörigen Portion Nostalgie.

Passend dazu drücken uns gerade die ersten Kapitel des Spiels genau dieses Gefühl tief in die Rezeptoren: Shenmue 3 ist entschleunigt, altmodisch und manchmal sogar ziemlich kitschig. Gleichzeitig strahlt es einen rustikalen Charme aus, dem man sich nur schwer entziehen kann.

Meditativer als auf der Dreamcast

Dabei begann die Saga des jugendlichen Kampfkünstlers Ryo Hazuki damals mit dem Gedanken an Rache: Schon im ersten Teil (erschien auf der Dreamcast) will er den Mörder seines Vaters ausfindig machen. Seine Suche führt ihn in Teil 3 die chinesische Provinz Guilin, wo er das Mädchen Shenhua Ling trifft. Die ist ihm mysteriöserweise bereits in seinen Träumen erschienen. Und so entwickelte sich Shenmue von einer Rachegeschichte zunehmend zu einer spirituellen Reise mit esoterischer Note.

In Guilin scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Anzeichen von Moderne gibt es nur vereinzelt. Stattdessen dominieren traditionelle chinesische Bauwerke; von der bescheidenen Holzhütte bis hin zum altertümlichen Palast. Alles ist umgeben von Bergketten und üppigen Naturflächen. Das ist ein starker Kontrast zu den Vorgängern, denn da ging es noch durch die Betonschluchten Hongkongs oder durch die verwinkelten Gassen von Yokosuka, Ryos japanischer Heimatstadt. Ein romantischer, schwelgender Soundtrack mit chinesischen Instrumenten untermalt dabei das Geschehen. Ja, da kann man richtig Fernweh bekommen.

Shenmue wird von einer Rache-Story zu einer spirituellen Liebesgeschichte. Shenmue wird von einer Rache-Story zu einer spirituellen Liebesgeschichte.

Zwischen Komik und Mystik

Shenmue 3 steckt voller Widersprüche. Die Handlung ist mit all ihren Mythen und Mysterien spannend, aber sie wird vor allem durch zahlreiche skurrile Charaktere vorangetrieben. Ryo begegnet manchmal Personen, die durch ihre Überzeichnung wie Karikaturen wirken. Da ist zum Beispiel das spießige alte Ehepaar, das sich selbst über ein opulent eingerichtetes Hotelzimmer beschwert. Oder der obdachlose Kampfkunst-Meister, der Ryo erst einmal Hühner fangen lässt, bevor er seine Geheimtechnik preisgibt. Die englischen (oder wahlweise japanischen) Sprecher tragen ihre Dialoge bewusst mit übertriebener Betonung vor.

Kurioserweise werden die Begegnungen dadurch umso unterhaltsamer. Vor allem Ryo stellt herrlich naive Fragen zu offensichtlichen Dingen. Einmal fragt er Shenhua zum Beispiel, wo er das Sonnenblumenfeld beim Dorf finden könne. Trocken antwortet sie: »Naja, eben da, wo viele Sonnenblumen sind!« Klatscht man sich bei solchen Dialogen noch an die Stirn, wirken andere Gespräche regelrecht tiefsinnig. Vor allem, wenn Ryo mit älteren Menschen spricht, geben die schon einmal brauchbare Lebensweisheiten zum Besten. Diese sonderbare Mischung aus Kindlichkeit und Weisheit zeichnet eine lebendige Welt, bei der man nie weiß, was einen erwartet.

Noch mehr zu Spielwelt und Figuren erfahrt ihr in unserem Video-Fazit zur Release-Version:

Shenmue 3 - Fazit zur Release-Version des kleinen Open-World-Spiels Video starten 10:01 Shenmue 3 - Fazit zur Release-Version des kleinen Open-World-Spiels

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