Die Lootboxen von Spacebase Startopia sind ein Witz - einer von vielen

Ein neues Startopia wurde auf der gamescom angekündigt - falsch! Denn eigentlich ist Spacebase Startopia gar kein offizieller Nachfolger des Raumstation-Theme-Parks von 2001. Setting, Gameplay und Name sind aber dennoch gleich. Nur die Aliens heißen anders - und es gibt Lootboxen. Was ist da los?

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Überraschung bei unserer Preview zu Spacebase Startopia: Der vermeintliche Startopia-Nachfolger hat mit dem Originalspiel von 2001 gar nicht so viel zu tun wie gedacht. Warum das neue deutsche Aufbaustrategie-Spiel dennoch einen soliden Eindruck macht, lest ihr in der gamescom-Vorschau. Überraschung bei unserer Preview zu Spacebase Startopia: Der vermeintliche Startopia-Nachfolger hat mit dem Originalspiel von 2001 gar nicht so viel zu tun wie gedacht. Warum das neue deutsche Aufbaustrategie-Spiel dennoch einen soliden Eindruck macht, lest ihr in der gamescom-Vorschau.

Ob ich denn den Humor von Dungeons 2+3 genossen hätte, fragt mich Christian Wolfertsstetter, bevor er auf der gamescom mit der Präsentation von Spacebase Startopia startet. Mir schwant Übles und ich verneine. Der Creative Director von Realmforge Studios grinst: »Okay, dann wird das jetzt ein bisschen unangenehm für dich.«

Wolfertsstetter sollte Recht behalten. Genau wie bei der Dungeons-Serie der Münchener Strategiespiel-Entwickler gibt in Spacebase Startopia eine körperlose Erzählerstimme im Hintergrund ständig seine mehr oder weniger witzigen Sprüche zum Besten - für meinen Geschmack mehr weniger. Diesmal stammen die Kommentare von einer schnippischen KI, denn Spacebase Startopia spielt auf einer Raumstation.

Einer kreisrunden Raumstation, deren Donut-Design mir verdächtig bekannt vorkommt. Und dieser Name ... gab es da nicht schon mal ein Spiel namens Startopia? 2001 war das, als heutige Fortnite-Millionäre noch nicht einmal geboren waren und wir alle noch in D-Mark für Pappboxen bezahlten, in denen die Spiele auf CDs den Installationsvorgang erwarteten.

Gedankenblasen zeigen an, was den Aliens gerade durch den Kopf geht. Wenn das bei uns Menschen doch auch nur so einfach wäre! Wobei, in vielen Fällen müsste man die Gedankenblasen dann wohl mit schwarzen Balken zensieren. Gedankenbalken! Immer noch besser als ein Brett vorm Kopf, nehme ich an. Gedankenblasen zeigen an, was den Aliens gerade durch den Kopf geht. Wenn das bei uns Menschen doch auch nur so einfach wäre! Wobei, in vielen Fällen müsste man die Gedankenblasen dann wohl mit schwarzen Balken zensieren. Gedankenbalken! Immer noch besser als ein Brett vorm Kopf, nehme ich an.

Ja, klar, Spacebase Startopia ist genau wie dieses kommerziell wenig erfolgreiche, aber von Kritikern und Fans geliebte Aufbaustrategie-Spiel von damals. Wie in Dungeon Keeper strömen neue Bewohner auf meine Station (hier eben Aliens statt Untergrundbewohner), denen ich Unterkunft, Nahrung, Arbeit und Zerstreuung in selbst dekorierten Räumen zur Verfügung stelle, um ihre Zufriedenheit zu steigern.

Also entwickelt Realmforge nach so langer Zeit einen Nachfolger? Äh ... nein. Ja, Spacebase Startopia sieht aus wie das Original (okay, ein bisschen hübscher und zeitgemäß für 2019-Verhältnisse), es fühlt sich so an, es spielt sich exakt genauso - ja, verdammt, Spacebase Startopia hat sogar den Namen mit dem Aufbaustrategie-Spiel Startopia gemein!

Aber wie Christian Wolfertsstetter mir im Gespräch erläutert und Publisher Kalypso Media auf Nachfrage bestätigt, ist es kein offizieller Nachfolger zum beinahe gleichnamigen Aufbauspiel von vor 18 Jahren - obwohl das bei der Ankündigung jeder (inklusive GameStar) glaubte. Es handele sich lediglich um »ein von Startopia inspiriertes Spiel« - nirgendwo sonst zeigt sich das deutlicher als bei der Namensfindung.

