Sträflich unterschätzt - Batman: Arkham Origins

Rocksteady macht die besten Batman-Spiele? Mag sein, aber Batman: Arkham Origins hat sein Schattendasein troztdem nicht verdient, findet GameStar-Redakteur Christian Fritz Schneider.

Christian Fritz Schneider gab Batman: Arkham Origins eine zweite Chance und wurde mit einer Spielspaß-Überraschung belohnt. Christian Fritz Schneider gab Batman: Arkham Origins eine zweite Chance und wurde mit einer Spielspaß-Überraschung belohnt.

Das neue Batman: Arkham Knight werde ich wohl erst spielen, wenn alle DLCs erhältlich sind. Schließlich fressen Open-World-Spiele viel Zeit und ich renne da sicher nicht zweimal durch, nur weil es zum Release kein komplettes Spiel gibt. Aber was tun, wenn der kleine Batman-Hunger kommt? Die Antwort hieß für mich Batman: Arkham Origins, der kleine, ungeliebte Bruder der Rocksteady-Trilogie.

Also habe ich die PC-Version von Origins am Wochenende vor dem Arkham-Knight-Release zum ersten Mal komplett durchgespielt, inklusive der hübschen PhysX-Effekte, die den Schnee so nett in Wallung bringen. Das Ergebnis war eine richtig schöne Überraschung, denn nach einem etwas müden Start glänzt Arkham Origin mit einer wendungsreichen Handlung und der gewohnten Gameplay-Qualität der Arkham-Serie.

Warum erst jetzt?

Ich hatte Batman: Arkham Origins kurz nach dem Release 2013 das erste Mal gespielt, allerdings nur den Anfang. Irgendwie war schnell die Luft raus. Kein Wunder, denn die Ausgangssituation um den nur Comic-Kennern bekannten Bösewicht Black Mask, der in der Weihnachtsnacht acht Killer auf Batman ansetzt, ist weder einfallsreich noch spannend. Sie klingt eher nach lästigem Abarbeiten. Ich muss also nach und nach gegen diese acht Killer kämpfen? Gähn.

Und dann wieder diese große, offene Spielwelt in der alle fünf Meter ein Enigma-Datenpaket versteckt ist. Noch so eine ermüdend klingende Aufgabe, mit der Spielentwickler seit Jahren ihre Open Worlds zukleistern, damit sie nicht so viele teure Story-Inhalte bauen müssen.

Nein, Arkham Origins hatte keinen guten Start bei mir. Und damit bin ich nicht allein. Während die Arkham-Spiele von Rocksteady meist hohe 80er, oft sogar über 90 Punkte-Wertungen kassierten, liegt der Metacritic-Score für Origins (entwickelt von Warner Bros. Games Montréal und Splash Damage) bei 74 Punkten. Bei GameStar gabe es für Batman: Arkham Origins im Test immerhin 81 Punkte. Aber Punkte Schmunkte, warum, Herr Schneider, ist Origins denn nun besser als gedacht?

Warum Batman: Arkham Origins besser ist als sein Ruf

Drei Gründe: Die Hauptstory, das Gameplay, einige Nebenquests. Zum Gameplay muss ich nicht viel sagen: Origins übernimmt die Stärken von Arkham Asylum und Arkham City. Natürlich gibt es ein paar neue Spielzeuge, aber die sind kaum der Rede wert. Trotzdem funktioniert die Spielmechanik immer noch so gut, dass sie problemlos das ganze Spiel lang Spaß macht. Gegner von Wasserspeiern aus heimlich ausschalten, mit langen Kampf-Combos die Punktezahl in die Höhe treiben - super. Und dann ist da ja noch das freie Herumfliegen in der Stadt, das beim ständigen Schnefall gleich nochmal besser aussieht.

Während die meisten Nebenquest in »komme schnell von A nach B« oder »zerstöre sechs davon und hiervon« enden, überrascht die Hutmacher-Quest mit einem grotesken 2D-Plattformer-Ausflug in eine Horrorvariante von Alice im Wunderland, die an Alice: Madness Returns erinnert. Und auch die Mordfälle, die wir in der Stadt entdecken und lösen, sind eine schöne Abwechslung.

Batman: Arkham Origins - Test-Video zur PC-Version Video starten 13:16 Batman: Arkham Origins - Test-Video zur PC-Version

Die größte Überraschung war allerdings die Hauptkampagne. Vom 8-Killer-gegen-Batman-Start hatte ich mir nicht viel versprochen. Nun bin ich aber ein Kampagnen-Spieler, ich brauche eine Story, die mich halbwegs interessiert und bei der Stange hält. Ich bin der klassische Solo-Spieler, der nicht Millionen Datenpakete sammeln will, nichts aufbauen oder craften, sondern in erster Linie eine Geschichte erleben will. Was interessiert mich also dieser Black Mask mit seinen Killern, von denen ich die Hälfte gar nicht kenne, weil ich keine Batman-Comics lese? Er interessiert mich gar nicht. Und das wussten wohl auch die Entwickler von Arkham Origins. Denn ... Achtung Spoiler!

Warnung: der folgende Absatz enthält Spoiler

Denn Black Mask ist eine Finte, ein Ablenkungsmanöver. In der Story stellt sich schnell heraus, dass sich Black Mask seit einiger Zeit merkwürdig verhält. Und dann wird auch noch seine Leiche gefunden. Also untersuche ich den Tatort, sammle mit einer tollen Vor- und Rückspulfunktion Beweise und stelle den Mord nach. Hat da der Pinguin seine Finger im Spiel? Ist Black Mask überhaupt nicht tot? Oder ist hier ein neuer Gegenspieler am Werk, eine Bedrohung, wie sie der junge Batman noch nie erlebt hat?

Ach ja, Origins spielt vor den anderen Batman-Spielen, soviel muss man an dieser Stelle natürlich wissen. Mehr will ich aber auch nicht verraten. Nur soviel: Die Story steckt voller Überraschungen und nach dem müden Start gibt es auch für Spieler, die sich in der Welt von Batman nicht sehr gut auskennen, genug zu erleben. Vielleicht war es damals doch ein Marketing-Fehler, in der Werbung und in den Artikeln darauf zu bestehen, nichts über die Story zu spoilern. Wüssten die Spieler, wer in Arkham Origins wirklich alles auftaucht, hätte es wohl mehr Interesse für diesen umfangreichen Batman-Ableger gegeben.

Plattformen und DLC-Infos

Wer Batman: Arkham Origins jetzt noch nachholen will, kann das Spiel auf Xbox 360, PS3 oder auf dem PC (Steam-Anbindung) spielen, Kostenpunkt: zwischen 15 und 25 Euro. Es gibt eine komplette deutsche Vertonung mit vielen Sprechern der Filme. Die englische Sprachfassung setzt auf die bekannten Stimmen der animierten TV-Serie. Es gibt auch einen Season-Pass, wirklich sinnvoll dabei ist aber eigentlich nur der Story-DLC Cold, Cold Heart. Darin gibt's einen neuen Anzug und ein Wiedersehen mit Mr. Freeze. Der andere DLC Initiation bringt nur neue Challenge-Maps, Anzug-Grafiken und Bruce Wayne als spielbaren Charakter in den Challenge-Maps.

Der Autor
Christian Fritz Schneider arbeitet seit mehr als sieben Jahren bei GameStar und GamePro und leitet dort das Content-Management-Team der beiden Webseiten. Wenn er nicht gerade seine Steam-Bibliothek mit neuen Spielen vollmüllt (und sie dann Monate später endlich ausprobiert), spielt er außerdem noch mit den Kollegen Obermeier und Feith und Ex-Kollege Martin Le auf dem YouTube-Kanal GameTube. Und alles, was selbst für GameTube zu klein, zu merkwürdig oder zu alt ist, landet bei GrummelFritz.

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