Im Biodeck entspannen die Außerirdischen in ihrer eigenen Fauna, hier baut ihr auch Pflanzen an. Im Biodeck entspannen die Außerirdischen in ihrer eigenen Fauna, hier baut ihr auch Pflanzen an.

Spacebase Startopia: Alles wie früher - also fast

Es ist schon erstaunlich, wie nah sich dieser Klon an die Vorlage hält - fast fühlt man sich ein bisschen an unverhohlen kopierende Asia-MMOs erinnert, die World of Wurmcraft oder Final Funtasie heißen. Hallo deutsches Patentamt, ist das schon Markenschwindel oder nur ein genialer Marketing-Schachzug? Egal, wir nehmen es so, wie die KI-Begleiterin in Spacebase Startopia alles in einem nicht enden wollenden Bewusstseinsstrom kommentiert: mit Humor.

Aber halt, hinter diesem Spiel steckt mehr als nur blöde Witzchen. Mein Donut ... äh, meine Raumstation ist in mehrere Segmente wie Kuchenstücke unterteilt, die Anzahl variiert je nach Kampagnenmission oder Einstellung im Endlosspiel. Maximal sollen es am Ende wohl 24 werden - multipliziert mit drei pro Bereich übereinander angeordneten und mittels Aufzügen verbundenen Decks, die verschiedene Aufgaben erfüllen.

In der Disco geht nach Feierabend der Punk ab. Oder der Techno. Oder der Rock. Kommt auf die Laune des DJs an. Aber wenn der Rock abgeht, ist das natürlich nicht jugendfrei, daher Obacht! In der Disco geht nach Feierabend der Punk ab. Oder der Techno. Oder der Rock. Kommt auf die Laune des DJs an. Aber wenn der Rock abgeht, ist das natürlich nicht jugendfrei, daher Obacht!

Das Unterdeck ist für Industrie und stationsrelevante Systeme wie eine Recyclinganlage gedacht. Auf dem Spaßdeck geht die Party ab; Disco, Casino, Holo-Emitter oder Kunstgalerie beschäftigen die Einwohner in ihrer Freizeit. Im Biodeck schließlich malt ihr per Terraforming-Tools wie mit einem Pinsel die natürlichen Umgebungen der Aliens auf, damit die sich wohl fühlen. Vier Biome gibt es, in denen manche Bewohner sogar lieber schlafen als in den sterilen Wohnkasernen, die ihr für den Rest errichtet. Außerdem lassen sich hier Pflanzen und Nahrungsmittel anbauen.

Japanische Kapselhotels sind gar nichts dagegen: Statt zu duschen, marschieren Aliens in Spacebase Startopia durch diese Waschstraße (Mitte) und legen sich in Schlaf-Pods/aufrecht stehenden Särgen zu Bett (rechts). Willkommen in der Zukunft des Wohnens! Bald auch in einem Münchener Stadtviertel in deiner Nähe! Japanische Kapselhotels sind gar nichts dagegen: Statt zu duschen, marschieren Aliens in Spacebase Startopia durch diese Waschstraße (Mitte) und legen sich in Schlaf-Pods/aufrecht stehenden Särgen zu Bett (rechts). Willkommen in der Zukunft des Wohnens! Bald auch in einem Münchener Stadtviertel in deiner Nähe!

Es gibt zahlreiche unterschiedliche Alien-Arten, keine davon stammt natürlich direkt aus dem Startopia-Original - man will ja nicht wegen Diebstahl geistigen Eigentums verklagt werden. Aber jedes Individum, egal ob Weltraumkatze oder kleiner grüner Zwerg, darf angeklickt werden, um zum Beispiel seine Eignung für bestimmte Jobs in Erfahrung zu bringen. Außerdem seht ihr so eine Bedürfnisse - was waren seine letzten drei (positiven wie negativen) Erlebnisse an Bord, woran hapert's in der Station?

Das klare, übersichtliche Interface weist mit Warnhinweisen auf fehlende Räume hin, etwa eine »Waschstraße« für Aliens, das ist Realmforges Version einer Gemeinschaftsdusche. Abhilfe schafft ihr mit wenigen Klicks - neue Bauvorhaben legt ihr als Blaupausen an, anschließend wuseln kleine Roboter (Fuzzy-Droiden) zur Baustelle und ziehen das Gebäude hoch. Wem das zu lange dauert, kann die Fuzzys auch direkt aufnehmen und verteilen, das funktioniert wie bei den Imps in Dungeon Keeper.

Räume ziehe ich mit dem Mauszeiger auf, bestücke sie anschließend mit Objekten, etwa Wartestühlen und Diagnosegeräten in einer Arztpraxis. Das kostet mich Energie, die einzige Währung von Spacebase Startopia. Geht mir der Platz aus, öffne ich durch Einsatz einer großen Menge Energie Schotts, die mir Zugang zu weiteren Donut... äh, Kuchenstü... also weiteren Bereichen der Raumstation erlauben.

In diesem Katzen-Café ist die Katze König - und Kunde, denn es handelt sich um samtpfotige Alien-Bewohner eurer Raumstation, die einem Job nachgehen. Vermutlich als professioneller Eiskratzer. In diesem Katzen-Café ist die Katze König - und Kunde, denn es handelt sich um samtpfotige Alien-Bewohner eurer Raumstation, die einem Job nachgehen. Vermutlich als professioneller Eiskratzer.

Aber Vorsicht! Hinter der Tür könnten vergessene Killerroboter lauern, eine uralte Seuche oder sonstige Gefahren. Vielleicht sind's aber auch »nur« Gehirnschnecken, die sich an den Köpfen euer Alien-Anwohner festsaugen, eine von mehreren Krankheiten, die ihr von mehr oder weniger begabten Ärzten à la Two Point Hospital behandeln lasst.

Und wenn ihr schon dabei seid, könnt ihr ja auch gleich noch mehr Mülleimer aufstellen und einen Atmosphärefilter gegen die schlechte Luft installieren und die Aliens wünschen sich ja schon lange ein Starbuck... äh, Star-Cats-Café, ach, habt ihr schon die Lootboxen mit einem von drei Ingame-Hüten gesehen? Keine Sorge, keine Sorge, die sind nur für die Aliens und beinhalten keine realen Mikrotransaktionen, alles nur ein Scherz, haha, hihi, macht euch mal locker, wir sind hier schließlich bei Realmforge!

Startopia bekommt mit Spacebase nach 18 Jahren endlich einen Quasi-Nachfolger Video starten 1:51 Startopia bekommt mit Spacebase nach 18 Jahren endlich einen Quasi-Nachfolger

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Es gibt viel zu tun in Spacebase Startopia und bei unserem kurzen Blick auf eine Pre-Alpha-Version entsteht schnell ein buntes Treiben am Bildschirm, angetrieben von der Unity Engine. Der 60er-Jahre-Gedenkstil ist nicht atemberaubend, aber starkes Cel-Shading verpasst Figuren und Gebäuden einen dicken schwarzen Rand und kaschiert Mängel im Detail.

Das Gameplay geht über das simple Prinzip des Raumbaus zum Anlocken neuer Alien-Arten hinaus. So müssen für besonders anspruchsvolle Völker bestimmte Nahrungsmittel erst angebaut und dann ins Lagerhaus und von dort zur Essenausgabe transportiert werden - erneut entweder automatisch mit den Fuzzy-Droiden oder manuell per allmächtiger Geisterhand des Stationsaufsehers/Spielers.

Je zufriedener die Bevölkerung, umso höher fällt die Stationsbewertung aus, das vornehmliche Spielziel. Die Kampagne soll freilich auch andere Missionstypen besitzen, man wolle »Minimum 15 Level und zehn Stunden« anbieten, so Realmforges Creative Director Christian Wolfertsstetter.

Spacebase Startopia - Screenshots ansehen

In dieser Zeit stehen auch Kämpfe auf dem Plan: Um sich gegen anlandende Piraten, aus dem Biodeck buddelnde feindliche Aliens und andere Gefahren zu verteidigen, baut ihr eine Streitmacht aus Mechs auf. Die darf dann wie in Dungeons 3 per klassischer Echtzeitstrategie-Manier mit direkter Steuerung in Richtung Gegner gehetzt werden - auch im Mehrspielermodus.

Die Fuzzy-Droids kümmern sich um die Ausführung eurer Baupläne. Moment mal, ist das der GameStar-Stern im Hintergrund? Plagiat! Die Fuzzy-Droids kümmern sich um die Ausführung eurer Baupläne. Moment mal, ist das der GameStar-Stern im Hintergrund? Plagiat!

Spacebase Startopia wird zum Release im 3. Quartal 2020 nämlich einen Multiplayer-Modus bieten, in dem mehrere Spieler auf einer einzigen Station um die Vorherrschaft ringen. Der PvP ist nur möglich, weil Realmforge und Kalypso Unterstützung bei der Entwicklung bekommen: Der FFF Bayern (FilmFernsehFonds) und das EU-Förderprogramm Creative Europa haben bei der Finanzierung geholfen.

Es ist nicht überliefert, ob die Verantwortlichen den Nerv hatten, Spacebase Startopia dabei für seinen »Mut zu Innovationen« auszuzeichnen. Aber wenn das Ergebnis Spaß macht, ist das letzten Endes ja auch egal.

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